Rezension

Tolle Unterhaltung!

Das verbotene Eden - David und Juna - Thomas Thiemeyer

Das verbotene Eden - David und Juna
von Thomas Thiemeyer

Das verbotene Eden hat mich zweierlei überrascht. Einmal dahingehend, dass der Weltenaufbau ganz anders war, als ich gedacht habe und dann auch was die Liebesgeschichte angeht. Als ich die ersten Seiten hinter mir hatte dachte ich, dass ich mich in einem High-Fantasy Roman befinde. Junas Auftritt auf ihrem Pferd, gekleidet in eine "Rüstung" und mit einem Falken an ihrer Seite - da kann man schon mal auf falsche Gedanken kommen. Auch die Einführung von David hat in dieses Bild gepasst, so wie das Kloster und die dort herumstehenden Dinge beschrieben werden. Ich war verwirrt. Doch nach und nach erkennt man auch die Überbleibsel der vergangenen Zivilisation: Schusswaffen, Autos und einiges mehr. Obwohl diese Dinge recht widersprüchlich sind, haben sie doch ein stimmiges Gesamtbild ergeben und eine sehr interessante Welt geschaffen. Es entspricht nicht dem typisch dystopischen Weltbild wodurch es seine ganz eigene Atmosphäre hat. 

Auch der Schreibstil, der manchmal etwas sehr historisches hat, passt genauestens in dieses Bild. Anfangs, als ich noch nicht genau wusste, wie ich Das verbotene Eden einordnen soll, war ich damit ein wenig überfordert, aber das hat sich dann schnell gelegt und ich bin in den Seiten versunken.

Dass Männer und Frauen getrennt und verfeindet leben, bringt ebenfalls einige Besonderheiten mit sich. Das klassische Familienbild gibt es nicht und gleichgeschlechtliche Beziehungen sind wohl keine Seltenheit. Auch Juna lebt in solch einer Beziehung mit Gwen, was ebenfalls ein Aspekt ist, den es so bisher noch in keinem Buch gab, das ich gelesen habe. Doch natürlich kennt sie es nicht anders, hat sie doch noch nie mit Männern zusammengelebt. Juna ist eine starke junge Frau, die sich auch für andere einsetzt und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Sie ist intelligent und durchschau andere Leute schnell. Müsste ich mich bei Juna und David entscheiden, wer von beiden "die Hosen anhat", dann wäre es eindeutig Juna. David war leider nicht so einprägsam wie sie. Er erschien mir die meiste Zeit über sehr blass. Er versteckt sich hinter seinen Büchern und schmilzt bei "Romeo und Julia" dahin, um es mal übertrieben zu sagen. An einigen Stellen habe ich ihn sogar ein bisschen belächelt, weil er mir so naiv und einfach ein bisschen "döselig" vorkam. Ich weiß gar nicht wie ich das ausdrücken soll. Er hat mir gut gefallen, das ist keine Frage, aber ihm hat das gewisse Etwas, der "Pepp" gefehlt. 

Dass das Buch abwechselnd aus der Sicht beider Protagonisten geschildert ist, hat mir sehr gut gefallen. Ich bin ja ein großer Fan davon, beiden Teilen eines Paares in den Kopf zu schauen. Dadurch bekommt man einfach viel mehr mit. Bei David und Juna geht das aber auch kaum anders, immerhin kennen die beiden sich ja zu Beginn nicht und leben in total unterschiedlichen Städten, was ihn diesem Fall auch Welten bedeutet. Die beiden haben ein paar Beinahe-Begegnungen, die mich ganz schön auf die Folter gespannt haben. Als die beiden sich dann endlich begegnen habe ich einen Freudenschrei ausgerufen. 

Leider komme ich damit aber auch zu meinem größten Kritikpunkt an der Geschichte. David und Juna. Beide sind sie in Welten aufgewachsen, in denen das andere Geschlecht total schlecht gemacht wird und als DER Feind schlechthin gilt und dass diese Einstellung durch einen Virus vor vielen, vielen Jahren hervorgerufen wurde. Natürlich war mir klar, dass David & Juna da eine Ausnahme bilden werden, wenn sie sich begegnen, aber "wie" das passiert ist, hat mir nicht so gut gefallen. Bei der ersten richtigen Begegnung der beiden liest David Juna aus dem Buch vor und ich dachte, dass das wirklich eine tolle Sache mit den beiden wird. Als die beiden dann endlich mal viel Zeit zu zweit verbringen, habe ich mich schon auf endlose Dialoge und die sich aufbauende Spannung zwischen den beiden eingestellt und auch gefreut. Dass dann aber ausgerechnet diese Zeit und damit auch die Gespräche "übersprungen" und nur kurz zusammengefasst wurden, hat mich echt gestört. In einem Moment sind sich die beiden noch fremd, im anderen wollen sie zusammen fliehen und sich eine neue Zukunft aufbauen. Nach Tagen. Damit will und kann ich mich einfach nicht zufrieden geben. Nein, das war mir einfach zu wenig. Schade, schade.

Der Rest des Buches kann das aber fast problemlos ausgleichen. Das Buch ist durchweg Spannend, weil es immer wieder kleinere Etappen zu meistern gilt, bevor das Ganze dann auf das wirklich gute Finale hinausläuft. An einigen Stellen war ich über die Ausmaße der Feindschaft zwischen Männern und Frauen wirklich geschockt und dieser "Krieg" hat auch etliche Opfer zu verzeichnen. Es werden auch immer wieder Informationen preisgegeben, die darauf hindeuten, dass in der Vergangenheit mehr passiert sein muss, als man auf den ersten Blick erkennt. Man erfährt nicht besonders viel über die "dunklen Jahre" und deren Hintergünde, da werden hoffentlich die Folgebände noch etwas aufschlussreicher sein. 

Die anderen Charaktere, die neben David und Juna auftreten, haben mir allesamt gut gefallen, egal ob gut oder böse, da sie alle einen Wiedererkennungswert haben. Sie haben jeder auf seine Weise zu der Komplexität des Buches beigetragen und es somit sehr lesenswert gemacht. Ich habe auch schon die Protagonisten aus dem dritten Band der Reihe kennengelernt... Ich bin mal gespannt, wen man sonst noch alles wiedersehen wird. 

FAZIT
Ein Mix aus historischen, dystopischen und ganz neuen Elementen machen Das verbotene Eden zu einem Buch mit einer ganz eigenen und guten Atmosphäre. Es ist spannend von vorne bis hinten und bietet immer wieder neue Dinge, die man entdecken und über die man nachdenken kann. Juna ist eine tolle Protagonistin, die David ziemlich in den Schatten stellt. Die Beziehung der beiden ist nachvollziehbar, hat aber leider nicht den Raum im Buch bekommen, den ich mir erhofft hatte. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und freue mich schon auf den nächsten Band, in dem Gwen eine Hauptrolle übernehmen wird.