Rezension

Tolles Cover, Geschichteo.k.

Die Radfahrerin -

Die Radfahrerin
von Susanna Leonard

Die Radfahrerin Annie Londonderry ein Roman von Susanna Leonard

Alonso Peck hielt das Columbia-Fahrrad fest, damit Annie auf den Sattel steigen konnte. „Wie klein und zierlich sie ist“, sagte Peter Goldberg mit leiser Stimme, in der für John unüberhörbar ein besorgter, fast ein wenig mitleidiger Unterton schwang. S. 167

Die Autorin lässt sich 170 Seiten Zeit, ehe Annie Londonderry, alias Annie Kopchovsky mit ihrem Fahrrad zu dieser unsäglichen Weltreise aufbricht. Geschuldet ist dieses Unterfangen einer Wetter von Männern im Jahr 1894, im Kaminzimmer eines Bostoner Herrenclubs, der mit einem Handschlag besiegelt wird. Dies ergibt sich, da sich das männliche Geschlecht größtenteils erhaben über die Frauen stellt. Zu fast unerfüllbare Wettbedingungen glauben sie nicht an den Mut und die Intelligenz eines weiblichen Wesens. Einzig Professor John Dowe glaubt an das weibliche Geschlecht und geht diese Wette, angesichts des hohen Preisgeldes mit einem mulmigen Gefühl, mit dem Geschäftsmann Samuel Thatcher ein. Der unterschwellige Spürsinn fürs Geschäft und den Erfolg vor Augen wird durch diese Grundstimmung im Romans begleiten. So flunkert die liebe Annie angesichts winkender Geschäftsmodelle und lügt am Ende bis sich die Balken biegen. Wie es dazu kommt, dass Annie die Frau ist, die zu den angegebenen Wettbedingungen die Welt umrunden will, beschreibt Susanna Leonard auf den ersten 170 Seiten.

Der Rest des Romans handelt von der Reise dieser taffen Frau und ihren Unterstützern, wie sie Berühmtheit erlangt und sich ihr Leben durch diese Erlebnisse ändert. Dabei bleibt die Autorin vage, manche Fragen bleiben offen und der Fantasie des Lesers überlassen. Einige Nebenfiguren waren für mich interessanter und charakterlich besser dargestellt, als die Hauptprotagonistin selbst. Der Schreibstil, gerade zu Anfang, hat mich abgeholt und ich konnte der Geschichte flüssig folgen. Auch Annies Beweggründe erschienen mir dabei logisch. Der Mittelteil konnte mich nicht begeistern, da Annie mit den Unwahrheiten zu Übertreibungen neigte und der Hauptschwerpunkt auf der Reklame und Werbearbeit lag. Somit verlor ich tatsächlich die Leselust darüber. Doch erarbeitete die Autorin das Bild der Protagonistin anhand wahrer Begebenheiten. Daher gab ich der Hauptfigur noch eine Chance und beendete das Buch. Die Reiseberichte traten hier wieder in den Vordergrund nur mit dem offenen Ende bleibt ein Rest an Sehnsucht nach Aufklärung rund um Annie und ihre Familie. Gerade über die Familienmitglieder hätte ich im Laufe der Geschichte und am Ende gern noch mehr erfahren.

Fazit: Eine Frau. Ein Fahrrad. Einmal um die Welt. Ich habe es gelesen. Für mich ist es kein Buch für ein zweites Mal.