Rezension

Träume...

Der Junge, der Träume schenkte - Luca Di Fulvio

Der Junge, der Träume schenkte
von Luca Di Fulvio

Inhalt: 
New York im Jahre 1909. Cetta hat mit ihrem Sohn Natale ihre Heimat Italien verlassen, um in Amerika ihre Träume von einem besseren Leben zu verwirklichen. Da sie sich ein Leben ohne ihren geliebten Christmas, wie er in New York getauft wird, nicht vorstellen kann, muss Cetta lernen, dass auch Amerika nicht das Land der unbegrenzten Träume ist. Sie beginnt schließlich eine Arbeit im Bordell, um ihre kleine Familie über Wasser zu halten. Dies gelingt inmitten der Lower East Side, in denen Gangs und Kriminalität die Straße regieren nur mit geringem Erfolg. Doch Cetta und vor allem Christmas lernen sich durchzuschlagen, denn er ist der Junge der Träume schenkt. 

Meine Meinung: 
Normalerweise bin ich kein Fan von Büchern, die ganz oben auf der Bestsellerliste stehen, oder über die schon zig Leute gesagt haben „Muss man lesen!“. Meistens stellen sich solche Bücher als ein überbewerteter Hype raus, der sich am Ende als Fledermaus entpuppt. Doch „Der Junge der Träume schenkte“, ist ein Buch was den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die Seitenanzahl beträgt knapp 800 und sie vergehen wie im Flug, ohne dass man daran denkt was kommt denn noch, damit man die Lücken füllt. 

Zuerst ist das Cover zu loben, denn das Sepia spiegelt die „alten“ Zeiten wieder und auch der Junge lässt sich ein wenig mit Christmas identifizieren, auch wenn da eindeutig die charmante blonde Locke fehlt, die ihm in die Stirn fällt. 
Luca Di Fulvio hat hier Charaktere geschaffen, die einfach so real sind und den Leser verzaubern. Der Autor hat hier gezeigt, dass es in einer noch so schweren Situation immer etwas geben kann, worauf man sich verlassen kann. 

Christmas ist natürlich einer der Hauptprotagonisten, der es in seinem Leben nicht leicht hatte. Gemeinsam mit seiner Mutter wächst er in der Lower East Side auf, in der Gewalt an der Tagesordnung steht. Auch seine Mutter Cetta wurde missbraucht und so ist Christmas der Sohn eines Gutsherrn. 
Es ist bewundernswert, wie der Junge sich durchschlägt und immer wieder auf dem schmalen Weg zwischen Kriminalität und dem Wunsch nach einem erfüllten Leben wandert. Man kann ihn auf diesen 800 Seiten begleiten, wie er erwachsen wird, wie er richtige und falsche Entscheidungen trifft, wie er Leute zu Grabe trägt, die er geliebt hat, wie er falsche Freunde entlarvt und wie er die richtigen wieder findet. Man liebt und leidet in jeder Lebenslage mit ihm und wünsche ihm eigentlich nur das Beste. 

Eine weitere Protagonistin in dem Buch ist Ruth. Sie ist ein jüdisches Mädchen, das in einem gut betuchten Elternhaus aufgewachsen ist, doch auch sie muss erfahren was Gewalt heißt, als sie von einem Angestellten ihres Vaters stark verstümmelt und vergewaltigt wird. Eine Tat, die sie ihr ganzes Leben lang verfolgt und ausgerechnet Christmas kommt ihr zur Hilfe und versucht ihr den richtigen Weg zu zeigen. Zwischen den beiden besteht eine besondere Verbindung, doch das Leben hat sich entschieden es den Zweien nicht leicht zu machen. 

Natürlich möchte ich an dieser Stelle nicht die ganze Geschichte verraten, sondern dazu animieren, dieses wirklich wunderbare Buch zu lesen, welches mich im Herzen berührt hat. Ein Autor schafft es nicht häufig den Leser über so einen langen Zeitraum zu fesseln und die Zeit zu vergessen, doch Luca Di Fulvio weiß eindeutig wie es geht.