Rezension

Unterhaltsame, spannende Fortsetzung über das Leben im Osten der BRD in den 50er Jahren

Die Heimkehr der Störche -

Die Heimkehr der Störche
von Theresia Graw

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Nachdem Dora und ihre Familie aus Ostpreußen vertrieben wurden, müssen sie auf einem Hof in der Lüneburger Heide schwer schuften. Doch Doras Konflikt mit der Bäuerin und ihr großer Traum Tierärztin zu werden, veranlassen sie, nach Ostberlin zu ziehen und dort nach ihrer großen Liebe Curt zu suchen. Aber in Ostberlin brodelt es und Doras Träume drohen alle zu zerplatzen…

Meinung: Die Fortsetzung der Gutsherrin-Saga ist wieder mal sehr unterhaltsam und es hat Spaß gemacht, den Werdegang der Twardys mitzuverfolgen. Einerseits die Umstellung von stolzen Gutsbesitzern zu Angestellten, aber auch den vielen Einschränkungen nach Ende des Krieges in den 50er Jahren.

Der Konflikt zwischen Ost und Westberlin und die harten Maßnahmen und Überwachungen der Stasi bereiten so einige Male Gänsehaut. Detailliert und oft auch düster schildert die Autorin die Gefahr, die mit den harten Regelungen und Ansichten verbunden sind. Alles ist durchkontrolliert, man weiß nicht mehr, wer Freund oder Verräter ist.

Auch Dora erlebt mehrmals, was es heißt, sich mit dem Feind zu verbünden, wenn man für die große Liebe und ums Überleben kämpft. Ich war oft schockiert, wie verblendet die Menschen ihre Ziele verfolgt haben, wie rigoros sie vorgingen und mit welch üblen Methoden versucht wurde, das Volk klein zu halten.

Die Begegnung mit all den liebgewonnen Freunden und Verwandten - wie sie älter werden, sich beruflich und privat verändern - hat ebenso viel Freude gemacht, wie neue liebenswerte Menschen kennenzulernen, die für einige Überraschungen sorgen und die Geschichte noch unterhaltsamer machen.

Ich habe Doras Mut und Ehrgeiz bewundert, wie sie sich durchkämpft, zu ihren Prinzipien und Überzeugungen steht und sich gleichzeitig so liebevoll und besorgt um Curts Tochter kümmert. Teilweise aber auch zerrissen ist zwischen Loyalität zur Familie und ihren Freunden und dem, was der Staat einfordert.

Das Cover gefällt mir auch wieder sehr und der Titel ist auf raffinierte Weise in die Geschichte eingebunden, wie ein Hoffnungsschimmer, der Mut macht und seine Träume und Ziele nie aufzugeben.

Fazit: Sehr spannungsgeladen erlebt man eine interessante und toll recherchierte Reise in eine weitere düstere Epoche des Sozialismus, in die Menschen in ein Netz aus Kontrolle, Bespitzelung und Hörigkeit gepresst wurden – ohne jegliche Freiheiten und einer schlechten wirtschaftlichen Lage, unter der die Menschen extrem gelitten haben und es zunehmend zu brodeln begann. Die vielen Wendungen und Konflikte bieten gute Unterhaltung und sind häufig auch sehr emotional.

Dieser Teil ist zwar nicht ganz so stark und spannungsgeladen wie Teil 1, manche Situationen zogen sich ein wenig, aber alles in allem sehr lesenswert, fesselnd und bewegend.