Rezension

Utopie oder Dystopie?

Die Reinsten - Thore D. Hansen

Die Reinsten
von Thore D. Hansen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mehrere Jahrzehnte in der Zukunft liegt die Welt in Trümmern und die Natur ist stark zerstört worden durch den von den Menschen angetriebenen Klimawandel. Nur wenige haben überlebt und leben in geschützten Metropolen. Die künstliche Intelligenz Askit regiert das ganze System und treibt die Menschen zu Höchstleistungen an um das Leben auf der Erde wieder zu ermöglichen und die Folgen des Klimawandels zu entschärfen. Durch diverse Bewertungen und Analysen der Fehler der Menschheit in der Vergangenheit zählen andere Werte und Tugenden bei den Menschen und dementsprechend belohnt Askit auch dem System zugeneigte positive Einstellungen, Gedanken und unterbewusste Prozesse, die die nächste Stufe der menschlichen Evolution darstellen und die Reinsten genannt werden. Doch plötzlich ändert Askit sein Entscheidungs"verhalten", das auf eine Veränderung in seinem Algorithmus zurückzuführen ist und alles woran Eve und ihre Freunde geglaubt haben, gerät ins Schwanken.

 

Die Idee dahinter fand ich sogleich faszinierend wie auch unheimlich, bedenkt man, dass eine Maschine Einfluss auf das menschliche Gehirn nehmen und ihm Informationen entnehmen kann, die dem Besitzer nicht einmal bewusst und zugänglich sind. Aber genau dieser Ansatz macht das Buch zu etwas Besonderem und Ungewöhnlichem unter all den Utopien/Dystopien um künstliche Intelligenzen. 

Die Sprache ist gespickt mit fachwissenschaftlichen Begriffen, die mir persönlich allerdings keine Schwierigkeiten bereitet haben und viel über die Tiefe der Recherchen erahnen lassen. Zugleich hat mir der Sprachstil zugesetzt und zwar da viele lange, verschachtelte Sätze vorkommen, die das Lesen unnötig erschweren und nicht unbedingt zum besseren Verständnis des ohnehin komplexen Themas beitragen. Manchmal konnte ich einigen Gedankengängen und Erklärungen nur unzureichend folgen und hatte den Eindruck etwas Entscheidendes verpasst oder übersprungen zu haben. Das führte eher zu Demotivation und verringertem Interesse weiterzulesen.

Inhaltlich sind die Szenarien gut recherchiert und, sofern ich das überhaupt beurteilen kann, sehr authentisch dargestellt, sodass der Autor hier ein wirklich realistisches nachvollziehbares Setting geschaffen hat, welches sich sicherlich durch wissenschaftliche Erkenntnisse untermauern lässt. Leider hat der holprige Sprachstil das etwas zunichtegemacht und das Lesevergnügen geschmälert. Das führte unter anderem zu Verwirrungen und Missverständnissen bei mir und am Ende wurde ich immer noch nicht ganz schlau daraus und mir schwirrten viele unbeantwortete Fragen im Kopf herum.

Die Protagonisten sind sehr distanziert dargestellt, was allerdings auch beabsichtigt war, da Askit Rationalität und Vernunft fördert und die Charaktere dementsprechend auch so agieren und denken, sodass dies zur Kontinuität der Einstellungen innerhalb der Geschichte beiträgt und authentisch scheint. Die geringe Ausbildung der Sympathie zu den Charakteren hat mich nicht gestört.

 

Fazit: Ein interessantes komplexes Zukunftsszenario, das auf viele kluge Ideen und Gedankengänge schließen lässt und zudem fachlich umfassend recherchiert wurde. Nur an der sprachlichen Umsetzung hapert es und lässt die vom Autor geplant