Rezension

Verspricht leider mehr, als es hält

88 Namen -

88 Namen
von Matt Ruff

Bewertet mit 3 Sternen

John Chu ist Sherpa - er führt gegen Bezahlung Kundschaft durch beliebte Rollenspiele in einer Welt der nahen Zukunft. Doch nun hat er den Verdacht, dass sein neuster, sehr gut zahlender Kunde ein Diktator ist und steckt schnell in einem Dilemma. Zusätzlich zu dem, dass seine rachsüchtige Ex ihn zugrunde richten möchte.

 

Das Buch führt einen sofort mitten in eine Welt voller VR-Spiele, die Welt, mit der John groß geworden ist. Man begleitet John und seinen mysteriösen Kunden Mr. Jones durch einige der bekannten Rollenspiele und spürt richtig die Faszination dieser Spiele, auch wenn man wie ich bisher keine Erfahrung damit gemacht hat. Einige Erklärungen der zukünftigen Online-Welt sind etwas sperrig, sodass man gut aufpassen muss und in einigen Szenen verliert sich Ruff meiner Meinung nach unnötig unter der Gürtellinie, aber alles in allem findet man sich schnell ein. Die Seiten fliegen dahin. Immer wieder gibt es Rückblicke in die Zeit, als John Darla kennen lernte und für seine Sherpa-Crew anstellte. Darla: aufbrausend, unberechenbar, einfach nicht greifbar. Gleichzeitig macht man sich im Jetzt Gedanken, wer wohl hinter Mr. Jones und dessen Gegenspieler steckt. 

John selbst ist sympathisch, er versucht sich auch nicht als perfekt darzustellen. Im Gegenteil, obwohl er Erzähler ist weiß man schnell, wo seine Schwächen liegen. Und auch die anderen Personen, insbesondere seiner Crew, sind lebendig gestaltet und halten auch die eine oder andere Überraschung für einen (und John) bereit. Generell bin ich von Ruffs Charakteren und seiner Schreibweise und den Zwischentönen begeistert!

 

Leider kam das Ende viel zu schnell, womit ich nicht nur meine, dass sich das Buch leicht und unterhaltsam weglesen lies - das Ende selbst war wirklich schnell abgehakt, die Auflösung lässt mich unzufrieden zurück. Obwohl es mir Spaß gemacht hat zu lesen habe ich die ganze Zeit auf den großen Knall gewartet. Irgendetwas großes oder zumindest raffinierteres als das, was einem schlussendlich geboten wurde. So toll ich den Anfang des Buchs fand, so gerne ich die Szenen in den Spielen gelesen habe, die Erklärung für alles konnte mit meinen Erwartungen nicht mithalten.