Rezension

„88 Namen“ für: Das ist wirklich abgedreht!

88 Namen -

88 Namen
von Matt Ruff

Bewertet mit 4 Sternen

Nach den ersten Seiten war ich erst einmal irritiert. Was sind das für Abkürzungen, was bedeuten diese Begriffe, in welcher Welt bewege ich mich eigentlich gerade? Und dabei dachte ich, dass mir Gaming, Computerspiele gar nicht mal so fremd sind – allerdings eher aus der Außen- als aus der Innenperspektive. Und wie ich jetzt weiß: Das macht einen großen Unterschied. Zum Glück habe ich da diesen einen Freund. Der, der viele seiner Tage und Nächte in virtuellen Welten verbringt und mir als lebendiges Wiki geduldig den einen und auch den anderen Begriff erklärt hat, mir so ganz viel dabei geholfen hat, mich in Ruffs virtuellen Welten zurechtzufinden und zugleich meine Neugierde auf Onlinerollenspiele geweckt hat. Da wollen wir zukünftig ansetzen…

Dank dieser individuellen Betreuung haben wir über die Advents- und Weihnachtszeit nicht nur unseren Kontakt wieder intensiviert – was für ein wunderbarer Nebeneffekt dieses Buches! –, sondern auch die Geschichte hatte so die Möglichkeit, mich immer weiter in ihren Bann zu ziehen. Und Ruff bietet dem Leser so einiges, wenn dieser es nur vermag und gewillt ist, sich auf schräge Figuren, Handlungen fernab des Gewöhnlichen und auf einen Plot einzulassen, der so wohl nur in einer seiner Welten zu einem Plot werden kann. Womit er mich letztendlich aber so richtig gekriegt hat, war eine wirklich, wirklich coole Weltraumschlacht – gleich gefolgt von einer Zombiewelt, die mir eine wohlige Gänsehaut unter dem Weihnachtsbaum zauberte. Großartig!

Ich habe diesen Ausflug auf für mich unbekanntes Terrain nicht bereut – im Gegenteil. Auch, wenn ich mich nach den ersten Seiten ein wenig verzweifelt gefragt habe, ob ich wohl überhaupt zu der angestrebten Zielgruppe dieses Romans zähle. Aber vielleicht ist es genau das, was Ruff möchte: irritieren, verwirren, das Infragestellen des Gewohnten. Hat er alles bei mir geschafft. Und was er letztendlich noch geschafft hat: Ich fühlte mich gut unterhalten – in der VR in meinem Kopf.