Rezension

Verstörendes Meisterwerk

Lapvona -

Lapvona
von Ottessa Moshfegh

Bewertet mit 5 Sternen

Man nehme einen entstellten Protagonisten, ein alptraumhaftes Dorf und mische dies mit einer Menge Tabuthemen und Doppelmoral. Dann entferne man jegliche Moral und Empathie, würzt das Ganze mit magischem Realismus und runde es mit Ekel und Wahnsinn ab.

So in etwa könnte das Rezept von Lapvona klingen.

Das Buch zu bewerten, fällt mir ziemlich schwer. Die Handlung ist grausam, widerlich, eklig und lässt kaum ein schreckliches Erlebnis aus. Allerdings ist es sprachlich phänomenal geschrieben und lässt auch handlungstechnisch nichts zu Wünschen übrig.

Die Handlung war auf mehreren Ebenen brutal und ich musste das Buch meistens nach fünf Seiten wieder zur Seite legen und einmal tief durchatmen. Die Grausamkeit der Charaktere hat mich Anfangs noch mit voller Wucht getroffen, aber ich habe beim Lesen selbst gemerkt, wie ich Seite für Seite ebenfalls die Empathie verliere.

Es passiert einfach so viel Unvorhergesehenes, dass es keine Atempause gibt und man emotional selbst kaum mitkommt. Das Buch ist auf jeden Fall unfassbar spannend und lässt eine Menge Interpretationsspielraum zu. Trotzdem habe ich mich beim Lesen mehrmals gefragt, warum ich mir das Buch antue. Wahrscheinlich, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

Zart besaiteten Menschen würde ich von dem Buch abraten und allen anderen empfehle ich, das Buch mit anderen Menschen gemeinsam zu lesen.

Es gibt nämlich definitiv Redebedarf!

Lapvona ist ein verstörendes Meisterwerk, das mich in Gedanken bestimmt noch eine Weile begleiten wird.