Rezension

Was uns erinnern lässt – ein Leben, ein Schicksal zwischen und hinter den Zäunen, die jahrzehntelang Ost- und Westdeutschland trennten.

Was uns erinnern lässt - Kati Naumann

Was uns erinnern lässt
von Kati Naumann

Bewertet mit 5 Sternen

~~Kati Naumann erzählt in ihrem Roman die Geschichte einer Familie, die lange Jahre ein Hotel am Rennsteig betreiben konnte, bis der zweite Weltkrieg und die daraus resultierenden Folgen letztendlich dafür sorgten, dass sie ihre Heimat verloren.

In zwei zunächst unabhängigen Erzählsträngen wird zum einen die Geschichte der Hotelbesitzerfamilie Dressel in den Jahren 1945 bis 1977, und zum anderen die Entdeckung des im Jahr 2017 noch vollständig erhaltenen Kellers (nebst Geschirr, Tischwäsche, Besteck, selbst hergestellter Marmelade(!)) des Hotels durch die alleinerziehende Milla sowie ihre Kontaktaufnahme mit Familienangehörigen der ehemaligen Besitzer geschildert. Dabei wird nicht nur ein dunkles Familiengeheimnis aufgedeckt, es vollziehen sich auch bemerkenswerte Entwicklungen in den Persönlichkeiten der agierenden Personen.

Ein fesselnder und spannender Roman, in dem es meisterhaft gelungen ist, die Verhältnisse in Ostdeutschland, vor allem aber im s.g. Zonengrenzgebiet, zu schildern. Mit Alltagsereignissen und –beschreibungen, die Betroffenheit und Ärger, aber auch Hoffnung beim Lesen hervorrufen. So lebensecht und –nah geschrieben, dass der Eindruck entsteht, ein Stück reale Familiengeschichte miterleben bzw. nachlesen zu können. Wunderbar und ansprechend, ja sogar fesselnd wird ein Stück deutscher Geschichte aufbereitet, das in dieser Art und Weise gerade in den westdeutschen Bundesländern in dem geschilderten Ausmaß nicht bekannt sein dürfte. Ein großes Lob der Autorin für die Idee, diese Thematik aufzugreifen und sie in sehr unterhaltsamer Weise aufzubereiten und niederzuschreiben. Der Roman bietet viele Gedankenanstöße, sich mit den damaligen Verhältnissen intensiver zu beschäftigen und er sorgt zudem dafür, an Hand der geschilderten Alltagsprobleme das Leben hinter und zwischen den Zäunen besser zu verstehen.

Über allem spürt man aber die Liebe der Autorin zum Ort der Handlung, dem Wald rund um den Rennsteig. Dabei kommen ihr die eigenen Erinnerungen mit Sicherheit zu Gute, die letztendlich zur absoluten Glaubwürdigkeit des Romans beitragen.
Ein Roman, der in meinen Augen zu einem highligt der neueren deutschen Geschichte zählt und für den ich dankbar bin, ihn bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin lesen zu können. Es hat mich bereichert!