Rezension

Wenn KI auf Mittelalter trifft

Die Burg -

Die Burg
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4 Sternen

Keine Idee ist dem Milliardär Nevio zu spektakulär. Deshalb vereint er in seiner neuesten Attraktion die Vergangenheit mit der Zukunft: Eine alte Burg hat er zum Escape-Room umgebaut, welche von KI gesteuert wird. Die große Eröffnung steht an und somit ist es Zeit, die Werbetrommel zu rühren. Hierfür lädt er eine öffentlichkeitswirksame Gruppe an Teilnehmer:innen ein, denen das Abenteuer ihres Lebens bevorsteht. 

Das Schlagwort Künstliche Intelligenz bzw. KI ist in aller Munde. Daher finde ich es nicht ungewöhnlich, dass die stets hochaktuelle Autorin Ursula Pozanski das Thema in einem Thriller umsetzt. Gespannt war ich, wie es ihren Figuren in dem altertümlichen Gemäuer ergeht und welche Schrecken ihnen blühen.

Der Milliardär Nevio hat die Burg Greiffenau zu einem Escape-Room umgebaut, welcher dank modernster Technik alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Der Fantasie sind zwischen Geheimgängen, Verliesen und vermodernder Gewölbe kaum Grenzen gesetzt. Die KI passt Umfeld, Schwierigkeitsgrad und Zielsetzung vollkommen den Wünschen der Teilnehmer:innen an. 

Somit lädt er eine Gruppe aus unterschiedlichen Personen ein, die den Escape-Room gemeinsam testen und sich davon überzeugen sollen. 

An erster Stelle ist Maxim, der selbst einen Escape-Room betreibt und eher neidvoll als ehrfürchtig auf die Kreation des unerreichbaren Konkurrenten schielt. Dennoch nimmt er die Gelegenheit an und lässt sich - genau wie die anderen - auf das Erlebnis ein. 

So wagt man sich mit der Gruppe in das selbst gewählte Abenteuer in der Burg, welches sich bedrohlich anders entwickelt, als es ursprünglich gedacht war, und gefährliche Dimensionen annimmt.

Der Spannungsbogen ist meiner Meinung nach gelungen. Zuerst ist man auf Entdeckungsreise, macht mit den Figuren und der Burg Bekanntschaft, bevor man sich ins Unbekannte begibt. Es liegt erwartungsvolle Aufregung in der Luft und man ist gespannt, was womöglich im Escape-Room geschieht.

Die Atmosphäre entwickelt sich vom Spielerischen ins Düstere und ist teilweise von brutalen Szenen durchzogen. Diese haben mich erstaunt, weil Handlung, Erzählstil und die Ausgestaltung der Figuren eher an die Jugendbücher der Autorin erinnern. 

Obwohl die Spannung bis zur Mitte kontinuierlich steigt, erhält sie einen Dämpfer, indem die Charaktere doch etwas zu lange mit ihren Irrwegen beschäftigt sind. Hier war für mich der Schwung verloren, der sich zum Ende hin nicht mehr so wie anfangs entwickelte. Gelungen waren für mich die Überraschungen in der Burg und ich hatte den Eindruck auf den Spuren von Poznanskis Jugendbuch „Erebos“ zu wandeln, was insgesamt sehr vergnüglich gewesen ist. 

Für mich zählt „Die Burg“ zu den besseren Thriller der Autorin. Es macht Spaß, dass Gemäuer zu erkunden, die zwar oberflächlichen aber dennoch passend gestalteten Figuren zu begleiten und sich von den Tücken der KI überraschen zu lassen. 

Ich denke, wer die Bücher der Autorin mag, wird in „Die Burg“ eine spannende Zeit erleben und Vergnügen daran haben.