Rezension

Wunderschöne Atmosphäre

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand -

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand
von Axie Oh

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin sonst eigentlich eine Leserin, die niemals das Cover in ihren Rezensionen erwähnt. Aber das muss ich für dieses Buch ausnahmsweise einmal ändern. Denn es war dieses Cover, das mich bei den Neuerscheinungen so neugierig gemacht hat, dass ich das Buch unbedingt lesen musste. 
Ich mag mythologisch angehauchte Geschichten und obwohl ich eigentlich meist aus der griechischen Mythologie Bücher lese, war ich super gespannt auf die Adaption eines koreanischen Märchens. 

Ich bin keine große Romantikerin, Liebesgeschichten finde ich zwar schön und ich mag es auch, welche zu lesen. Aber ich brauche nicht immer die ausufernden Beschreibungen, die bis zum Maximum getriebenen Lobhudeleien auf Äußerlichkeiten oder Beziehungen, bei denen Autor:innen ihre Leserschaft quasi dazu zwingen, die jeweiligen Parteien zu mögen. Ich mag es einfach, wenn die Liebe zwischen Charakteren eher diskret zu spüren ist, immer da, nachvollziehbar und verständlich, aber ohne mir als Leserin aufgedrückt zu werden. 
Und hier gefiel mir die zarte Liebesgeschichte wirklich gut. 
Leider kommt hier aber auch gleich wieder eine kleine Einschränkung: Es war mir etwas zu sehr Insta Love. Während des Lesens fühlte es sich noch nicht danach an, im Nachhinein jedoch schon. Ich glaube, dass ich gleich zu Beginn der Geschichte schon wusste, wie es mit Mina und einem anderen Charakter weitergehen wird. So war ich schon von Anfang an auf das eingestellt, was im Laufe der Geschichte dann Wirklichkeit wurde. Nur eben einfach zu schnell, zu einfach.

Generell lebt die Geschichte von der wunderbaren Atmosphäre, die durch Axie Ohs beschreibenden Schreibstil hervorgerufen wird. 
Das Buch hatte einfach eine ganz eigene Stimmung, die ich sehr schön und passend zur Geschichte fand. Wenn ich jetzt über das Buch nachdenke, wirkt die Stimmung eher ruhig, fast gedämpft, etwas mystisch, aber mit ein bisschen Bedrohung weit im Hintergrund.  
Das Erzähltempo ist nicht sonderlich schnell. Der Geschichte wird viel Raum zur Entfaltung gegeben und es passt gut zur Atmosphäre. Ein zu actionreiches Tempo hätte nicht wirklich dazu gepasst. 
Obwohl es durchaus sehr spannende Passagen gab, bei denen das Tempo dann auch etwas angezogen wurde. 

Ich mochte die Charaktere, sie waren relativ gut beschrieben und teils echt spannend. Auf den zweiten Blick hin wirkten sie aber doch sehr farblos. Irgendwie fehlte es ihnen etwas an Tiefe, die meisten wirkten zwar anfangs sehr interessant, aber wirkliche Ecken hatten sie nicht. 
Teils mochte ich auch die Naivität von Mina nicht sonderlich. Anstatt Fragen zu stellen und Antworten zu fordern, ergab sie sich sehr schnell in ihr Schicksal. Auf der anderen Seite aber versucht sie alles, ihr Schicksal selber zu bestimmen. Sie ist ein sehr ambivalenter Charakter, der mich aber durchaus verzaubern konnte. Ich mochte vor allem ihre Schlagfertigkeit sehr gerne. 

Ich mochte die Geschichte, ich mochte viele der Charaktere, doch irgendwie fehlt mir noch immer etwas. Ich mochte den Plot, dann aber finde ich ihn auch nicht ganz greifbar. Eine sehr ambivalente Geschichte, die vor allem durch ihre Atmosphäre besticht.