Rezension

Authentische Jugendliebesgeschichte

Annähernd Alex
von Jenn Bennett

"Annäherend Alex" handelt von Bailey, die sich i einem Film-Forum mit einem gewissen Alex angefreundet hat. Wie es der Zufall so will, ist ihr Vater nach der Scheidung von Baileys Mutter von der Ost- an die Westküste gezogen, ausgerechnet in den Ort, in dem auch Alex angeblich wohnt. Als Bailey beschließt zu ihrem Vater zu ziehen, verrät sie Alex nichts, denn woher soll sie wissen, dass er auch der ist, als der er sich ausgegeben hat. Daher will sie ihn inkognito ausmachen. Doch ihre Mission rückt mehr und mehr in den Hintergrund, da sich ein gewisser Porter vom ersten Tag an in ihrer neuen Heimat in ihr Leben drängt.

Die Ausgangssituation, dass sich in einem großen Land wie den USA zwei Menschen in einem Film-Forum kennenlernen und letztlich durch Zufall im gleichen Ort leben, muss man natürlich definitiv als klischeehaft bezeichnen. Aber da dies wirklich das einzige Klischee an diesem Jugendbuch ist, nehme ich das als interessante Ausgangslage für dieses Buch gerne an.

Die Geschichte bietet zwei unterschiedliche Erzählweisen. Einmal erlebt man die Geschichte aus Baileys Sicht und zum anderen wird man als Leser Zeuge der geteilten Forenbeiträge von Mink (Username von Bailey) und Alex. Sehr unterschiedliche Erzählmomente, aber trotz der Unterschiede werden beide hervorragend genutzt die Protagonisten zu verstehen. Zudem gleiten diese Erzählarten wunderbar ineinander über. Sie sind Teile eines Ganzen, stehen aber nicht für sich, sondern ergänzen, begründen und erklären sich gegenseitig. Dies zeigt meiner Meinung nach schon wunderbar, dass die Autorin ein Händchen für gelungenes Erzählen hat.

Insgesamt wirkt die Geschichte sehr professionell: in ihrer Sprache, in ihren Figuren und eben im Aufbau. Die Geschichte wirkt zwar nicht abgehoben oder philosophisch, aber sie ist auch definitiv nicht Mainstream innerhalb der Liebesgeschichten für Jugendliche.

Die Figuren, allen voran Bailey und Porter, sind grandios. Ihr erstes Zusammentreffen ist noch holprig, aber daraus entwickelt sich eine wunderbar klischeefreie, absolut authentische Liebesgeschichte, der einige Höhen und Tiefen bevorstehen. Bailey hat mich in vielen Dingen so sehr an mich selbst erinnert. Vor allem mit ihrer Verletzlichkeit und Schüchternheit, die sich im richtigen Moment in Mut und Feuereifer verwandeln kann. Porter dagegen ist ein Sonnenschein, der trotz all der Schicksalschläge in seinem Leben die Lust an genau diesem nie verloren hat. Die beiden sind sehr verschieden, aber gerade das ergänzt sich über den Verlauf der Geschichte hinweg wunderbar. Die gemeinsamen Szenen sind unheimlich intensiv auf ungewöhnliche Weise beschrieben und da man alles aus Baileys Perspektive erlebt, ist die Gefahr groß, dass auch die Leser Porter verfallen.

Der Verlauf der Geschichte bietet genau die richtige Menge an Aufs und Abs. Sie besticht durch die kleinen, ebenso wie durch die großen Momente. Und das Beste: am Ende werden alle Erzählstränge zusammengebracht und zuende erzählt. Ich bin wirklich selten so zufrieden aus einer Geschichte herausgegangen, weil einfach alles stimmte.

Meine Lobeshymnen lassen es erahnen: "Annäherend Alex" erhält voller Überzeugung von mir fünf Sterne! Diese Liebesgeschichte kann ich nur jedem Jugendlichen ans Herz, aber auch all die Älteren, die gerne Jugendbücher lesen oder sich gerne an ihre Jugendzeit erinnern: zugreifen!