Rezension

Bin nicht warm geworden

Unterleuten
von Juli Zeh

Bewertet mit 2 Sternen

Langatmig bis Langweilig, auf jeden Fall viel zu LANG

Ich habe Juli Zehs Roman 'Unterleuten' erst im Anschluss an ihr Buch 'Untermenschen' gelesen, beide in diesem Jahr, 2022. 'Untermenschen' hat mir sehr gut gefallen. 'Unterleuten', die 600 Seiten habe ich ganz durchgelesen, es war auch eine Art Unterhaltung, aber mit diesem Buch bin ich nie warm geworden. Warum kann ich gar nicht so genau sagen, streckenweise hat es mich sogar gelangweilt. Die Kritiken des Buches empfinde ich als ziemlich überzogen, wie z.B. 'der Roman der Stunde' oder 'ein literarischer Triumph'.

Protagonistin des Buches ist das Dorf Unterleuten ('Berlin war nur eine Stunde entfernt und lag doch weiter weg als der Mond', 17) und seine Bewohner. Es geht um das Projekt, Windmühlen errichten zu wollen, die 'die Idylle in Scheiben schneiden' werden (129) und den Kampf der Dorfbewohner, dagegen, aber auch gegeneinander und gegen ihre persönlichen Schicksalsschläge. Ein Paralleluniversum.

'Unbemerkt von Politik, Presse und Wissenschaft existierte hier eine halb-anarchische, fast komplett auf sich gestellte Lebensform, eine Art vorstaatlicher Tauschgesellschaft, unfreiwillig subversiv, fernab vom Zugriff des Staates, vergessen, missachtet und deshalb auf seltsame Weise frei' (29).

Das Personenregister im Anhang ist hilfreich für das eigene Gedächtnis. Im Roman nimmt der Leser am Leben und an der Biographie jedes einzelnen Dorfbewohners teil. Er ist auch Zeitgeschichte, Chronik, z.B. die Loveparade.

Ohne Zweifel ist Zeh eine Formulierungskünstlerin 'Schaller war eine Katastrophe. Er war Jules und Gerhards persönliches Armageddon'(24), 'Der Garten stand reglos, als wäre der Wind noch nicht erfunden'(31), aber dennoch sollte ja irgendwie auch der Inhalt fesseln. Der geschilderte Selbstmord ist ziemlich eklig. 300 Seiten hätten es bestimmt auch getan. Ich vermute, es liegt v.a. an mir und meinem Geschmack,dass der Roman mir nicht wirklich gefällt.