Rezension

Drei Familien und ihre Bienen

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Die Geschichte der Bienen
von Maja Lunde

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als erstes muss ich einfach das wunderschöne Aussehen dieses Romans loben! Der Umschlag mit dem schlichten Bild der toten Biene ist einfach eine Augenweide. Und auch wenn man den Umschlag entfernt, ist das Buch schön anzusehen! Ich hab selbst mit dem „nackten“ Buch noch neidvolle Blicke geerntet. Auch innen hat sich jemand Gedanken um die Gestaltung gemacht: Die Überschriften der Geschichten sind durch verschiedene, zur Epoche passende Schriftarten voneinander unterschieden und der Name des jeweiligen Charakters findet sich auf jeder Seite seiner Geschichte – Verwechslung ausgeschlossen. Wenn doch nur jedes Buch so liebevoll und gelungen gestaltet wäre!

Maja Lunde hat drei interessante Geschichten ausgewählt, die durch die Bienen thematisch verbunden sind. Die Abwechslung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat mir gut gefallen. Die Geschichten von William, George und Tao waren insgesamt trauriger als ich dachte. Neben den Bienen geht es nämlich viel um Familie, Beruf(ung) und um das Scheitern. Der dystopische Teil den in der Hauptsache Tao vertritt blieb insgesamt recht dezent. Hier hätte Lunde gerne noch stärker oder gerne anhand eines weiteren Charakters auf die Veränderungen der Bienenlosen Welt eingehen können. Aber egal welcher Charakter gerade behandelt wird: Der Roman liest sich durchgehend leicht und flüssig.

Am interessantesten war für mich der Teil über William, der sozusagen hautnah die Innovation von Bienenkorb und verunreinigtem Honig zu Bienenbeute und einer für die Tiere schadlosen Honigernte miterlebt. Hier kann man viel lernen. Auch hat mir sein familiäres Umfeld am besten gefallen. Allen drei Hauptcharakteren gemein ist, dass sie zwar durch ihre Fehler nicht zu hundert Prozent sympathisch sind, aber dadurch umso menschlicher und plastischer. Die Nebencharaktere haben hier durchweg das größere Sympathiepotenzial.

Insgesamt konnte Die Geschichte der Bienen nicht ganz meine Erwartungen erfüllen. Zum einen bin ich mit keinem der drei Hauptcharaktere richtig warm geworden. Sie hatten alle drei etwas, das ich nicht mochte. Und ich hätte mir eine drastischere und unfangreichere Schilderung der Konsequenzen aus dem Bienensterben gewünscht. Es passiert im Roman einfach nicht viel mehr, als das, was man schon vom Klappentext erfährt. Die Geschichten der Familien standen insgesamt mehr in Vordergrund als die der Bienen.

Ich hoffe trotzdem, dass Maja Lundes Werk viele neue Hobbyimker hervorbringt und noch mehr Leute zweimal nachdenken lässt, bevor sie zu einer Flasche Roundup greifen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 05. Juni 2017 um 18:50

Sehr schöne Rezension. Das hätte den Roman noch toller gemacht, wenn mehr auf das bienenlose Land eingegangen worden wäre. Seh ich auch so. Trotzdem fand ich die Verknüpfung von tatsächlichen und nicht erfundenen ökologischen Problemen mit einer leicht hingetupften Dystopie prima und hilft, wie du sagst, vllt zu mehr Verständnis unserer Umwelt gegenüber.

Naibenak kommentierte am 05. Juni 2017 um 19:03

Hmm...ja...die Zukunftsvision war mir auch ein bisschen zu dünn. Aber die Charaktere fand ich klasse, trotz diverser Antipathien ;-) Echt schade, dass es dir letztlich nicht sooo gut gefallen hat, Minzi! Die Rezi ist aber auf jeden Fall sehr schön! :-)

katzenminze kommentierte am 22. Juni 2017 um 20:48

Danke! ^.^ Ich habe auch vielleich einfach nicht den richtigen Lesemoment erwischt. Wer weiß.

Übrigens habe ich hier gerade noch drei Rezensionsexemplare stehen, aber wenn ich die durch hab, stürze ich mich auf Gute Geister!! Das hatte ich ja in deinem Regal entdeckt. ;) Ich freu' mich schon! Habe es beim Osterwichteln geschenkt bekommen. <3

Naibenak kommentierte am 23. Juni 2017 um 10:57

Ohhh...Gute Geister ♥ Das KANN eigentlich nur gut gehen ;) So ein schönes Buch! Ganz viel Freude dir!!!

LySch kommentierte am 19. Juni 2017 um 09:56

Mir gefällt deine Rezi seeehr gut, Minzi! :) Da werd ich selber keine mehr schreiben, weil du meine Meinung zu dem Buch schon perfekt ausgedrückt hast. Kann dir nur zustimmen: Mir war es auch zuviel Familiendrama, zu wenig Biene und die Dystopie war leider auch zu dezent. Trotzdem habe ich den Roman gern gelesen, aber irgendwas hat mich gestört/ hat mir gefehlt...
Man muss aber auf jeden Fall würdigen, dass Lunde mit ihrem Roman fast schon spielerisch breites Interesse für die Bienen und den Naturschutz weckt und das ist einfach klasse! :)

katzenminze kommentierte am 22. Juni 2017 um 20:50

Dankeschön! :) Schade, dass es dir auch nicht 100% gefallen hat, aber schön, dass wir einer Meinung sind! :D

LySch kommentierte am 23. Juni 2017 um 10:46

Ja, so kann man es gut zusammenfassen *hihi* ;)