Rezension

Ein kunstvoller zweiter Band

Try & Trust -

Try & Trust
von Nena Tramountani

Bewertet mit 4 Sternen

„Try & Trust” ist nach „Fly & Forget” der zweite Band von Nena Tramountanis „Soho-Love“-Trilogie aus dem Penguin-Verlag. Jeder Teil erzählt voneinander unabhängig die Liebesgeschichte von einer von drei Studentinnen, die in einer WG in London wohnen. Vorwissen aus Band eins ist nicht erforderlich.

Mathilda hat den Männern vor Langem abgeschworen: Keine festen Beziehungen, nur One-Night-Stands. Dass ihre beste Freundin von dem Künstler Anthony nur ausgenutzt wird, ist ihr klar. Er ist jedoch einverstanden, Briony in Ruhe zu lassen – unter einer Bedingung: Mathilda lässt sich von ihm nackt malen. Ihren Körper zu zeigen, damit hat sie kein Problem. Nur an ihre Seele lässt sie niemanden ran. Auch wenn die Sitzungen schmerzhaften Erinnerungen und vergessene Träume wieder hervorholen.

Während Liv, die Protagonistin in Band eins, mir etwas konturlos erschien, hatte ich große Hoffnungen auf Mathilda gesetzt. Und das kann man ihr definitiv nicht vorwerfen: Sie ist präsent, sie ist laut, sie weiß, was sie will und fegt wie ein Wirbelsturm durch das Leben ihrer Mitmenschen und das Buch. Auch das Zusammenspiel mit Anthony fand ich stimmig, selbst wenn ich ihn ein ums andere mal für seine Geduld, sein Verständnis und seine Fähigkeit zu verzeihen bewundert habe.

Sehr gut gefallen hat mir außerdem das Thema „Kunst“. Man erfährt genug über Anthonys Arbeiten und die seiner Kolleg*innen, die Schwierigkeiten und die Branche, dass es einen interessanten, authentischen Hintergrund bildet. Während der Modell-Sitzungen mit Anthony wurden viele unterschiedliche Gefühle transportiert und als Leser*in konnte man den Wandel in Mathilda hautnah mitverfolgen. Wie die Kunst dafür genutzt wurde, empfand ich passend.

Anthony und Mathilda sind ein tolles Duo, die sich gemeinsam entwickelt haben und sehr gut zusammen funktionieren. Das ganz große Herzklopfen hat mir aber noch gefehlt.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Dieser zweite Band hat mir noch etwas besser gefallen, als der erste. Der künstlerische Hintergrund und die sehr persönlichen Gefühle setzen die Entwicklung der Charaktere in einen passenden Rahmen. Lediglich die Liebesgeschichte hätte noch etwas intensiver sein können. Ich freue mich aber sehr auf den dritten Band („Play & Pretend“; bereits erschienen), denn Briony ist mir jetzt nochmal ein ganzes Stück mehr ans Herz gewachsen und ich glaube, dass viel Potenzial in ihrer Geschichte steckt.