Rezension

Der Versuch zu viele Emotionen und Themen in einer Geschichte unterzubringen

Try & Trust -

Try & Trust
von Nena Tramountani

Bewertet mit 3 Sternen

Mittlerweile habe ich so viel von der Soho-Love-Reihe sowie der Wohngemeinschaft in London gehört, sodass ich diese Reihe auch unbedingt kennenlernen wollte. Da jedes Buch von einem eigenen Hauptcharakter handelt, dachte ich mir, dass es auch nicht so tragisch ist mit dem zweiten Teil zu starten. Generell habe ich das Gefühl, dass die Teile auch unabhängig voneinander gelesen werden können, aber alle Charaktere tauchen hier so viel auf, dass der Leser in allen Bänden viel über sie erfährt und so vielleicht eine chronologische Lesereihenfolge besser wäre. Ich habe in „Try & Trust“ beispielsweise schon einen Großteil von Brionys Hintergrundgeschichte erfahren, die jedoch erst die Hauptperson des Abschlusses der Trilogie wird.

Aber auch ohne die Vorkenntnisse bin ich sehr gut in die Geschichte gestartet. Matilda lernt der Leser direkt als eine sehr aufbrausende Figur kennen, die ihre Freunde wie eine Bärenmutter verteidigen würde. Ihr Beschützerinstinkt gegenüber Briony war für mich in dem Ausmaß nicht sonderlich nachvollziehbar. Matilda studiert Psychologie, da sollte sie eigentlich ihren Mitmenschen mehr Freiräume und mehr Entscheidungsgewalt eingestehen. Alles in allem war Matildas Verhalten mir häufig zu extrem und damit überzogen.

Im Vergleich zu ihr ist Anthony ein wahrer Ruhepol. Seine Vergangenheit ist eigentlich noch bewegender als die von Matilda, jedoch zeigt er seine Emotionen nicht in dem Maße. Ich denke, dass dies förderlich für die Geschichte ist, da keine zwei so gefühlstarken Persönlichkeiten Platz in der Handlung gehabt hätten. Für meinen Geschmack waren es so schon zu viele Themen und zu viele Emotionen. Die Autorin hat versucht jedem Charakter eine komplizierte Vergangenheit zu geben, sodass die Probleme teilweise überhandnehmen. Ich möchte hier nicht auf die ganzen Thematiken eingehen, die in dem Roman auftauchen, weil sie zu viel von der Handlung vorwegnehmen würden, aber es sind einige. Die Grundstimmung ist häufig sehr gedrückt und mir haben ein paar schöne, positive Momente gefehlt. Ich muss nicht immer nur glückliche Geschichten lesen, aber hier war die Atmosphäre so trist, dass sie mich beim Lesen komplett runtergezogen hat.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und ich mochte die Bilder, die die Autorin in meinem Kopf geschaffen hat, sodass ich das Buch weiterlesen wollte. Wäre der Stil nicht so gut gewesen, hätten mich sonst die Stimmung sowie die ganzen negativen Emotionen vom Lesen abgehalten. Es war gut, dass ich hier ein paar Tage lang viel Zeit zum Lesen hatte und so das Buch auch zeitnah beenden konnte. Wenn ich nicht so viel Zeit gehabt hätte, dann weiß ich nicht, ob mich all die Probleme der Charaktere irgendwann vom Lesen abgehalten hätten.

In Summe bin ich froh, dass ich nun auch die Wohngemeinschaft kennengelernt habe und bei den Diskussionen über die Reihe mitlesen kann. Das Buch war zwischenzeitlich nett zu lesen, aber ich denke nicht, dass ich die anderen Teile der Reihe noch lesen werde. Durch die Darstellung der Nebencharaktere habe ich schon zu viel von ihnen mitbekommen, sodass ich denke, dass die Grundstimmung und die vielen Probleme auch in den anderen beiden Büchern so erdrückend sein werden. Da greife ich lieber wieder zu einem etwas positiveren und weniger überladenen Roman.