Rezension

Ein neuer Fall für Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff

Wer Wind sät - Nele Neuhaus

Wer Wind sät
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Das Flugzeug, mit dem Kriminalkommissarin Pia Kirchhoff aus dem Urlaub zurückkehrt, landet mit erheblicher Verspätung. Noch am Flughafen wird sie telefonisch von ihrem Chef Oliver von Bodenstein kontaktiert. In einem Firmengebäude wurde die Leiche eines Nachtwächters gefunden. Da Bodenstein bei einem wichtigen Familienfest erwartet wird, bittet er Pia darum, direkt zum Leichenfundort zu fahren und die Ermittlungen aufzunehmen. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, als ob der Nachtwächter aufgrund seines hohen Alkoholkonsums zu Tode stürzte. Doch schnell wird klar, dass viel mehr hinter dem Tod des Mannes steckt. Nicht nur der tote Hamster, der auf einem der Schreibtische im Gebäude gefunden wird, und dessen Anblick beim Chef des Unternehmens für Entsetzen sorgt, weckt Pias Misstrauen. Im Zuge der Ermittlungen stellt sich heraus, dass die Firma plant, einen Windpark in der näheren Umgebung zu bauen und dabei auf den massiven Widerstand einer Bürgerinitiative stößt. Kostete dieser Streit den Nachtwächter das Leben? Schon bald fordert das Projekt einen weiteren Toten....

Dieser Band ist bereits der fünfte Fall für Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, können die Romane auch unabhängig voneinander gelesen werden. Man kann dem aktuellen Geschehen auch ohne die Vorkenntnisse aus den vorangegangenen Bänden folgen. Hintergrundinformationen zu den Ermittlern sind in die Handlung eingeflochten. Um der Weiterentwicklung der bekannten Charaktere und den beruflichen und privaten Nebenhandlungen zu folgen, empfiehlt sich allerdings die Einhaltung der Reihenfolge.

Das Ermittlerteam des Hofheimer K11 bekommt in diesem Band einen neuen Kollegen. Als Ersatz für Frank Behnke stößt Cem Altunay zum Team. Die Zusammenarbeit mit Cem Altunay gestaltet sich für Pia deutlich einfacher, als das mit Behnke der Fall war. Auf tatkräftige Unterstützung ist Pia bei diesem undurchsichtigen Fall besonders angewiesen. Denn Oliver von Bodenstein hält sich sehr zurück. Durch familiäre Verwicklungen  kann er die Ermittlungen nicht mehr unvoreingenommen betrachten. Außerdem verliebt er sich in eine Frau, deren Vergangenheit einige Rätsel aufgibt, und die dadurch ins Visier der Ermittlungen gerät. Es kommt zu Spannungen zwischen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Die Ermittlungsarbeit ruht auf Pias Schultern, während von Bodenstein mit eigenen Problemen beschäftigt ist. Auch in diesem Fall sorgt das Privatleben der Ermittler für interessante Nebenhandlungen.

Die Erzählung besteht aus mehreren Handlungssträngen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Gerade am Anfang ist deshalb nicht klar, in welche Richtung sich die Ermittlungen entwickeln werden. Dennoch ist das Geschehen interessant und verführt zum Weiterlesen. Es stellt sich schnell heraus, dass die geplante Windkraftanlage der Dreh- und Angelpunkt dieses Falls ist. Dieser aktuelle Bezug lässt den Roman besonders realistisch wirken. Doch auch andere Probleme werden thematisiert. Die Handlung ist deutlich komplexer als man ahnt. Die Hintergründe bleiben lange im Dunkeln und auch der Täter lässt sich nicht so einfach enttarnen. Es gelingt der Autorin hervorragend verschiedene Fährten auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Durch überraschende Wendungen bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten.

Der Schreibstil von Nele Neuhaus ist gewohnt flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich gut in die jeweiligen Personen hineinversetzen und ihren Handlungen folgen. Um die Übersicht über die unterschiedlichen Handlungsstränge und die jeweiligen Verwicklungen zu behalten, sollte dieser Band allerdings konzentriert gelesen werden.

Mittlerweile habe ich alle bisher erschienenen Fälle  des Ermittlerteams gelesen. Auch dieser konnte mich wieder durch eine spannende, unvorhersehbare Kriminalhandlung und facettenreiche Nebenhandlungen begeistern. Allerdings muss ich zugeben, dass es in der Serie Fälle gibt, die mir etwas besser gefallen haben. Die Entwicklung des Hauptprotagonisten Oliver von Bodenstein betrachte ich mit großer Sorge. Sein Verhalten hat sich stark geändert und ich kann nicht sagen, dass ich glücklich damit bin. Trotzdem bin ich sehr gespannt zu erfahren, ob und wie es weitergeht. Ich vergebe vier von fünf Bewertungssternen und natürlich eine klare Leseempfehlung für Fans der Taunus-Krimis.