Rezension

Ein sehr guter Regiokrimi, der einiges zum Nachdenken und zum Schmunzeln liefert

Veilchens Feuer - Joe Fischler

Veilchens Feuer
von Joe Fischler

Bewertet mit 4 Sternen

Toll geschrieber Alpenkrimi. Bin auf Teil 3 schon jetzt gespannt.

Es ist eine gut durchdachte, gekonnt geschriebene Geschichte, bei der man bis zum Schluss den Täter nicht erkennt, die zu einem großen Teil in den 70-ger im Musikermilieu spielt, als drugs, sex & rock ‘n roll noch das Leben der jungen Leute bestimmten. Veilchen soll einen Rockmusiker Wolf Rock schützen, auf den ein Anschlag während seines Abschiedstournees per Drohbrief angekündigt wurde.

Alle Figuren sind eindrucksvoll, stehen einem lebendig vor Augen, agieren gemäß ihrem Charakter und der Rolle in der Geschichte. Die wilden 70-ger erlebt man gleich mit. Spannend fand ich den Kontrast zwischen damals und heute. Der ehem. Impressario von Wolf Rock war damals auch ein Wilder, heute ist er ein Familienmensch, dem im Garten hinter eigenem Haus die Enkel auf die Knie krabbeln und der die Sachertorte seiner nicht mehr so jungen Frau zu schätzen weiß.

Ings. war es ein nettes Wiedersehen mit den Figuren, die man bereits im Veilchens Winter kennengelernt hat. Der Ermittler-Kollege Stolwerk wirkt hier schon fast verliebt. Veilchen aber hat ganz andere Prioritäten. Sie ist eine Ermittlerin durch und durch, fürs Privatleben bleibt kaum Zeit. In der Hinsicht und noch in einigen anderen Punkten ist Veilchen dem Wolf Rock nicht unähnlich. Vllt. deshalb findet sie so viel Verständnis und letztendlich Hingabe bei der Aufklärung des Falls und in den Szenen zum Schluss. Das Familienthema kam schon deutlich in der Geschichte durch, auch die der Freundschaft, des Zusammenhalts ohne wenn und aber. Etwas von Romantik, Humor und Ironie ist auch dabei.

Die Namen sind schon ein Gedicht: passen prima zu den Figuren, ihnen haftet oft ein Hauch von Ironie an.

Der Autor hat einen schönen, klaren, aussagestarken Schreibstil. Sehr erfreulich, dass er nicht alles zu erklären versucht, sondern schafft es, die Bilder vor Augen der Leser gekonnt zu zeichnen und lässt genug Raum für den Leser zum Mitmachen.

Es sind eigentlich zwei Geschichten: die „Kleinere“, die mal hier mal dort kurz auftaucht, wird parallel zur Hauptgeschichte der Ermittlung erzählt. Die kleine Story fließt zum Schluss in das Hauptthema und hat mit der Klärung der Frage nach dem Täter direkt zu tun. Tolle Idee, gekonnt und spannend umgesetzt.

Was zum Sterneabzug geführt hat: In dieser Folge war mir etwas weniger an Dingen, die mich in Veilchens Winter so beeindruckt haben. Ich musste nicht so oft schmunzeln, die Skurrilität der Figuren war doch etwas gedämpfter, die Souffleuse auf Veilchens Schulter meldete sich nicht so oft zu Wort. Oder spielt hier ein Gewöhnungsfaktor? An paar Stellen war mir mehr als nötig erklärt: Wenn aus der Darstellung schon klar hervorgeht, wie die Figur ist, da muss man nicht noch explizit sagen, der George wie Clooney Knoblauch war selbstverliebt. Aber es ist schon Meckern auf dem hohen Niveau.

Fazit: Ein sehr guter Regiokrimi, der einiges zum Nachdenken und zum Schmunzeln liefert. Ich habe ihn gerne gelesen und kann ihn gut weiterempfehlen. So ganz zu 5 Sternen hat es diesmal nicht gereicht, aber dafür gibt es die besonders hell leuchtenden vier Sterne und eine Leseempfehlung nicht nur für Krimifans. Ich bin auf die Fortsetzung sehr gespannt.