Rezension

Ein toll geschriebener, lesenswerter Alpenkrimi

Veilchens Feuer - Joe Fischler

Veilchens Feuer
von Joe Fischler

Bewertet mit 5 Sternen

Tolle Figuren, spannender Schluss, klasse geschrieben. Humor, Ironie und etwas Philosophie. Eine klare Empfehlung nicht nur für Krimifans.

Der zweite Fall mit Valerie Mauser, der Chefin der LKA aus Wien und ihrem Ermittler-Kollegen Manfred Stolwerk ist ein sehr gut gelungener Krimi mit Witz und Humor, mit einer philosophisch anmutenden Seite, rasant und hochspannend zum Schluss.

In dieser Folge vermittelt Veilchen im Milieu eines Rock-Musikers Wolf Rock, mit bürgerlichem Namen Gotthilf Semmelweiß, da er eine Drohung erhalten hat, dass er bei seinem Konzert in Innsbruck für „eine Schandtat ´76“ brennen würde. Veilchen ist wenig begeistert: sie mag weder den Musiker, der sich sehr zu inszenieren weiß, wie er es auf seiner Pressekonferenz deutlich demonstriert hat, noch sagt ihr seine Musik an sich zu. Ihr Chef lässt keine Zweifel offen: Veilchen muss ran. Also gewinnt sie und die Leser einige tiefe Einblicke ins Musikgeschäft und wie es um ´76 aussah. Die Aufgabe wird aber etwas versüßt: Sie trifft an der Pressekonferenz ihren Nachbaren, Musiker Sandro Weiler, der vor Wolf Rocks Konzert seinen Auftritt haben wird. Veilchen mag seine Lieder und ihn selbst findet sie auch recht sympathisch.

Wie im ersten Teil geht es auch in Veilchens Feuer schön humorig zu, was der Souffleuse auf Veilchens Schulter u.a. zu verdanken ist. Sie gibt ihre bissigen Kommentare zu Figuren und Geschehnissen und sorgt für eine gute Prise Ironie. Dieses Zusammenspiel vom Ironischen, Romantischen und Ernsten fand ich sehr gut gelungen.

Die Figuren sind überlebensgroß, haben ihren eigenen Charakter und eine spannende Vorgeschichte. Man fühlt sich sofort mitten im Geschehen, lernt „die Leute“ kennen, was bei mir dazu geführt hat, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte und es sehr schnell durch hatte. Stolwerk ist so ganz süß in dieser Folge. Er versucht, Veilchen mit einem schönen, selbst gekochten Abendessen und feinen Wein zu versorgen, damit sie etwas Anständiges mal isst. Veilchen aber rennt davon und stopft stattdessen eine Bratwurst und Bier aus der Dose an einer Bude draußen in sich hinein, da sie ja weiter ermitteln muss und der Zeuge, ein Reporter, eine köstliche Figur, wollte sich mit ihr eben sofort und an der Bude treffen. Mit dem Kollegen Geyer hat Veilchen wieder kein einfaches Auskommen, aber alles hat seinen Sinn und Zweck. Der Bürgermeister ist wieder da und nach wie vor wenig an der Wahrheitsfindung interessiert, eher am guten Image und hohen Verkaufszahlen. Der Wolf Rock, den Veilchen dann doch im Laufe der Ermittlungen besser kennenlernt, birgt schon die eine oder andere Überraschung. Unter der glitzernden wie stacheligen Oberfläche versteckt sich eine spannende und tragische Persönlichkeit, die Höhen und Tiefen des Lebens durchgemacht hat und immer noch bereit ist, sich dem Publikum zu stellen. Und natürlich das Mädchen, dessen Geschichte sich nach und nach, in kurzen, ein- bis halbseitigen, aber wunderbar dicht geschriebenen Texten vor Augen der Leser entfaltet. Sie ist der Teil des Puzzles, das zum Schluss gelöst wird, und gibt dem Leser Einblicke in die Welt dieses Mädchens, in ihre Ängste und Träume, und was dann daraus wird.

Der Schluss hat mir sehr zugesagt: Toll geschrieben, klasse durchkomponiert und vorbereitet. Diese Szenen im Stadion stehen einem so lebendig vor Augen, als ob man vor Ort dabei gewesen wäre, mit Veilchen in die Menge gesprungen ist und das Geschehen insg. miterlebt hat.

Die Sprache der Geschichte ist ein Genuss an sich. Der Ton ist mal ironisch, mal philosophisch angehaucht. Die Geschichte liest sich leicht, hat aber doch Tiefgang und wirft Fragen auf, z.B. zur Bedeutung der Familie, der echten Freundschaft, der Liebe, etc.

Veilchen vermisst ganz arg ihre Tochter, die sie vor ca. 20 Jahren weggeben musste. Ich vermute mal, dass der dritte Teil sich näher mit diesem Thema befassen wird. So oder so, ich habe Veilchens Feuer sehr gern gelesen, kann es gerne weiterempfehlen und bin bei der nächsten Folge dabei.

Die Ausgestaltung des Buches fand ich auch sehr gut gelungen. Diese runden Ecken, die haben schon ein besonderes Flair. Das Buch ist an sich leicht, handlich, kann man gut in einer Handtasche mitnehmen. Das Cover ist gut passend mit der Blume, hat einen Wiedererkennungswert. Bin gespannt, welche Blume auf dem Cover zum dritten Teil sein wird.