Rezension

Ein Wettlauf gegen die Zeit, der zunehmend langatmig erzählt wird. Die Rolle des blinden Mediums war mir zu esoterisch, die Aufklärung des Falls nur noch wenig realitätsnah.

Der Augensammler - Sebastian Fitzek

Der Augensammler
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Mörder tötet Frauen, entführt anschließend ihre Kinder und gibt dem Vater 45 Stunden und 7 Minuten Zeit, um das Versteck zu finden. Nach Ablauf der Frist tötet er das Kind und entfernt ihm das linke Auge. Der Mörder wird deshalb in den Medien nur als "Augensammler" bezeichnet.

Alexander Zorbach ist ehemaliger Polizeibeamter und aktiver Journalist, der über den Serienmörder berichtet. Als er selbst in Verdacht gerät, der "Augensammler" zu sein, trifft er auf eine blinde Physiotherapeutin, die behauptet, der "Augensammler" habe sie zur Behandlung aufgesucht. Mit ihr als Medium, denn sie wird seitdem von Visionen heimgesucht, versucht Zorbach den entführten 9-jährigen Jungen zu finden, bevor das Ultimatum abläuft.

"Der Augensammler" ist die Vorgeschichte des aktuellen Bestsellers "Playlist" von Sebastian Fitzek. Der Thriller wird aus der Perspektive mehrerer Protagonisten geschildert und ist dabei ähnlich wie ein Countdown aufgebaut, denn der Roman beginnt mit dem Epilog und endet mit dem Prolog, wobei von Kapitel 84 auf S. 442 bis Kapitel 1 heruntergezählt wird.

Der Fall ist spektakulär und nichts für schwache Nerven, denn die Qualen des entführten Kindes werden aus dessen Sicht geschildert, was Beklemmungen auslöst. Zudem schreckt auch die Polizei bei ihrer verzweifelten Suche nach dem Kind nicht vor Gewalt und Folter gegen die Verdächtigen zurück.

Die Suche nach dem "Augensammler" ist ein Wettlauf gegen die Zeit, der allerdings zunehmend langatmig erzählt wird. Dabei ist die Rolle von Zorbach undurchsichtig. Die Polizei unterstellt ihm Täterwissen und als Leser fragt man sich, warum der "Augensammler" ausgerechnet ihn in seine Taten hineinzieht. Man kann nur spekulieren, ob es sich um einen Akt der Rache handeln könnte, denn Zorbach hat in einem Einsatz als Polizist eine Frau erschossen. Die blinde Physiotherapeutin wurde offenbar an ihn herangespielt, was ebenfalls zunächst nicht erklärlich ist. Warum sollte der "Augensammler" ihm eine Hilfestellung in seinem perfiden Spiel geben?

Alina Gregoriev ist nach einem Unfall als Dreijährige blind, findet sich jedoch im Alltag sehr gut zurecht und möchte nicht als "behindert" abgestempelt werden. Sie hat zudem eine Gabe bei Körperkontakt unter Schmerz in die Vergangenheit blicken zu können. So hat sie offenbar auch die Morde des "Augensammlers" gesehen. Mir war die Rolle von Alina als blindes Medium etwas zu esoterisch und abgehoben. Auf diese Weise fand ich die Aufklärung des Falls fernab der Realität, so dass mich der Thriller ab diesem Zeitpunkt nur noch wenig fesseln konnte.