Rezension

Eine traumhafte Entführung zum Nordlicht

Töchter des Nordlichts - Christine Kabus

Töchter des Nordlichts
von Christine Kabus

Töchter des Nordlichts – Christine Kabus

Norwegenroman 

 

DURCH EIN JAHRHUNDERT GETRENNT, DURCH EINE GEMEINSAME GESCHICHTE VEREINT ...

 Oslo, 2011. Nora ist Mitte dreißig, als sie den Namen ihres Vaters erfährt: Ánok, ein samischer Student, der damals plötzlich aus dem Leben ihrer Mutter verschwand. Nora spürt, dass sie ihr Glück erst finden wird, wenn sie in die Heimat ihres Vaters reist. Doch die Sami und ihre Kultur erscheinen ihr lange fremd. Bis sie auf den charismatischen Hundezüchter Mielat trifft ...

Finnmark, 1915: Mit neun Jahren endet das friedliche Nomadenleben des Sami-Mädchens Áilu: Auf der Wanderung zu den Sommerweiden wird sie von norwegischen Beamten verschleppt und in ein Internat gesteckt, wo sie zu einem zivilisierten Mädchen geformt werden soll. Tatsächlich verleugnet Áilu lange ihre Herkunft. Doch der Ruf ihrer Heimat lässt sich nicht für immer zum Verstummen bringen ...

Quelle: http://www.luebbe.de/Buecher/Frauen/Details/Id/978-3-404-16884-2

 Zwei Geschichten, die wieder Eine Geschichte ist…

Finnmark 1915, die samische Familie von Heaika Svonni möchte sich vom ihrem Überwinterungsplatz mit ihrer Rentierherde aufmachen zu ihrem Sommerplatz. Áilu freut sich riesig auf die Wanderung, denn endlich darf sie zusammen mit ihrem Hund Guoibmi (Kamerad) helfen die Rentierherde zu treiben.

Doch es kommt alles ganz anders….

Norwegische Beamte haben sich auf schulpflichtige samische Kinder gemacht und kommt es, dass sie Áilu ihrer Familie entreißen und in ein entferntes Internat bringen. Es ist grausam, weg von ihrer geliebten Familie in ein Heim gebracht zu werden, sie darf ihren Namen nicht behalten und soll von nun an Helga heißen. Es ist mehr ein Gefängnis als eine Schule, Áilu wird klar, dass die Norweger nichts von den Samen halten und denkt nur noch an die Flucht.

Leider kommt Áilu nicht dazu, sondern wird vorher in ein anderes, weit, weit entferntes aber auch nicht wesentlich besseres Internat verlegt. Ihr wird gesagt, dass ihre Familie nach Finnland gezogen ist und kein Interesse an ihr hat. Für Áilu bricht eine Welt nach der anderen zusammen.

Doch scheint ihr Leben ein Wende zunehmen und für Heaikas beaivváža mánnán (mein Sonnenkind) kommt das Glück zurück, oder?

 Oslo 2011, Nora erfährt von ihrer Mutter wer ihr Vater ist. Bente hat es ihr bisher verschwiegen. Sie ist als sie mit Nora schwanger war von ihrer Familie vorgezogen und hatte keinen Kontakt mehr zu ihnen, auch nicht zu ihrem Bruder

Kåre. Nora und Bente haben seitdem auch keinen Kontakt mehr miteinander, Nora ist sauer auf ihre Mutter und mag ihr nicht verzeihen.

Doch dann fliegen die beiden Frauen zu Kåre und es ändert sich einfach alles.

Die beiden bringen in Erfahrung, dass Bentes Vater Noras Eltern gegeneinander ausgespielt hat. Er hat beide belogen um so die Trennung seiner Tochter von dem verhassten Sami Ánok zu erreichen.

Nora ist fassungslos und beginnt mit der Suche nach ihrem Vater. Doch sie kommt zu spät Ánok ist kurz vor ihrem Besuch verstorben.

Ihre Großmutter nimmt sie herzlich auf, auch ein großer Teil der Familie freut sich riesig über den Familienzuwachs. Jedoch wird ihr auch Hass entgegengebracht und eine weitere Lüge der Familie wird aufgedeckt…

Christine Kabus ist nach „Im Land der weiten Fjorde“ wieder ein spannender und für mich auch tränenreicher Roman gelungen.

Sie hat mich wieder in eine andere Welt entführt, die eigentlich gar nicht so weit weg ist.

Es ist erschreckend, dass im Europa des 20. Jahrhunderts solche Ungerechtigkeiten  an einer kleinen Minderheit vorgenommen wurden und dass dieser Hass so lange angehalten hat oder teilweise noch hält. Unglaublich.

 Die Autorin zeigt wie wichtig Familie ist, was Vertrauen und Liebe heißt, wie Zusammenhalt gelebt wird aber auch was Standesdünkel bedeuten. Andererseits hält zeigt sie auch auf wieweit Hass, Eifersucht und Lügen eine Familie und Freundschaft auseinander brechen lassen.

 Christine Kabus nimmt uns wieder mit auf eine Reise in ein wunderschönes Land, ihre Beschreibungen lassen uns teilnehmen an Áilu und Noras Leid und Glück. Ihren Fahrten, Touren und Besichtigungen können wir dank einer wunderbaren Beschreibung miterleben, wir sind dabei.

 „Töchter des Nordlichts“ ist eine wunderbare weitere Geschichte einer norwegischen-samischen-deutschen Familie, die ihren Anfang „Im Land der weiten Fjorde“ genommen hat. Ich empfehle beide Bücher zu lesen, denn es ist ein wahrer Genuss diese in den Händen zuhalten.

 Das Cover einfach schön, diese Farben signalisieren einfach Hoffnung. Sehr gut finde ich auch, dass ein Familienstammbaum von Nora zu finden ist, der einem die Zusammenhänge manchmal erleichtert. Ebenso ist eine eingefügt Landkarte die uns zeigt wo diese Geschichte spielt. Eine heraustrennbare Postkarte rundet dieses Buch ab.