Rezension

Norwegens Wurzeln

Töchter des Nordlichts - Christine Kabus

Töchter des Nordlichts
von Christine Kabus

Bewertet mit 4 Sternen

Zwei Geschichten, hundert Jahre Unterschied und doch gemeinsame Wurzeln. Nora erfährt erst mit Mitte dreißig, wer ihr Vater ist und wo er lebt. Warum er aus dem Leben ihrer Mutter verschwunden ist, soll nicht länger ein Rätsel bleiben. Deshalb reist Nora in die Finnmark, um ihre samischen Wurzeln zu erforschen. Hundert Jahre zuvor, wird ein kleines samisches Mädchen von norwegischen Beamten der Familie entrissen. Trotz hartem Waisenhausdryll und jahrelanger Verdrängung kann sie ihre Wurzeln nicht abstreifen und hört auf den Ruf ihres Herzens...

Christine Kabus hat mit diesem Roman eine wundervolle Norwegen-Sehnsucht geschaffen.
Zwei Handlungsstränge verbinden die Vergangenheit mit der Gegenwart. Dabei spürt man besonders bei der Geschichte des samischen Mädchens Àilu die norwegische Präsenz. Man spürt den Schnee und die Kälte, hört die schnaubenden Rentiere und riecht förmlich die Pflanzen der Sommerweiden. Die Trennung von der Nomadenfamilie und der anschließende Schmerz wird sehr gut herausgearbeitet.
In der Gegenwart begleitet der Leser Nora, wie sie ihre samische Familie kennen und schätzen lernt, die Zusammenhänge der Vergangenheit aufarbeitet und sich der Liebe stellt.

Besonders hat mir gefallen, dass die Autorin sich dem Thema der Samen-Verfolgung angenommen hat. Wie in vielen anderen Regionen der Welt auch, wurde in Norwegen der Urbevölkerung Unrecht angetan. Viele mussten unter Folgen von Familientrennung, Umsiedlung und Identitätsverlust leiden.

Eine Leseempfehlung für alle, die gern auf Reisen gehen und andere Kulturen kennenlernen möchten.