Rezension

Eine wunderbare und gelungene Mischung aus Fantasy und Dystopie.

Die Erben von Atlantis - Kevin Emerson

Die Erben von Atlantis
von Kevin Emerson

Bewertet mit 5 Sternen

30 Tage lang soll der 15-jährige Owen Parker in Camp Eden verbringen. Eine Art Ferienlager, in das er aber nur durch das Glück in der Lotterie durfte. Einzig und alleine diese entscheidet, wer dort den Sommer verbringen darf. Owen möchte eigentlich gar nicht in das Camp, und seinen kranken Vater alleine zurück lassen. Jedoch bestand dieser darauf, dass Owen sich diese Möglichkeit nicht entgehen lässt, 30 Tage lang ein normaler Jugendlicher zu sein, in der Sonne zu spielen, zu schwimmen und einfach nur die Zeit an der frischen Luft zu genießen. Denn dies alles kennt er nicht. So lebt er doch zusammen mit seinem Vater und vielen anderen unter der Erde, hat noch nie die Sonne auf seiner Haut gespürt, oder die Oberfläche gesehen. Owen beugt sich dem Wunsch seines Vaters und reist zur Kuppel Eden West, in deren Inneren sich das Camp Eden befindet. Durch die extremen Klimabedingungen sind die Menschen gezwungen unter Kuppeln, oder in unterirdischen Höhlen zu leben. Wobei die Kuppeln nur den höheren Gesellschaftsschichten vorbehalten sind.

Owen bewohnt im Camp eine Hütte mit mehren anderen Jungen zusammen, doch macht es ihm keinen großen Spaß dort. Es existiert in seiner Campgruppe eine bestimmte Hackordnung und Leech, der Anführer der Gruppe, macht ihm gleich am ersten Tag klar, dass er ganz unten in dieser Rangordnung steht. So versucht Owen nicht weiter groß aufzufallen. Er ist anfangs fasziniert von seiner Umgebung, jedoch merkt er schnell, dass viel mehr hinter Eden steckt und Dinge vor sich gehen, die etwas mit der Umgebung zu tun haben. Nach einem Wettkampf im Schwimmen, dass als eine Prüfung ausgelegt ist entwickelt Owen besondere Fähigkeiten. Er kann auf einmal unter Wasser atmen. Während er versucht, den Ursachen auf den Grund zu gehen, trifft er auf Lilly und ihre Freunde. Sie sind ihm sehr ähnlich. Was geht in Eden West vor sich? Sind er und die anderen das Ergebnis von irgendwelche Experimenten? Was hat es mit der Sirene auf sich, die er als einziger scheinbar sehen kann? Wurde er wirklich zufällig ausgelost und ausgewählt?

Owen stammte aus ärmlichen Verhältnissen, seine Mutter ist eines Tages einfach verschwunden und hat ihn und seinen Vater alleine zurück gelassen. Ob sie noch lebt, weiß keiner der beiden. So gut er kann versucht Owen sein Leben zu leben, und über die Wochen im Feriencamp freut er sich keinesfalls, macht er sich doch größere Sorgen um seinen Vater als um sich. Er ist nicht der typische mutige Junge, sondern schüchtern und zurückhaltend, mit noch wenig Selbstbewusstsein, wächst jedoch im Laufe der Handlung über sich hinaus. Dadurch macht er eine starke Entwicklung durch, und wird mutiger, entschlossener. Vor allem möchte er mehr über die Ursachen herausfinden und darüber, was hinter allem steckt.

Von der hübschen und selbstbewussten Lilly ist Owen vom ersten Tag an fasziniert. Er meint, dass er zwar Luft für sie ist, träumt jedoch davon sie näher kennen zu lernen. Das Lilly ihn im Auge behalten hat und ihm nicht ganz unähnlich ist, erfährt er schließlich auch noch. Ihre rebellische Art und ihre Ansichten sind mit ausschlaggebend dafür, was für eine Wandlung Owen durch macht.

Auch die anderen Charaktere im Buch sind sehr realistisch beschrieben und man könnte auch sicher in seinem realen Leben Menschen finden, die ihnen ähnlich sind. Sie sind tief gehend und detailreich, und einen jeden hier auf zu zählen, der die Handlung des Buches irgendwie vorantreibt, oder in die Intrigen verwickelt ist, würde für eine wirklich lange Rezension sorgen und deren Rahmen sprengen.

Das Cover ist in Rottönen gehalten und auf dem an verkratztes Metall erinnernden Hintergrund sind Wassertropfen zu sehen. In einem dieser Tropfen, dem größten in einem dunklen himmelblau, ist die Silhouette eines Jungen zu sehen. Es soll Owen unter Wasser darstellen, so vermute ich. Das Cover passt sehr gut zur Dystopie mit dem Wasserthema und dem rot. Die Silhouette in dem Wassertropfen ist ein Eyecatcher, der den Blick des Betrachters auf sich zieht und neugierig macht.

Kevin Emersons Schreibstil ist leicht verständlich in den Beschreibungen, hat eine passende Wortwahl und kurze Satzformulierungen, was für ein Jugendbuch typisch ist. Als Leser wird es einem nie langweilig, wenn die Geschehnisse aus Owens Sicht geschildert werden. Man bekommt eine starke Bindung zur Hauptfigur, da man auch einen wirklich guten Einblick in seine Gedankengänge und seine Gefühle erhält. Nach und nach steigert sich der Handlungsstrang von einem langweiligen Camp Alltag zu einem actionreichen und spannenden Höhepunkt am Schluss. Die vielen Rätsel und offenen Fragen werden nach und nach beantwortet und gelöst, alle Handlungsfäden zusammen geführt. Die zarten Bande zwischen Owen und Lilly stören nicht den actionreichen Ablauf und sind nicht schnulzig, oder nervend, wirken an manchen Stellen leider ein klein wenig gezwungen.

Der 1. Band der Atlantis-Reihe ist spannend und interessant, es werden Themen angesprochen, die aktuell sind und einen nachdenken lassen. Was passiert mit unserer Erde wirklich bei den Klimaveränderungen und was mit uns? Man möchte einfach auch wissen, wie es mit Owen und seinen Freunden weiter geht, was passiert. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Teile der Reihe und kann Euch dieses spannenden und interessante Buch nur ans Herz legen. Es ist ein gut durchdachter und auch realistischer Roman, der doch mit seinem Fantasyanteil und mystischen Elementen eine dystopische mögliche Zukunft zeigt. Eine wunderbare und gelungene Mischung aus Fantasy und Dystopie.

Vielen Dank an den Heyne fliegt Verlag für das Rezensionsexemplar