Rezension

Großartige Mischung

Die Erben von Atlantis - Kevin Emerson

Die Erben von Atlantis
von Kevin Emerson

Bewertet mit 5 Sternen

5+ von 5 Sternen

*Aufmachung/Qualität*

Mir persönlich gefällt das Cover sehr gut, viel besser als das Originalcover. Vor allem die Farbwahl und der Kontrast haben mich sofort angesprochen. Das sich in einer der Luftblasen ein Junge befand, machte mich neugierig auf den Inhalt.

Das Buch ist eine großformatige Broschur ohne Klappe. Der Einband ist sehr flexibel und es entstanden keine Leserillen. Trotz des hohen Seitenumfangs und der Dicke des Papiers hatte das Buch ein moderates Gewicht und wurde daher nicht zu schwer in der Hand.

 

*Meinung:*

Grundidee 5+/5
Die Handlung setzt sich im großen und ganzen aus 4 Bausteinen zusammen, die grundsätzlich wenig miteinander zu tun haben, aber vom Autor großartig zu einer Geschichte kombiniert wurden. Diese Bausteine sind: Feriencamp, Fantasy, Dystopie und Abenteuer. Die Geschichte beginnt als fast völlig normales Jugendbuch mit großartiger Feriencamp-Atmosphäre. Die männliche Hauptperson, Owen, ist zum ersten Mal in einem Sommercamp und hat es nicht leicht. Themen wie Mobbing, aber auch Freundschaft wurden hier super mit eingebaut. Auch wenn es in einem dystopischen Setting stattfand, merkte man der ganzen Campsache die näher zu realen Feriencamps an. Hier passte einfach alles – von den Veranstaltungen, den unterschiedlichen Kindern, der Gruppendynamik in solchen Camps und eben die ganz allgemeine Atmosphäre. Das Camp bildet die Grundlage für die ganze Geschichte, allerdings erweitert sie sich nach und nach, was der Autor sehr geschickt macht. Schnell kommt der Fantasyanteil dazu, als Owen nach einem Unfall feststellt, dass er unter Wasser atmen kann. Warum dies so ist, verrate ich natürlich nicht, aber der Fantasyanteil ist nicht übertrieben sondern schön mit der Entwicklung der Geschichte und des Hauptcharakters verflochten. Die Szenen, die sich unter Wasser abspielten haben mir sehr gut gefallen. Das Dystopische Setting lief im Prinzip parallel zur Campgeschichte ab, aber erst im Laufe des Geschichte erfuhr man mehr über die eigentliche Welt und was mit ihr geschehen ist und was noch bevorsteht. Das Ganze wirkt gut durchdacht, ist durch den Fantasyanteil aber eher Utopie als Dystopie. Trotzdem ist das System an sich super und auch die langsame Aufdeckung von diesem. Das hielt ungemein die Spannung. Die Welt in der Owen lebt unterscheidet sich enorm von unserer Welt. Es liegt auch etwas 40 Jahre in der Zukunft und Naturkatastrophen haben die Umwelt größtenteils zerstört. Die Menschen haben natürlich verschiedene Auswege gefunden, die mehr oder weniger effektiv waren. Da möchte ich aber nichts weiter zu verraten, da dies alles viel von der Spannung ausmacht. Grundsätzlich finde ich das Ganze gut durchdacht und relativ realistisch (abgesehen vom Fantasyanteil). Zum letzten Drittel des Buches verändert sich das Ganze in einen Abenteuerroman. Der Übergang ist fließend und passt einfach perfekt. Gerade dieser Teil war extrem spannend und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Hier spielte dann die Mythologie um Atlantis eine entscheidende Rolle und das wurde sehr packend vermittelt. Mit vielen Sachen hätte ich nicht gerechnet und wie sich diese verschiedenen Bausteine in einander verflochten fand ich einfach grandios.

 

Schreibstil 5/5

Auch am Schreibstil kann ich nichts aussetzten. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Owen und in der Vergangenheit geschildert. Ich hatte schnell einen Bezug zu Owen und daher passte der Stil perfekt. Es ließ sich flüssig lesen, Emotionen wurden toll vermittelt ohne theatralisch zu werden und es war sehr spannend.

 

Spannung 5/5

Man wurde im richtigem Maße im Dunkeln gelassen und entdeckte erst nach und nach einige Geheimnisse und Hintergründe. Dadurch war das Buch ein wahrer Pageturner und das letzte Drittel war dann so packend, dass ich bis spät in die Nacht weiter las, obwohl ich den nächsten Tag zur Arbeit musste. Ich konnte es einfach nicht zur Seite legen. Es gab einige Wendungen und Überraschungen und ich fieberte richtig mit den Protagonisten mit. Am Ende wurde es stellenweise auch etwas brutal und emotional angreifend - alles im Rahmen eines Jugendbuches. Es wirkte aber auch nicht verharmlosend.

 

Emotionen 5/5

Für mich ist dies ja immer ein sehr wichtiger Punkt. Gerade wenn der Autor männlich ist, habe ich dann immer meiner Bedenken, aber hier was das unbegründet. Owen war mir von der ersten Seite an sympathisch. Er ist ein Außenseiter im Camp ohne eine Lusche zu sein. Er muss sich gegen Mobbing durchsetzten, findet Freunde und lässt sich nicht alles gefallen. Ich war die ganze Zeit emotional nah an ihm dran und fühlte mit ihm mit. Trotzdem wurde das Ganze nie theatralisch oder wirkte aufgesetzt. Einfach genau richtig für ein Jugendbuch.

 

Charaktere 5/5

Die Charaktere waren angenehm individuell. Sowohl die 'Guten' als auch die 'Bösen' wurden mit Tiefe dargestellt und es wurde deutlich, dass jeder seine Gründe für bestimmte Handlungen und Ansichten hat und dass es zwischen Schwarz und Weiß auch eine Menge Grau gibt. Selbst der Leser fragt sich am Ende, welche Entscheidung die richtige sei. Owen wird da vor einer wichtigen Entscheidung in Band 2 stehen und ich bin schon jetzt wahnsinnig gespannt wie der Autor das löst. Grundsätzlich tun sich hier aber wirklich Abgründe der menschlichen Seele auf. Wenn man viel über das Ganze nachdenkt ist es sehr beklemmend, aber der Autor hält sich mit offensichtlichen Wertung sehr bedeckt und überlässt dem Leser selbst sich ein Bild zu machen. Je älter der Leser ist, desto mehr wird er wohl an Denkanstößen aus der Geschichte mitnehmen.

 

Liebesgeschichte 4/5

Ja, es gibt hier eine Liebesgeschichte, aber obwohl sie sich über das ganze Buch zieht, spielt sie eher eine nebensächliche Rolle. Trotzdem passte es, da Owen ziemlich schüchtern und unerfahren mit Mädchen ist und sich erst langsam in der Geschichte weiter entwickelt. Die Rivalitäten und das ganze Ungeschickte von Owen passten sehr gut zu seinem Charakter und der ganzen Geschichte. Ich finde der Autor hatte einfach ein sehr gutes Händchen bei der Dosierung aller Elemente dieser Geschichte.

 

Warnungen: Tod von Nebencharakteren (Warnungen sind bei mir nicht negativ wertend gemeint, sondern nur ein Hinweis für die Leser, die aus persönlichen Gründen ganz gezielt bestimmte Inhalte vermeiden möchten.)

*Fazit:*

5+ von 5 Sternen

Das Buch ist ein absolutes Highlight für mich gewesen. Hier stimmte einfach alles. Der Autor hat genau das richtige Maß an Spannung, Emotion und Handlung gefunden. Die Kombination von Sommercamp, Fantasy, Dystopie/Utopie und Abenteuer war grandios. So was habe ich vorher noch nicht erlebt. Das Buch war durch das langsame Aufdecken der Geheimnisse und der dystopischen Umstände sehr spannend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der männliche Hauptprotagonist ist mir richtig ans Herz gewachsen. Hier passte einfach alles. Das Buch war ein absolutes Highlight für mich.

 

Reihe: (Original/Dt. Ausgabe)

The Lost Code / Die Erben von Atlantis

The Dark Shore/? (noch nicht erschienen)