Rezension

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im Mittelteil leider etwas langatmig, dranbleiben lohnt sich aber.

Du hättest es wissen können - Jean Hanff Korelitz

Du hättest es wissen können
von Jean Hanff Korelitz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich verfasse nicht gerne Rezensionen, in denen gespoilert wird oder einfach der Inahlt kurzgefasst wird. Ich versuche deshalb mein Bestes, irgendwie drumherum zu kommen. Dieses Buch fängt sehr übersichtlich an, man ist direkt in der Geschichte drin, der Schreibstil ist flüssig. Leider hat sich für mich der (lange) Mittelteil wahnsinnig gezogen. Es begegnen einem viele Charaktäre, die man aber auch direkt wieder vergessen kann. Generell wird wenig auf das Äußerliche der Protagonisten und ihre Umgebung eingegangen. Wenn man sich durch den langatmigen Teil gekämpft hat, wird man noch mal mit einem guten Schluss belohnt. Fakt ist, diese Geschichte kann genau so passieren, ohne wenn und aber. Es gibt zwar einen Mord, dieser wird aber nicht weiter beschrieben, es ist also in keinster Weise ein blutrünstiger Thriller. Bei einigen Schilderungen fragte ich mich während des lesens, was soll mir das jetzt sagen, was spielt das für eine Rolle, spielt es überhaupt eine Rolle?! Aber die Schriftstellerin spielt genau mit dieser Technik, um dem Leser ein Gefühl dafür zu geben, was es heißt etwas wahrzunehmen, vielleicht auch zu ahnen aber erst später in Wissen oder Gewissheit umzuwandeln. Wenn die Erkenntnis dann kommt, stellt man sich tatsächlich die Frage, ob man das am Anfang nicht schon hätte richtig interpretieren können. Was kann man alles übersehen, wenn man mittem im Alltag steckt und jeder mit seinem Leben beschäftigt ist? Was lässt sich alles allein dadurch übersehen, dass man manche Dinge einfach nicht wahrhaben möchte? Ignoriert man einige Dinge vielleicht auch, weil man sonst handeln müsste und es unbequem werden könnte, weil es die eigene Ordnung durcheinander bringen würde? In diesem Buch lebt also definitiv nicht nur einer ein Doppelleben, sondern zwangsläufig einige Menschen. Die Welt von Grace wird von jetzt auf gleich aus den Angeln gehoben. In diesem Kreislauf zeigt sich dann, dass vieles nie so war, wie sie gedacht hat. Eigentlich wird sie gezwungen, sich alles grundsätzliche noch mal genau anzuschauen und neu zu beurteilen. Wer es also etwas tiefsinniger und verwoben mag und damit leben kann, dass es trotzdem irgendwie ruhig zugeht, wird seine Freude an diesem Roman haben. Mir hat es nochmal mit auf den Weg gegeben aufmerksamer zu sein und ich werde wohl den Satz:"Das hättest du ahnen/wissen können", nicht mehr so leichtfertig sagen.