Rezension

kein einfaches Buch

Nachruf auf den Mond - Nathan Filer

Nachruf auf den Mond
von Nathan Filer

Bewertet mit 5 Sternen

Ich heiße Matthew und ich erzähle Ihnen hier eine Geschichte. Es ist nicht irgendeine, sondern meine. Meine und die von meinem Bruder Simon. Simon ist tot und ich bin schuld. Alles ist meine Schuld. Ich höre keine Stimmen... nur seine. Er möchte doch so gern, dass ich mit ihm spiele. Ich habe viel Zeit, denn ich bin in einer psychiatrischen Klinik in Bristol.. Hier haben sie einen Computer, den ich benutzen darf. Und zu hause habe ich von meiner Großmutter eine Schreibmaschine geschenkt bekommen. Alles fing mit dieser Puppe an. Dieses Mädchen auf dem Campingplatz hat sie begraben und ich habe es gesehen. Ich wollte es Simon zeigen, aber der hatte solche Angst. Wussten Sie, dass wir alle aus Atomen bestehen? Alles besteht aus Atomen, sie sind überall. Ich baue Simon eine Ameisenfarm, die hat er sich immer so gewünscht. Steve ist mein Beschäftigungstherapeut, wahrscheinlich kennen Sie ihn nicht. Er hat mir auch nicht das Passwort für den Computer gegeben, aber er hat mir zugezwinkert. Ich will nicht, dass Großmutter in meine Wohnung kommt, da steht doch mein Projekt.

Meine Meinung

Schon als ich das Cover sah, machte mich das sehr neugierig. Warum steht diese Ameise an einer Leiter, die bis zum Mond reicht?

Wenn man dann das Buch gelesen hat, versteht man es etwas besser.

Meine ersten Gedanken nach ein paar Seiten? Gut geschrieben, irgendwie poetisch und erhaben, und so, als ob man die Person persönlich oder zumindest aus der Nachbarschaft kennt. Trotzdem ist beim Lesen schnell klar, dass das kein Buch für zwischendurch ist. Hier ist echte Konzentration gefragt, denn Matthew, der die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt, macht zwischendurch ziemliche Sprünge. Um das ein wenig anzudeuten, habe ich meine Inhaltsangabe so verworren geschrieben. Mal findet man sich in seiner Kindheit wieder, im nächsten Moment ist man mit ihm in der Klinik oder in seiner Wohnung. Nach und nach gewöhnt man sich daran, zudem hat der Autor für die Abschnitte aus der Zeit in seiner eigenen Wohnung einen anderen Schrifttyp benutzt, um kenntlich zu machen, dass Matthew in der Zeit mit der Schreibmaschine schreibt. 

Matthew's Geschichte ist spannend auf ihre ganz eigene Art. Seine Mutter schleift ihn ständig zum Arzt, nimmt ihn zeitweise aus der Schule, behütet ihn wie ein rohes Ei, um ihre eigenen Probleme zu unterdrücken. Er hat nicht besonders viele Freunde, als Erwachsener lebt er völlig zurück gezogen, sein Tagesinhalt besteht hauptsächlich aus Arbeiten, stets und ständig, ohne Schlaf, bis er schließlich zusammenbricht. Man liest sich förmlich in diese Situation hinein, kann ihr nicht entwischen. Dadurch hatte ich das Gefühl, wie in einem Strudel mitgerissen zu werden, immer tiefer in die Hoffnungslosigkeit, die Verzweiflung. Das hat mich sehr beeindruckt und berührt. Alles in allem wie schon erwähnt, kein leichtes Buch, aber trotzdem hat es mir gut gefallen.

Unterm Strich

Diese Geschichte fordert dem Leser einiges an Geduld und Konzentration ab. Aber es lohnt sich wie ich finde, ausdauernd zu sein. Und keine Bange, Langeweile kommt hier nicht auf, zumindest bei mir nicht.