Rezension

Kleines Schätzchen unter schlichtem Cover

Ein Glück für immer - Ruta Sepetys

Ein Glück für immer
von Ruta Sepetys

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch habe ich in der Leserunde gewonnen und konnte dann zu meiner Schande krankheits- und arbeitsbedingt (ja, beides zur selben Zeit :( ) nicht mithalten. Trotzdem möchte ich die Rezension, die Abschlussarbeit sozusagen, nicht unter den Tisch fallen lassen.

Das Buch als Gegenstand ist wohl eines der schönsten in diesem Jahr! Den Königskinder-Verlag gibt es noch nicht so lang und umso interessanter finde ich diese "Art" der Cover- und Buchgestaltung. "Ein Glück für immer" ist eins der sieben Debütromane dieses Carlsen-Imprints und ein bisschen irritierend finde ich, dass der Slogan des Verlags ebenfalls "Ein Glück für immer" ist. Wahrscheinlich ist es nur eine Marketing-Aktion, jedenfalls vergisst man den Verlag nicht so schnell, wenn man dieses Buch gelesen hat.

Die Inhaltsbeschreibung sagt relativ wenig über die Geschichte und seine Dynamik aus - jedenfalls habe ich mir die Geschichte ganz anders vorgestellt und war dann doch etwas skeptisch als es an den Anfang ging. Aber wenn man einmal drin ist, wird es mit jeder Seite spannender und verworrener und man möchte Josie irgendwie helfen. 

Hier war es mir das erste Mal seit langem völlig schnuppe wer und was die Autorin wohl ist und wieso und wie sie diese Geschichte schrieb und überhaupt. Ich habe diese Geschichte völlig losgelöst vom Menschen dahinter gelesen, und ich bin schwer angetan. Ohne Grübeleien darüber, wie oft der Autor diese Stelle wohl ändern musste?, oder wie lange er wohl an diesem Kapitel gearbeitet hat?, oder ob er wohl auch nachts geschrieben hat? hat man einen ganz anderen Zugang zu der Geschichte. Manch ein Autor ist aber nicht in der Lage, sich komplett zu vergessen und sich ganz auf sein Geschöpf den Protagonisten zu konzentrieren - und ich bin der Meinung, das merkt man als Leser. Wenn zuviel vom Autor im Protagonisten steckt, dann merkt man das. 

Josie Moraine ist eine Protagonistin, wie man sie sich nicht besser wünschen kann. Völlig selbstständig, ein bisschen unbedarft und ganz und gar realistisch, nimmt sie den Leser mit auf ein paar Kapitel in ihrem Leben. Der Leser spürt zwar ihre Verzweiflung, nicht aufs College gehen zu können, in dieser Stadt aber nichts aus ihrem Leben machen zu können - aber so richtig dreckig geht's ihr dann auch nicht. Man darf also annehmen, dass sie schon einen Weg finden wird, ihrem Glück hinterher zu jagen. Und das macht die Geschichte aus. Dieser Zwang vorwärts gehen zu müssen, auch wenn da noch alles dunkel und ungewiss ist. 

Die Geschichte weist ein paar Klischees auf, die als solche aber erst nach Beendigung der Lektüre unauffällig auffallen und während der Handlung selbst völlig legitim wirken. Beispielsweise der treue Chauffeur und Aufpasser des Kindes, einfaches Gemüt, aber anhänglich wie ein Welpe. 

Gut gefallen hat mir das Liebesdreieck, das zuerst gar nicht als solches in Erscheinung trat, aber dann eine spannende Wendung nach der anderen lieferte. Dabei aber nie den ernsten Teil der Geschichte überlagerte. So entstand eine ausgewogene Geschichte, die alle Elemente guter Spannung und fesselnder Details enthält. Jeder einzelne Charakter zeigt sich in seinem ganz persönlichen Licht, sodass der Leser am Ende höchst zufrieden über den Verlauf das Buch schließen kann.

Andere Autoren hätten das Setting (New Orleans 1950) ausladender vorgeführt. Was alles gemacht werden konnte, das heute anders ist, besonders hervorgehoben und extra betont. Diese Geschichte kommt ohne das leuchte Hinweisschild aus. Auch wenn wenn all das fehlt, verliert der Leser nie das Gefühl dafür in welcher Zeit und welcher Gegend man sich befindet. Der rote Faden ist bis ins Ende fest in der Geschichte verankert und lässt keine Frage offen. Offen bleibt höchstens der Wunsch Josie's Mutter links und rechts eine zu scheuern. 

Fazit: 

Man kann sich diese Geschichte rasanter und bedrohlicher vorstellen, aber letztlich ist sie - so wie sie geschrieben ist - genau richtig.