Rezension

Sympathische und starke Protagonistin, deren Geschichte begeistern kann

Ein Glück für immer - Ruta Sepetys

Ein Glück für immer
von Ruta Sepetys

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt

Josie wächst als Tochter einer Prostituierten in der Unterwelt von New Orleans auf. Da ihre Mutter sich nur um sich selbst kümmert, haben die Zuhälterin Willie und der Buchhändler Charlie sich ihrer angenommen. Mit Charlies Sohn Patrick, ihrem besten Freund, betreibt sie Charlies Buchladen, träumt aber von einem Leben am College. Als ein reicher Fremder ermordet wird und der Gangster Cincinatti, der mit Josie noch ein Hühnchen zu rupfen hat, zurück in die Stadt kommt, drohen nicht nur Josies Träume zu zerplatzen - sie könnte auch in Lebensgefahr schweben.

Meinung

„Ein Glück für immer“ habe ich mir im Rahmen meines persönlichen Vorgabens, mehr Bücher aus dem Königskinder Verlag zu lesen, besorgt, ohne überhaupt zu wissen, worum es geht. In diesem Sinne war es ein wahrer Glücksgriff, denn abgesehen von der wunderschönen Aufmachung hat es mir auch inhaltlich sehr gut gefallen.

Josie war mir bereits durch ihre Liebe zu Büchern absolut sympathisch. Wie sie mit Patrick den kleinen Laden führt und sie geheime Zeichen vereinbart haben, mit denen sie wetten, welches Genre die Kunden kaufen werden, war einfach sehr niedlich mitzuerleben und hat geholfen, die beiden direkt ins Herz zu schließen.
Obwohl Josie in ihrem jungen Leben alleine mit ihrer selbstherrlichen Mutter schon viel durchmachen musste, ist sie eine Kämpferin, die sich selbst zu helfen weiß. Doch auch sie hatte, was ich als sehr realistisch empfand, ihre schwachen Momente, in denen sie auf die Hilfe ihrer Familie und Freunde angewiesen ist.

Auch die anderen Figuren des Buches sind teilweise sehr eigen, größtenteils aber sehr sympathisch.
Willie, die Zuhälterin von Josies Mutter, hat sie unter ihre Fittiche genommen. Sie ist zwar sehr streng und ihr Geschäft nicht unbedingt legal, doch man merkt, dass sie ein gutes Herz hat und sich ein bessere Leben für Josie wünscht.
Charlie, der leider nicht mehr in der psychischen Verfassung ist, sein Geschäft selbst zu führen, hat damals ihre Not erkannt und ihr eine Wohnung über dem Laden zur Verfügung gestellt. Die Szenen mit ihm, in denen bald klar wird, dass er nach und nach dahinschwindet, waren sehr berührend und traurig.
Cokie, Willies Chauffeur, ist wie eine Art Großvater für Josie, den man für seine Gutmütigkeit einfach nur knuddeln möchte, und Patrick, ihr bester Freund, wie ein Bruder. Letzterer hütet jedoch ein Geheimnis, auf das ich zunächst nicht gekommen wäre, das seine Geschichte jedoch ebenfalls recht dramatisch macht.
Und dann gibt es noch Jesse, einen jungen Mann aus der Nachbarschaft, den ich anfangs nicht so recht einschätzen konnte, der aber auch sehr interessant ist.
Josies Mutter ist da als Figur das komplette Gegenteil. Sie ist unglaublich selbstbezogen und lässt ihre Tochter bei jeder Gelegenheit spüren, dass sie sich wünscht, sie wäre nie geboren. Leider ist auch diese Figur sehr authentisch, so sehr es einem auch für Josie leidtun mag, eine solche Mutter zu haben.

Allgemein waren die Szenen mit Josie und ihren Freunden, die im Grunde ihre Wahlfamilie bilden, sehr berührend, da es wunderschön war zu sehen, wie Josie trotz ihrer lieblosen leiblichen Mutter Menschen gefunden hat, die sie lieben und unterstützen.
Dennoch wird in der Geschichte nichts beschönigt und verkitscht (besonders am Ende nicht), was ich sehr angenehm und realistisch fand.

Das Buch ist leicht, aber nicht betont „jugendlich“ oder unschön geschrieben und liest sich sehr angenehm. Das liegt wohl auch daran, dass die Handlung recht spannend ist, auch wenn es sich nicht direkt um einen nervenaufreibenden Thriller handelt. Vielmehr spielen die zwischenmenschlichen Beziehungen, gesellschaftsschichten und familiäre Dynamiken eine Rolle und da Josie sehr sympathisch ist, fiebert man mit, ob sie es schaffen wird, aus ihrem alten Leben auszubrechen und ein neues an ihrem College zu beginnen. Es gibt zwar, wie im Klappentext erwähnt wird, auch einen Mordfall, in den Josie zum Teil mit reingezogen wird, aber die eigentlichen Ermittlungen in dieser Richtung spielen für das Buch keine Rolle, sodass man hier definitiv keinen Krimi erwarten sollte.

Fazit

„Ein Glück für immer“ ist ein wunderschönes Wohlfühlbuch, das dennoch ernste Themen anspricht und dessen Protagonistin es auf ihrem Weg nicht leicht hat. Ich empfehle es allen Menschen, die starke und sympathische Protagonistinnen mögen und etwas für Bücher und Träume übrig haben.