Langatmig, das Ende etwas einfallslos mit leichter Spannung
Kurzinhalt
Wir befinden uns in der Kleinstadt Derry, Maine. Ein unheimliches Mysterium treibt hier im Abstand von etwas 27 Jahren sein Unwesen. Zahlreiche Kinder werden auf brutalste Weise umgebracht oder verschwinden spurlos. Aber auch sonst passieren in Derry zahlreiche brutale und grausame Massaker, Massenmorde und eigenartige Ereignisse. Sieben Freunde sind dazu bestimmt, diesem ES Einhalt zu gebieten und versuchen sich ihm in der Kanalisation von Derry zu stellen.
Es ist ein Werk über die Mysterien der Kindheit und den Horror des Erwachsenseins.
Meinung
Schreibstil
Stephen King liebt ja bekanntlich den schleichenden Horro und ja, dass war es wirklich. Stephen King schweift wirklich sehr aus. Das Buch ging erst gut los, direkt Einstieg mit Pennywise dem Clown und Georgies Tod, aber dann wird es mehrere Kapitel sehr ausschweifend. Ich finde es eigentlich gut, dass er wirklich jeden der Charakter beschreibt, aber etwas kürzer hätte er sich doch fassen können. Ich meine, wenn ich aufzähle, in welcher Reihenfolge die sieben den Weg entlanglaufen, muss ich da denn wirklich noch wissen, wer was angezogen hat..nein. Oder muss ich unbedingt wissen, welche Poster, in welchen Farben in der Bibliothek hängen..nein, also ich zumindest nicht. Das hat das Buch leider zu einem ziemlichen Kampf werden lassen, zumindest bis etwa Kapitel neun. Danach wurde es etwas besser, weil die Geschichte sich auch immer enger verflochten hatte und die zwei verschiedenen Zeitspannen, in der die Geschichte spielt, zusammenlaufen. Ansonsten finde ich den Schreibstil von King gut. Er schreibt direkt, hart und ehrlich, wenn ich auch finde, manchmal etwas zu krass.
Charaktere
Das Buch beschreibt das Mysterium der Kindheit und die Härten des Erwachsenenlebens. Dabei beschreibt King die Charaktere alle sehr ausführlich, was leider etwas zu langatmig war. Vor allem weil zum Teil auch Charaktere in einem solchen Umfang beschrieben werden, die für mich nicht wirklich wichtig waren. Bei den sieben Kindern, die sich ES stellen, schaffte er es aber, dass man sie dadurch wunderbar kennen lernen konnte.
Wir lernen Bev, Eddie, Bill, Ben, Stan und Mike erst mit elf Jahren kennen, als ES zum ersten Mal in ihr Leben tritt und dann noch einmal 27 Jahre später, als ES wieder auftaucht. Wir lernen diesen Klub der Verlierer in ihrer Jugend kennen, Bev, die häuslicher Gewalt ausgesetzt ist, Ben, der viel zu viel wiegt, Eddie mit seinem Asthma, Richie, mit der viel zu großen Klappe, den unsicheren Stan, Mike, der es aufgrund seiner Hautfarbe sehr schwer hart und Bill, der stottert und seinen kleinen Bruder an ES verliert. Alle drei sind so unterschiedlich und sind sich zugleich doch so ähnlich. Auch Henry Bowers lernen wir in aller Ausführlichkeit kennen, der neben ES der größte Feind der Gruppe in Kindertagen ist und psychisch ordentlich einen Knacks hat.
Nachdem das Buch in zwei Zeitstränge aufgeteilt ist, die später immer stärker zusammenwachsen, bis sie sich schließlich treffen und im Jetzt des Buches, dem Jahre 85, enden, lernen wir die Gruppe auch nochmals mit Mitte 30 kennen. Alle haben tief in sich noch immer die Eigenschaften von damals, sind nur auf die eine oder andere Weise damit fertig geworden. Den Übergang von den Kids hin zu ihrem Erwachsenensein hat King wirklich gut geschafft und wir merken, wie sehr das Umfeld in der Kindheit die eigene Zukunft prägen kann.
Geschichte
Ich glaube, der Horror ist in dieser Geschichte ein eher nebensächlicher Teil. Zumindest war er es für mich. Im Vordergrund geht es eher um die Entwicklung der sieben Freunde, darum wie die Persönlichkeit einen Menschen prägen kann und seine Entwicklung beeinflusst. Es handelt von Stärken und Schwächen. Um Angst und darum, sich seinen Ängsten zu stellen. Und ganz besonders geht es um die Kraft von Freundschaft und welche unvorstellbaren Dinge man schafft, wenn man es gemeinsam tut und zusammenhält. Die sieben stellen sich nicht nur zwei mal ES, sondern auch zwei mal Henry Bowers und vielen weiteren Schrecken, die das Erwachsenwerden mit sich bringt.
“Es ist ein Monster, sagte Richie nüchtern. Irgendein Monster. Irgendein Monster hier in Derry. Und es bringt Kinder um.” (S. 457)
ES hat mir gut gefallen, es ist ein ekelhaftes, bösartiges Geschöpf und King nutzt ausgerechnet den Liebling vieler Kinder, den Clown, um diese zu locken. Pennywise überlistet die Kinder mit dem Wissen um ihrer größten Ängste, um sie in ihr Verderben zu locken. Für jeden nimmt er eine andere Form an, eine ekelhafter, grausamer und furchtbarer als die andere. King drückt diese Passagen nur allzu deutlich aus und sie sind definitiv nichts für einen schwachen Magen.
Den Höhepunkt der Geschichte fand ich zwar am rasantesten und spannendsten, aber hier finde ich, ist es mit King durch gegangen. Stellenweise übertreibt er und was die Gruppe macht, damit sie nachdem Kampf weiter zusammenhalten können, finde ich extrem grenzwertig und unangebracht, vor allem für Kinder im Alter von elf/zwölf Jahren. Was ES dann am Ende ist, ist auch etwas einfallslos, hier hatte ich nach allem vorher mehr erwartet. Zwar schafft er es, dann wieder ganz gut die Kurve zu bekommen, aber etwas wirr und nicht ganz durchdacht fand ich das Ende dann doch. Auch wie es mit einem der drei ungebetenen Gäste weiter ging, finde ich sinnlos, so hätte er eigentlich auch gleich weg bleiben können.