Rezension

Liebe am Set

This is Our Time -

This is Our Time
von Kathinka Engel

Bewertet mit 2 Sternen

Wo bleibt die Spannung?

Die bodenständige Ferne Resnik studiert an der UCLA & ist selig, als sie ein Praktikum an einem Filmset ergattert, da sie Drehbuchautorin werden möchte. Sie hätte jedoch nie damit gerechnet, in einer Netflixproduktion die weibliche Hauptrolle an der Seite von Teenieschwarm Rio McQuoid zu ergattern.

Der Hollywoodschauspieler legt mit „This is our time“ sein Seriendebüt vor. Ferne ist zunächst gar nicht begeistert davon, das Love Interest von Rios Filmfigur zu verkörpern. Aus anfänglicher Antipathie wird jedoch schnell Sympathie (und mehr!). Doch in Tinseltown ticken die Uhren anders. Es geht um das große Geld und um die knallharte Durchsetzung von Geschäftsinteressen. Einschaltquoten werden notfalls mithilfe von Fakebeziehungen und inszenierten Eifersüchteleien gepusht, wobei Social Media und manipulative Manager und eine große Rolle spielen. Kann es für Rio und Ferne ein Happy End geben?

 

Die „Shetland Love“ Reihe von Kathinka Engel habe ich (abgesehen von Band drei) sehr gerne gelesen. Die New Adult Romane bieten Szenen zum Lachen und Weinen, über das „Sportsakko“ eines Protagonisten und über die witzigen Wortgefechte habe ich mich köstlich amüsiert! Daher ist auch die „Hollywood Dreams“ – Reihe direkt auf meine Leseliste gewandert.  

Das Cover ist ein richtiger Hingucker! Die Geschichte wird abwechselnd von Rio & Ferne erzählt. Leider dauert es lange, bis etwas wirklich Relevantes passiert. Die Dreharbeiten zur Serie werden detailliert geschildert, wobei ein cholerischer Regisseur namens Ferris Linch (nicht Bueller!) nicht fehlen darf, es gibt Intimitätskoordinatoren und einen indirekten Bezug zu #metoo. Von der stereotypen Charakterisierung der handelnden Personen war ich enttäuscht - die Figuren bleiben blass, einzig Rio ist ein Held mit Ecken und Kanten. Interessant fand ich das Setting - Los Angeles als Stadt der Träume. Allerdings war es stellenweise schwer, in die Geschichte einzutauchen. Wenn die Figuren Dinge wie „Depp vom Dienst“ und „Ich bin da echt ein bisschen lost.“ sagen, fällt es mir schwer zu glauben, dass amerikanische Twens in Los Angeles die Protagonisten sind (ein Muttersprachler würde doch nicht ins Englische switchen und urdeutsche Formulierungen verwenden?). Ich hätte mir insgesamt mehr Tiefgang und Feinschliff gewünscht (für hilfreiche Kritik und „Feintuning“ ist meines Erachtens der Lektor oder die Lektorin zuständig,), da die Autorin es besser kann. Die Gedanken der Protagonisten werden durch eine Aneinanderreihung von Hauptsätzen illustriert, was ich ziemlich nervig fand.  Der Roman wirkt wie mit „angezogener Handbremse“ verfasst, und ich habe mich sehr über die explizite Nennung von Markennamen wie „Big Mac“ oder „Mc Donald’s“ gewundert. Manches hätte man pointierter und straffer darstellen können, die Erzählstimmen hätten unterschiedlicher sein dürfen, vieles wird in der Erzählung nur gestreift, wie in der „Shetland Love“ – Reihe gibt es aber wieder diverse Textsorten in der Story, was mir gut gefiel. Toxische Beziehungen werden an keiner Stelle glorifiziert, Sexismus wird kritisiert und (anti)feministische Schlagworte (bzw. Sätze) wie „not like other girls“ werden angeprangert. Wie in der „Shetland Love“ – Reihe ist wieder von Endometriose die Rede. Das ‚Personal‘ ist divers. Die Wichtigkeit von Consent wird betont, und gerade junge Leserinnen sollen durch die Botschaft des Romans unterstützt und gestärkt werden: „Und die Bedingung von Liebe ist, dass es mir damit gut geht.“

Fazit:

Schwacher Auftakt! Aus dem Stoff hätte man mehr machen können, die Autorin kann es definitiv besser. Wo war der Humor? Insgesamt war „This is our Time“ eine herbe Enttäuschung für mich.