Rezension

Liebe zum Ballett und andere Lebensträume

Dich tanzen zu sehen
von Maggie Shipstead

Bewertet mit 4 Sternen

Joan steht der Abschied vom Ballett bevor: Sie ist schwanger und ihre Karriere als Tänzerin beendet, bevor sie richtig beginnt – falls sie denn jemals begonnen hätte. Sie heiratet ihren alten Schulfreund Jacob, und das Paar zieht aus New York an die Westküste, wo sich beide stumm nach der Welt des Balletts verzehren: Joan nach dem Tanz, Jacob nach der Tänzerin, die Joan einst gewesen ist. Doch ein Leben für den Tanz bedeutet nicht nur Drama, sondern auch hochfliegende Hoffnungen, stürmische Gefühle, erhabene Momente, und Joan ist und bleibt eine Tänzerin… (Quelle: Amazon)

Der Roman unterteilt sich in vier große Abschnitte. Das Buch spielt an verschiedenen Orten (New York, Paris, Toronto und Südkalifornien) und zu verschiedenen Zeiten. Die Abschnitte sind zeitlich nicht chronologische sortiert, sondern man springt hin und her. Wo und wann sich befindet steht jeweils über den jeweiligen Abschnitten. Ehrlich gesagt neige ich dazu dies oft zu überlesen und musste mehrmals hin und her blättern, um festzustellen in welcher Zeit wie uns befinden. Ich habe dann auch öfters nachgerecht wie alt einige Protagonisten jetzt sind. Das Zurückblättern hat meinen Lesefluss allerdings weniger beeinflusst. Mir hat die Aufteilung in die vier Abschnitte gefallen, ebenso wie Rückblenden. So hat sich die Geschichte Stück für Stück zusammengesetzt.

Ballett ist der große Dreh- und Angelpunkt des Romans. Ballett beeinflusst das Leben aller Protagonisten sowohl direkt als auch indirekt. Der Roman schildert eindrücklich in all seinen Facetten was bedeutet professionell und besonders eine Hauptrolle tanzen zu wollen. Es ist ein Leben, das viele Entbehrungen und harte Disziplin fordert. Ballett ist nicht nur irgendein Job oder Beruf, sondern es bedeutet alles im Leben. Doch es wird auch schnell klar, dass nicht jedem eine solche Profi-Karriere vorbestimmt ist, auch Joan nicht. Dessen ist sie sich bewusst. Auch ihre Schwangerschaft ändert an diesem Zustand nichts. Hierbei schlägt sie den Weg des geringsten Widerstands ein, verabschiedet sich von New York und dem Ballett und heiratet Jacob. Es wird deutlich, dass Joan nun etwas im Leben fehlt. Ein Lücke, die sie über die Jahre versucht zu schließen. Andere suchen sich einen neuen Job, aber was macht so eine wie Joan? Joan fängt an Ballett in einer Tanzschule zu unterrichten. Ich fand es eindrucksvoll dargestellt, wie sie mit dem Zerplatzen ihres Lebenstraumes umgegangen ist.

Maggie Shipstead hat hierfür einen leisen und dennoch aussagekräftigen Schreibstil. Sie schafft es allen Protagnisten Tiefe und Persönlichkeit zu verleihen, was ich für die Kürze des Romans wirklich bemerkenswert fand und was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Joans Geschichte wiederholt sich zu Teilen als ihr auch ihr Sohn Harry mit dem Tanzen beginnt. Ich fand zu keiner Zeit, dass Joan ihn dazu in irgendeiner Weise gezwungen hat, sondern sie blieb immer seine kritischste Unterstützerin.

Der Klappentext verrät, dass hier auch um eine große Lebenslüge gehen soll. Schicht für Schicht wird dieses Geheimnis in den einzelnen Teilen gelüftet. Zwischen den Zeilen lesend habe ich schon eine langsame Ahnung bekommen, dennoch wird dies erst ganz zum Schluss gelüftet. Die Autorin lässt den Leser damit doch nicht alleine, sondern alle Beteiligten werden mit ihm und den daraus erforderlichen Konsequenzen konfrontiert. Das Ende bleibt offen, aber es bleibt die Hoffnung auf ein gutes Ende für alle.

Ich mochte diesen Roman sehr gern. Besonders gefielen mir ihr wortreicher Schreibstil von Maggie Shipstead und die Ausarbeitung ihrer tiefgründigen Charaktere. Weiterhin habe ich einen tiefen Einblick in das Leben und die Leidenschaft des Balletts bekommen. Der Roman zeigt, dass man sich im Leben nicht immer aussuchen kann, worin man gut ist und das man mit Scheitern und Konsequenzen seines eigenen Handelns leben muss. Jeder muss selbst einen Weg finden, sein Leben zu leben.