Rezension

Lügen haben kurze Beine in dieser Familie

Kleine Lügen erhalten die Familie - Katrin Weber

Kleine Lügen erhalten die Familie
von Katrin Weber

Ein Familienroman mit Herz. Ein unterhaltsames Lesevergnügen über die großen und kleinen Lügen, die bekanntlich nur kurze Beine haben.

Franzi führt ein fast perfektes Leben. Sie hat einen tollen Job als Krankenschwester und drei perfekte Kinder. Aber es ist eben nur fast perfekt. Denn sie lebt inzwischen getrennt von ihrem Ex-Mann Mischa, der nach fast 20-jähriger Beziehung sie und die Familie verlässt. Und so muss nicht nur Franzi mit der neuen Situation zurechtkommen, sondern auch mit drei heranwachsenden Kindern und Jugendlichen. Zu ihrem Pech können weder sie noch Mischa voneinander lassen und führen nebenher eine Affäre - miteinander. Als wenn das nichts wäre, versucht sich ihre Mutter Brunhilde in die neue Situation tatkräftig einzuschalten. Doch Franzi ahnt nichts von Brunhildes Geheimnis: Denn die war in ihrer Jugend in Berlin eine gesuchte Einbrecherin, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Heinz, der Franzis leiblicher Vater ist, reiche Villen ausgeraubt hat. Als Franzi zur Familie Ruthemann auf Gut Hämmerling gerufen wird, um dort der bettlägerischen Hausherrin zu helfen, kommt Franzi der Wahrheit näher, als sie ahnt.

Mit "Kleine Lügen erhalten die Familie" ist der Autorin eine turbolente, aber auch unterhaltsame, erfrischend lockere Familienkomödie gelungen, die für jeden Leser, der ein Herz für Familiengeschichten hat, etwas dabei hat. Im Kern dreht es sich um die großen und kleinen Lügen des Lebens und ihre Auswirkungen auf ganze Generationen einer Familie. Denn so ziemlich jeder der handelnden Personen trägt eine Lüge mit sich herum. Franzi als Hauptfigur ist eine sympathische, liebenswerte Hausfrau und berufstätige Mutter, die glaubwürdig die alltäglichen Herausforderungen in der Familie meistert und mit der man sich sehr gut identifizieren kann. Natürlich ist sie fast schon ein wenig zu perfekt, denn eine solche Trennung und dazu noch mit drei Kindern wäre wahrscheinlich auch für die "Otto-Normal-Hausfrau-und Mutter" etwas, das sie an die Belastungsgrenze bringen müsste. Aber das will das Buch auf keinen Fall vermitteln. Im Gegenteil, es geht eher um die zweite Chance im Leben, um das Suchen und Finden, um Vertrauen, Enttäuschung und Versöhnung. Und so plätschert die Handlung nur so dahin, was zum einen am Schreibstil liegt und zum anderen an den vielen Handlungssträngen und Personen, die die Geschichte bereichern und es nicht zu einer langweiligen Geschichte werden lassen. Denn natürlich fiebert man mit, wenn es darum geht, wer Franzis Vater ist, ob sie es herausfindet und was es mit diesem mysteriösen, gestohlenen Gemälde auf sich hat, für das sich plötzlich mehrere Leute interessieren. Gerade die Vergangenheit von Brunhilde ist ein sehr spannend erzählter Handlungsstrang, wohingegen der Haushund der Familie "Werner" durch seine Ausflüge als Drogendealer eher zur Belustigung beiträgt. Den Schluss der Handlung hätte ich mir persönlich doch noch etwas anders gewünscht, aber jeder soll sich hier selbst ein Bild machen. Obwohl ich jetzt persönlich kein großer Fan von dieser Art von Unterhaltungsliteratur bin, fühlte ich mich immer gut unterhalten und kann den Roman nur weiterempfehlen.

Mein Fazit: Ein Familienroman mit Herz. Ein unterhaltsames Lesevergnügen über die großen und kleinen Lügen, die bekanntlich nur kurze Beine haben.