Rezension

Persönlich sensibles Thema gut verpackt

Das Fundbüro der verlorenen Träume -

Das Fundbüro der verlorenen Träume
von Helen Frances Paris

Bewertet mit 4 Sternen

Dot arbeitet in einem Fundbüro der Londoner U-Bahn, wo sie liebevoll verlorene Dinge archiviert und sich besonders freut, wenn sie einen Gegenstand an seinen Besitzer wiedergeben kann. Eines Tages kommt ein älterer Herr vorbei, der dringend eine Ledertasche sucht, in dem das Portemonnaie seiner verstorbenen Frau steckt. Dot ist tief berührt und bemerkt, dass sie selbst lernen muss mit ihrem Schicksal umzugehen.

DIe eigenbrödelerische, junge Frau Dot geht in ihrem Job in einem Fundbüro von Dingen, die jemand in der U-Bahn verloren hat, voll auf. WUnderschön beschreibt die Autorin das Archiv voller verlorener Gegenstände. Dot denkt sich die Geschichten aus, die hinter ihrem Besitzer stecken könnten. Doch leider ist sie wirklich nur auf der Arbeit mit ihrem Leben zufrieden. Ihre größte Freude ist es, andere Leute glücklich zu machen, indem sie den Besitzern ihre verlorenen Gegenstände zurückgibt.

Sehr berührend ist die Szene, als ein älterer Herr nach seiner Tasche mit dem Erinnerungsstück an seine Frau sucht. Dot spürt direkt, wie wichtig diese Gegenstände für den Herrn sind. Und gibt sich alle Mühe, die Tasche zu finden.- Leider muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass der Klappentext nicht richtig hält, was er verspricht. Es geht in diesem Roman nicht um eine Freundschaft zwischen einer jungen Frau und einem weisen Mann, die beide Schicksalsschläge hinnehmen mussten.- Auf der Suche hat Dot es nicht leicht. Ihr neuer Vorgesetzter will das ganze Archiv umkrempeln und die verlorenen Dinge schneller aussortieren, um sie zum Auktionär zu bringen. Außerdem ist er wirklich ein Widerling.

Nach und nach erfahren wir, welche Probleme Dot hat und wieso sie ihre Lebensfreude verloren hat. Sie hat einige schwere Verluste hinnehmen müssen. Dot war ein richtiges Vaterkind, doch dieser ist auf schwerem Weg gestorben. Ihre Schwester hingegen war das absolute Mutterkind, doch sie ist gar keine HIlfe für Dot. Alle Probleme schiebt diese auf Dot ab. Somit ist Dot die Tochter, die sich sehr liebevoll um die demente Mutter im Altersheim kümmert und mit allen Mitteln versucht, diese so lange wie nötig in der Gegenwart zu halten. Dabei kann die Mutter sie überhaupt nicht einordnen. Ihre Schwester hingegen erkennt die Mutter als ihre frühere Putzfrau wieder.

Doch langsam merkt Dot, dass sie nicht vor ihren verlorenen Träumen davonlaufen kann. Sie versucht ihren Kummer mit Alkohol zu ersticken. Eine dumme Idee. Nach und nach erfahren wir, wer die wahre Dot gewesen ist und was sie mit ihrem Leben vorhatte. Eigentlich wollte sie Dolmetscherin für die UN-Botschaft werden und reisen, reisen, reisen. Aber wie es im Leben so ist.... immer kommt es anders, als man denkt.

Die Autorin beschreibt die gesammelten Schicksalsschläge so direkt und ungeschönt, dass der erste Teil des Buchs sehr emotional ist. Immer setzt sie noch eins drauf, aber dies kennt der eine oder andere sicher auch aus seinem Leben. Wenn was kommt, kommt alles auf einmal. Der mittlere Teil des Buchs ist dann leider nicht mehr ganz so gelungen, da die Handlung mit dem älteren Herren doch anders ist, als der Klappentext vermuten lässt und insgesamt nicht die große Rolle einnimmt. Die ein oder andere Schnapsidee hätte es nicht gebraucht, um die Hoffnung an das Gute wieder aufkeimen zu lassen. Jedoch fand ich es sehr gut, dass die kitschigen Stellen nicht so ausführlich dargestellt wurden.