Rezension

Plitscher, Plätscher, Feder, Wasser mag doch jeder ...

Pearl Nolan und der tote Fischer - Julie Wassmer

Pearl Nolan und der tote Fischer
von Julie Wassmer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Pearl Nolan, die Titelheldin des Romans (ein echter Krimi ist das nicht), besitzt eine Austernbar, die sie zusammen mit ihrer  exentrischen Mutter Dolly führt. In dem kleinen Ort an der englischen Küste kennt jeder jeden; umso schockierender ist es für Pearl, dass sie einen ihrer Lieferanten, den Austernfischer Vinnie, tot auf seinem Boot findet. Nur wenige Stunden vorher hat ein Mann namens Stroud versucht, Pearl in Bezug auf Vinnie anzuheuern. Sie hat nämlich auch vor kurzem ein Detektivbüro eröffnet, auch wenn sie noch nie einen Fall bearbeitet hat. Verdächtigerweise findet sie eben diesen Stroud auch noch tot auf, was Chief Inspector McGuire nicht lustig findet, zumal Pearl auch darauf besteht, an den Ermittlungen beteiligt zu werden.

Wie schon erwähnt, ein richtiger Krimi ist das trotz der Toten und eines Ermittlers nicht. Dazu wird viel zu viel Wert darauf gelegt, ausführlich und manchmal auch zu ausschweifend die Gegend, die Austernfischerei oder auch das Oyster Festival zu beschreiben. Ich habe gelesen, dass das als Cosy oder Wohlfühlkrimi bezeichnet wird. So richtig mein Fall ist das nicht, denn dauernd werden Beziehungen beschrieben oder dass irgendwer irgendwen attraktiv findet. Oft habe ich mich gefragt, wann Pearl denn mal arbeitet, denn meistens fährt sie in der Gegend herum, marschiert zum oder am Strand entlang, flirtet mit dem Inspector oder tut jedenfalls alles andere als sich um ihr Restaurant zu kümmern. Auch handwerklich sticht das Buch nicht hervor, man merkt einfach, dass die Autorin Drehbücher schreibt, wo Handwerk eher Nebensache ist. Wann immer sie es meint, wird lustig innerhalb von einzelnen Sätzen die Perspektive gewechselt. Interessant ist das Buch für Leute, die keinen professionellen Ermittler haben wollen und sich für die Geflogenheiten an der englischen Küste interessieren, für alle anderen ist es wohl kein explodierender Stern am Krimihimmel. Apropos Sterne, ich vergebe 2,5/5.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 15. Juli 2016 um 12:11

Auch wenn man in Büchern Landschaften und Gepflogenheiten gerne kennenlernen will, muss ein Roman handwerklich gut sein. Ich meine, das sei das Minimum! Das ist doch wie z.B. bei Tischlern, wenn sie nicht mal ihr Handwerkszeug beherrschen, will ich keinen Schrank von ihnen, egal, wie der aussieht, wenn einem da gleich die Türen entgegenkommen, wenn man ihn aufmacht ... erst Handwerkszeug beherrschen und dann Schnickschnack dazufügen. Beim Schreiben ist es genauso.

E-möbe kommentierte am 15. Juli 2016 um 19:05

Ja, wenn Schreiber ihr Handwerk so gut verstünden wie Schreiner, würden wir beide uns auch nicht über Weltraumprinzessinnen beschweren. ^^ Hab grade gesehen, dass ich "Geflogenheiten" statt "Gepflogenheiten" geschrieben habe und kann's nicht mehr verbessern. Übelst peinlich, wenn man im Satz vorher mangelndes Handwerk anprangert.