Rezension

Überzeugende Dystopie

Die Bestimmung 01 - Veronica Roth

Die Bestimmung 01
von Veronica Roth

Inhalt

Beatrice Prior wächst in einem zukünftigen Chicago auf, das in fünf Fraktionen eingeteilt ist: Alturan, die Selbstlosen, zu denen sie selbst seit ihrer Geburt gehört. Ken, die Wissenden. Candor, die Ehrlichen. Amite, die Friedfertigen. Ferox, die Furchtlosen. Beatrice sieht dem Tag ihrer Bestimmung nervös entgegen, denn einerseits will sie ihre Familie nicht verlassen, andererseits weiß sie, dass sie für die Altruan nicht selbstlos genug ist. Doch der Test verläuft schlimmer als gedacht, denn es stellt sich heraus, dass sie eine Unbestimmte ist. Zuerst versteht sie die Warnung nicht, sie weiß nicht, warum das gefährlich sein soll, aber sie soll es bald erfahren.

Beatrice ist sich schnell sicher, dass für sie nur eine Fraktion in Frage kommt: Ferox. Ob sie furchtlos genug ist, um die Initiationsphase zu überstehen, wird sich noch zeigen. Doch hier findet sie zum ersten Mal richtige Freunde, die sich um sie kümmern. Zumindest die meisten von ihnen, denn nicht alle überstehen den mentalen Druck, ohne darunter zu zerbrechen. Und andere, wie Peter, sind von Geburt an grausam.

Und dann ist da noch Four, einer ihrer Ausbilder, dessen Gefühle sie nicht deuten kann. Warum ist er mal besorgt und mal spöttisch? Warum verhöhnt er sie im einen Moment und kümmert sich im nächsten um sie? Was für ein Spiel spielt er? Was es wirklich mit seinem merkwürdigen Benehmen auf sich hat, erkennt Beatrice nicht und kann es auch später kaum glauben. Wie sollte sie auch? Schließlich war sie eine Altruan. Oder ist sie es noch?

Mit der Zeit gewöhnt sie sich an ihre neue Umgebung und kämpft verbissen um ihre Punkte, damit sie am Ende nicht fraktionslos wird: denn nicht alle werden die Aufnahmeprüfung bestehen. 10 bleiben dort, 10 erwartet ein Leben in Armut und Unglück. Doch sie muss vorsichtig sein, da die Regierung nach Menschen wie ihr sucht. Nach Unbestimmten. Nur warum? Eines ist Tris, so nennt sie sich einer Verschwörung auf die Spur, die ebenso unglaublich wie tödlich ist und nur jemand Unbestimmtes wie sie, kann den Komplott aufhalten…

Meine Meinung

Mit Die Bestimmung startet Veronica Roth einen atemraubenden Auftakt einer dystopischen Serie. Nachdem Kriege die Welt zerstört haben, entstanden die Fraktionen, jede steht für einen Grund, den sie für das Leid verantwortlich machen: Altruan für Egoismus, Ken für Unwissen, Amite für Hass, Candor für Lügen und Ferox für Feigheit. Die Entscheidung fällt schwer, denn die Wahl der Fraktion ist endgültig und bestimmt über das spätere Leben. Für die Fortsetzung würde ich mir wünschen, mehr über das System zu erfahren.

Im ersten Band lernen wir Tris, Four und ihre Freunde kennen, wir decken die Verschwörung auf und fiebern mit den Feroxanwärtern mit. Wir leiden, lieben, hassen und freuen uns mit Tris. Er überzeugt sowohl auf der emotionalen Ebene der Charaktere wie auch durch den spannenden und verworrenen Plot.

Für die Fortsetzung hoffe ich auf eine genauere Ausführung der dystopischen Welt. Welche Kriege gab es? Wie lange gibt es die Fraktionen? Gab es schon einmal Aufstände? Wechselt die Regierung und wie oft? Und auch über die Amite würde ich gerne mehr erfahren, das ist die Fraktion, die im ersten Buch kaum Erwähnung findet. Es wäre zu schade, wenn dieses geniale Worldbuilding bei dem actionreichen Plot untergeht.

Eine Menge Stoff also, auf dem die weiteren Bände aufbauen können. Roth überzeugt aber nicht nur durch den abwechslungsreichen Plot, sondern auch durch sprachliche Finesse. Wir Leser stecken in Tris Kopf, wir erfahren alles, was sie fühlt und denkt, und das Facettenreichtum ihrer Erfindungen macht sie menschlich. Während Peter einseitig grausam ist und Al immer zu heulen scheint, ist Tris voller verschiedener Emotionen und auch ihre Schwäche in vielen Situationen macht sie menschlicher und realistischer.

Die Bestimmung hat mich auf ganzer Linie überzeugt, ich habe keine Kritik außer dem Worldbuilding, das etwas zu kurz kommt. Aber dafür gibt es noch genug Raum in den kommenden Bänden. Hoffentlich.

Es ist eine gelungene Mischung verschiedener Themen und setzt sich zu einer äußerst lesenswerten Dystopie zusammen. Vom Alter der Protagonisten her würde ich sie den Young Adults zuordnen, ich denke aber, dass auch viele Erwachsene Spaß damit haben werden. Der Brutalität mancher Szenen wegen, würde ich es nicht für jüngere empfehlen. Mein Tipp wäre: ab 16, denn eine Verfilmung wäre garantiert nicht drunter freigegeben.