Rezension

Ungeradlinige Tage am Lebensende

Mein schlimmster schönster Sommer
von Stefanie Gregg

Bewertet mit 5 Sternen

Das Oxymoron im Buchtitel macht neugierig auf die Geschichte – wie kann ein Sommer zugleich schlimm und schön sein? Für die Protagonistin Isabel stellt er sich aber exakt so dar. Die Unternehmensberaterin wird mit einem männerfaustgroßen Tumor im Bauch aus dem Krankenhaus entlassen und muss vierzehn Tage auf den Befund warten. Entgegen ihrer Art mietet sie spontan einen uralten VW-Bulli, um mit ihm in die Provence zu fahren, wo sie die Lavendelfelder aus einem früheren Kinderbuch sehen will. Ankommen wird sie dort nicht. Denn zunächst muss sie mit dem Autobesitzer, dem rastalockigen Bassisten Rasso, im Bus einige Besorgungen erledigen. Die wenigen Tage unterwegs mit ihm werden zu den ungeradlinigsten Tagen in Isabels Leben. Im Bus sind Drogen versteckt, Bankräuber deponieren in ihm die Beute, unfreiwillig werden sie von einem Guru begleitet, sie transportieren die Asche von Rassos verstorbener Mutter, und … Isabel findet die Liebe.

Es handelt sich um eine schöne Roadnovel, deren einzelne Stationen recht amüsant sind, wenngleich alles von Isabels allgegenwärtiger Erkrankung überschattet wird. So wie Isabel immer wieder über ihr bisheriges Leben und ihre Träume nachdenkt, wird der  Leser verleitet entsprechendes zu tun. Eigentlich macht Isabels Leben recht betroffen. Denn immer war sie nur durchschnittlich, lebte ausschließlich für ihre Arbeit. Umso schöner ist es, dass sie über ihren Wegbegleiter Rasso andere Aspekte des Lebens kennenlernt und völlig unspontan Dinge tut. Die Lehre, die sich daraus ziehen lässt, ist zu leben nach dem Motto „Carpe diem“, denn jeder Tag könnte de letzte sein. Recht abwechslungsreich wird die Geschichte dadurch gestaltet, dass sie hin und her wechselt zwischen Rückblenden auf Isabels Krankengeschichte, ihrer Tour, den eigenen Reflexionen auf ihr Leben, den Gedanken ihres Lebensgefährten und ihrer neuen Liebe.

 

Gerne kann ich dieses Buch empfehlen.