Rezension

Ungewöhnlich, interessant und spannend.

Die Drei
von Sarah Lotz

Bewertet mit 4 Sternen

Der Tag wird als “Schwarzer Donnerstag” in die Geschichte eingehen. Vier Flugzeuge stürzen über den Erdball verteilt ab. Die Abstürze könnten nicht unterschiedlicher sein, es gibt insgesamt Tausende von Toten. Überlebende? Eigentlich unmöglich und doch haben drei Kinder es geschafft. Kaum verletzt haben sie diese Unglücke überlebt. Sie haben bis auf ihr Alter nichts gemein, sie saßen auch nicht in den gleichen Flugzeugen. Und es gab Pamela, die es wenigstens eine kurze Zeit geschafft hat zu überleben. Bevor sie stirbt übermittelt sie noch eine letzte Nachricht. Sie spricht von den Dreien und verändert damit die Welt.

Sarah Lotz hat mit “Die Drei” einen sehr ungewöhnlichen, aber in meinen Augen auch sehr spannenden Roman geschrieben. Dieses Buch soll den Auftakt einer Thrillerreihe darstellen, wobei ich nach der Lektüre sagen muss, dass es doch auch für sich alleine stehen könnte. Ich bin aber sehr gespannt auf die weiteren Teile der Reihe und wovon sie handeln werden.

Warum ist diese Geschichte also ungewöhnlich? Mit dem ersten Kapitel beginnt Lotz so, wie man es von vielen Geschichten gewohnt ist. Als Leser begleitet man Pamela auf ihrem Flug und stürzt zusammen mit ihr ab. Ihr Charakter kommt dabei sehr gut raus, auch wenn ich ihn nicht unbedingt sympathisch fand. Und dann ändert sich alles. Nicht nur, dass so viele Menschen sterben, nein, das Buch wechselt auch in ein fiktives Sachbuch über die Tragödie des Schwarzen Donnerstages. Eine Journalistin hat sich diesem Thema und den Fragen dahinter gewidmet und wir lesen also das von ihr zusammengestellte und verfasste Buch.

Die Sichtweisen der Angehörigen wechseln sich hier mit Beobachter und Verschwörungstheoretikern ab. Lotz schafft es eindrucksvoll jedem neuen Charakter eine absolut eigene Persönlichkeit zu verleihen, die sich teilweise auch sehr von vorangegangenen Charakteren unterscheidet. Dabei bleibt sie absolut authentisch und man könnte meinen, dass die entsprechenden Personen tatsächlich interviewt wurden und man von realen Personen liest.

Natürlich liegt in der Machart des fiktiven Sachbuches auch eine Schwäche. Die Geschichte fließt durch den permanenten Perspektivwechsel teilweise nur stockend, man bekommt als Leser bereits früh Hinweise auf den Schluss des Buches oder wird gar einige Abschnitte zuvor über Dinge aufgeklärt, die erst noch passieren müssen. Dies bringt dieser Erzählstil schlichtweg mit sich und man muss sich als Leser damit anfreunden können.

Es geht in diesem Buch auch um Verschwörungen, Theorien hierzu und was diese anrichten können, wenn sie auf eine breite zustimmende Masse treffen. Sarah Lotz zeigt ein derartiges Verhalten hier sehr schonungslos und erschreckend auf, dennoch frage ich mich, ob sich die heutige Menschheit mit ihrer Aufklärung wirklich so schnell zu solch teilweise schlimmen, kollektiven Taten hinreißen lassen würde.

Zum Ende des Buches verdichtet sich der Plot und viele Hinweise laufen auf ein relativ undurchsichtiges Ende hinaus. Man fragt sich nach dem Zuklappen des Buches schon, ob man nun wirklich alles verstanden hat. Restzweifel bleiben und es ist ein wenig wie früher bei Akte X: Es erscheint so, als ob eine größere Wahrheit dahinter noch enthüllt werden muss, damit man alles verstehen kann. Mich persönlich macht dies sehr neugierig auf die kommenden Teile, ich kann mir aber auch vorstellen, dass man damit Probleme haben könnte.

Für mich war “Die Drei” von Sarah Lotz ein interessanter, neuer und sehr gut geschriebener Lesegenuss. Das Buch geht teilweise ungewohnte Wege und traut sich etwas, konnte mich aber trotz einiger kleinerer Längen bei der Stange halten und begeistern. Die Autorin hat einen sehr guten Schreibstil und versteht es vor allem ihren Charakteren Tiefe und Echtheit zu verleihen. Ich freue mich schon auf die weiteren Teile dieser Reihe.