Rezension

Wem ich das Buch empfehle? Jedem, der es liebt Geschichten erzählt zu bekommen!

Die Insel der besonderen Kinder - Ransom Riggs

Die Insel der besonderen Kinder
von Ransom Riggs

Abraham erzählt Jakob von einer Insel, auf der jeden Tag die Sonne scheint und nie jemand krank wird oder stirbt. Auf dieser Insel leben Kinder mit besonderen Fähigkeiten – zum Beispiel ein Mädchen, das schweben kann – zusammen in einem großen Haus, das von einem Vogel beschützt wird. Und er erzählt von schrecklich aussehenden, buckeligen Monstern mit fauler Haut und schwarzen Augen, die auf der Jagd nach ihnen sind. Nur an diesem verzauberten Ort sind die Kinder vor ihnen sicher.

Doch mit den Jahren hört Jakob auf, an die Gruselgeschichten seines alten Großvaters zu glauben und erfährt schließlich von seinem Vater, dass Abraham seine grausame Kindheit mit den Märchen auf seine eigene Weise aufarbeiten möchte – den Tod seiner ganzen Familie, die Verfolgung durch die Nationalsozialisten und die Flucht aus Polen nach Großbritannien in ein walisisches Heim für jüdische Kriegswaisen.

Eines Abends erhält Jakob einen Anruf von Abraham, der ihn hellhörig macht. Der mittlerweile demente Mann will an seinen Waffenschrank, die Monster seien wieder hinter ihm her. Sofort begibt er sich auf die Suche nach ihm. Was Jakob in dieser Nacht erlebt, wird ihn die nächsten Monate nicht nur in seinen Träumen verfolgen. Abraham Portman ist tot, ermordet von einem Monster. Fängt Jakob nun selbst an zu fantasieren?

Während der Trauer um seinen alten Granpa Portman verliert Jakob den Glauben an seinen eigenen Verstand und isoliert sich von seiner Umgebung. Seine verzweifelten Eltern schleifen ihn schließlich zu einem Psychologen. Doch die letzten Worte seines geliebten Großvaters kann er einfach nicht mehr vergessen »Finde den Vogel. In der Schleife. Auf der anderen Seite vom Grab des alten Mannes. 3. September 1940. Emerson – der Brief. Erzähl ihnen, was passiert ist, Jakob.« Um endlich mit dem Tod seines Großvaters abzuschließen, begibt sich Jakob viele Monate später auf die Suche nach der Insel der besonderen Kinder.

Von dem Hype, der um den Titel herrscht, habe ich mich ganz bewusst nicht mitreißen lassen. Sämtliche (Video-) Rezensionen, Tweets und Leseproben zu diesem Buch habe ich ignoriert. Selbst den Klappentext habe ich nicht durchgelesen und den Trailer erst angesehen, als ich das Buch beendet hatte. So konnte ich ganz unvoreingenommen an diesen wundervollen Roman rangehen und habe ohne jedes Vorwissen einfach angefangen zu lesen. Dass man sofort von der Geschichte gefesselt wird, ist vor allem in diesem Zusammenhang natürlich ein großer Pluspunkt für Ransom Riggs.

Sein Schreibstil hat mich wirklich fasziniert, schon nach dem ersten Satz habe ich mich sehr wohl mit dem Buch gefühlt. Der Autor versteht es, das Kopfkino des Lesers zu wecken und stets für eine mysteriöse, gruselige Stimmung zu sorgen. Nach dem Tod von Abraham habe ich mich gefühlt, als würde nun sein Enkel Jakob an meinem Bett sitzen und mir eine Geschichte erzählen. Ich klebte an jedem seiner Worte, konnte einfach nicht aufhören zu lesen und habe Jakob bis tief in die Nacht auf seine Reise begleitet.

Dank der vielen Fotos und der sehr aufwendigen Gestaltung des Buches fällt das auch gar nicht weiter schwer. Mein einziger Kritikpunkt ist die flache Ausarbeitung der Charaktere: Einige Personen sind mir leider fremd geblieben, weil sich Ransom Riggs darauf beschränkt hat, die besonderen Fähigkeiten von ihnen zu beschreiben. Manchmal hatte ich dabei auch das Gefühl, der Autor wolle nur das nächste Foto endlich abhaken können und das finde ich wirklich sehr schade. Daher hoffe ich sehr, im nächsten Buch vor allem die besonderen Kinder, aber auch Jakobs Gefühle besser kennen lernen zu dürfen.

Insgesamt kann ich mich aber der Meinung von Tanja Böhm nur anschließen: Dieser Roman kennt keine Tiefpunkte. Nur selten hat mich eine Geschichte, wie die von Grandpa Portman und den besonderen Kindern, so sehr in seinen Bann gezogen. Für mich hat in diesem Roman fast alles gestimmt. »Die Insel der besonderen Kinder« ist ein grandioser Auftakt einer Trilogie und ich kann es kaum erwarten, den nächsten Band zu verschlingen. Wem ich das Buch empfehle? Jedem, der es liebt Geschichten erzählt zu bekommen!