Rezension

Konnte mich unterhalten

Die Insel der besonderen Kinder - Ransom Riggs

Die Insel der besonderen Kinder
von Ransom Riggs

Bewertet mit 4 Sternen

In Jacobs Leben waren Horrorgeschichten schon immer ein Thema. Sein Großvater erzählt ihn Märchen von einer Insel mit besonderen Kindern und untermalt diese mit mysteriösen Fotos. Wie ernst sein Großvater dieses Märchen meint und was wirklich dahinter steckt, erfährt Jacob erst mit sechszehn, als sein Großvater auf mysteriöse Art und Weise stirbt. Bei der späteren Wohnunugsräumung findet Jacob einen Brief, der bestätigt, dass es die kleine Insel in Europa tatsächlich gibt. Zusammen mit seinem Vater geht er auf Entdeckungsreise, denn er will unbedingt herausfinden, was mit seinem Großvater tatsächlich passiert ist…

Als ich das Buch vor einiger Zeit beim Onlinehändler meines Vertrauens entdeckt habe, war ich direkt vom wunderschönen Cover fasziniert, nachdem ich die Kurzbeschreibung gelesen habe, wurde ich jedoch skeptisch, weil ich nicht wusste, ob dieses Buch unbedingt etwas für mich ist. Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, bleibe ich jedoch ein wenig ratlos zurück, denn ich weiß immer noch nicht so ganz, was ich von diesem Buch halten soll.

Auf der einen Seite ist die Idee mit der Insel, den Familienumständen und den besonderen Kindern eine gute und spannende Sache, allerdings blieb der Protagonist für mich bis zum Schluss farblos. Zwar erfährt man hier eine Menge über ihn aus der Vergangenheit, sowie seine Gefühle und Gedanken, aber ich habe dennoch nicht das Gefühl, dass ich Jacob wirklich kenne, was ich mehr als schade finde.

Der Schreibstil ist dagegen genial. Ransom Riggs hat es von Anfang an geschafft, mich an dieses Buch zu fesseln. Der Stil ist flüssig, eingehend und durchweg spannend. Die Idee mit den besonderen Kindern ist gut umgesetzt und so manches Mal wurde ich vom Autor in die Irre geführt. Die Insel wird reichlich detailliert und facettenreich beschrieben. Durch die vielen Beschreibungen konnte ich mir vieles bildlich vorstellen und wäre am liebsten selbst ein Teil der Insel gewesen. Bei den Charakteren sehe ich jedoch noch deutliches Potential nach oben und hoffe, dass sich diese noch im zweiten Band weiterentwickeln werden.

Jacob ist in seiner Familie ein kleiner Rebell, man könnte ihn auch fast als das schwarze Schaf bezeichnen, denn während alle anderen dem Großvater skeptisch gegenübertreten, hält dieser an ihn fest und kümmert sich um ihn. Die Geschichten rund um die Insel sind ihm zwar suspekt, aber er bleibt seinem Großvater weiterhin treu. Auch der Familienbetrieb ist ihm nicht so wichtig, wie dem Rest der Familie. Er macht sich nichts aus dem vielen Geld und verurteilt seine Familie zum Teil für deren Meinung, welchen Stellenwert Geld im Leben hat. So glaubt seine Mutter, dass zu Fuß gehen nur etwas für arme Menschen ist. Aber wie oben bereits gesagt, blieb er für mich trotz all der Umstände farblos. Seine Gedanken und sein Handeln sind zwar mutig und interessant, aber dennoch konnte ich ihn nicht in mein Herz schließen.

Besonders schön ist hier jedoch die Cover- und Buchgestaltung, die es mir sehr angetan hat. Das Cover wirkt magisch und gruselig zugleich, da ein schwebendes Mädchen abgebildet ist. Im Buch selbst findet man jede Menge Fotos über die besonderen Kinder, die allesamt eine Gabe, bzw. etwas an sich haben, was sie besonders wirken lässt. Allein für die Aufmachung hat das Buch trotz seiner Schwächen einen Platz in jedem Bücherregal verdient.

“Die Insel der besonderen Kinder” ist der Auftakt einer neuen Reihe. Der zweite Band, der bislang noch keinen Titel hat, wird 2013 erwartet.

Insgesamt ist die “Die Insel der besonderen Kinder” trotz mancher Schwächen lesenswert. Wer die Charaktere nicht allzu ernst nimmt, sich aber auf die Handlung und Umgebung einlassen kann, wird hier einen ganz besonderen Lesespaß mit verstörenden Bildern erleben. Ein Fantasyroman, der unter die Haut geht.