Rezension

Wenn zwei Ansätze miteinander nicht harmonieren...

Solitaire - Alice Oseman

Solitaire
von Alice Oseman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieses Buch kann man nicht durch Rezensionen einschätzen; man muss es gelesen und gelebt haben, um es auch nur Ansatzweise zu verstehen...

Tori Spring ist ein einsamer Teenager, der seine Frustration durch Sarkasmus und Ablehnung der Menschheit ausdrückt. Sie zieht sich zurück und scheint nichts gegen ihre selbst gewählte Isolation zu haben. Auch ihre Familie ist alles andere als normal und es scheint, als würde jeder mit seinen eigenen Probleme zu kämpfen haben.
Sie befindet sich in einem Strudel aus Emotionen und weiß nicht, wo sie hinsoll: sie weiß nicht, wer sie ist, was sie will und wo sie hingehört. Und dann sind da noch die Menschen, die behaupten, dass sie zurzeit die beste Zeit ihres Leben erlebt.
Doch plötzlich ändert sich alles, als sie auf Michael Holden trifft. Er ist das genaue Gegenteil von ihr, da er vor Euphorie nur so sprüht und sich für alles begeistern kann. Auf unerklärliche Weise fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Und dann gibt es da noch eine geheime Schülergruppe, Solitaire, für die sich niemand außer Tori zu interessieren scheint...

Ich habe das Buch hauptsächlich wegen Tori gelesen, weil ich die Beschreibung ihres Charakters faszinierend fand und in ihre Gedanken abtauchen wollte.  Für Solitaire selbst interessierte ich mich nur so mittelmäßig. Leider ist es so, dass darauf das Hauptaugenmerk gelegt wird, was ich sehr schade finde, weil diese Szenen für mich nur oberflächlich dargestellt wurden und nicht so einer tiefsinnigen Beschreibung folgten wie der Schilderung von Toris Leben.
Und das ist wohl auch meine Hauptkritik an diesem Buch: für mich war Solitaire und was dahinter steckte, einfach lächerlich. Gerade vom Ende hatte ich mir viel mehr erhofft und bin dann doch bitter enttäuscht worden.

Zunächst war ich sehr gefesselt von dem Buch, weil der Schreibstil einfach grandios ist. Ich glaube, zynischer als Tori kann man sein Leben gar nicht betrachten. Allgemein waren die Schilderungen von ihrem Leben so detailliert und mit so viel Liebe beschrieben, dass man sich alles genau vorstellen konnte und sich in ihre Lage hineinversetzen konnte. Auch die Nebencharaktere wurden gut dargestellt, wenn auch subjektiv, da alles aus Toris Sicht geschrieben wird. Deswegen gibt es viele Bereiche, in denen man als Leser unsicher ist und nicht weiß, was wirklich gerade passiert, was ich aber nicht schlimm finde, weil so auch eine gewisse Spannung auftrat, die man bei einer solchen Geschichte wahrscheinlich nicht erwartet hätte.

Der Schreibstil hat mich nie gelangweilt und ich finde auch nicht, dass man merkt, dass hier ein "Laie" das Buch geschrieben hat. Dennoch merkt man aber einfach, dass der Hauptgedanke, nämlich Solitaire selbst, nicht so wirklich gut durchdacht ist. Als einem die Lösung präsentiert wurde, dachte ich mir so: oh je, das ist jetzt ein schlechter Scherz, oder? Da hätte ich mir wirklich viel mehr erhofft!

Gerade das ist auch der Grund, weshalb es mir so schwer fällt, dieses Buch zu bewerten und zu rezensieren. Ich war gefesselt von dem Buch und hielt es für etwas ganz Besonderes, aber im Nachhinein bin ich halt durch die Auflösung sehr enttäuscht worden. Die Schilderungen von Toris Leben waren mindestens eine glatte Eins, aber das Ganze um Solitaire herum? Gerade mal Durchschnitt.

Insgesamt gebe ich dem Buch deswegen 3,5 Sterne, weil mich halt leider nur die Hälfte des Buches überzeugen konnte. Dennoch freue ich mich schon sehr darauf, mehr von Alice Oseman zu lesen, weil sie definitiv über ein ganz besonderes Talent verfügt!