Hallo lieber Besucher! Noch kein Account vorhanden? Jetzt registrieren! | Über Facebook anmelden
Hallo lieber Besucher! Noch kein Account vorhanden? Jetzt registrieren! | Über Facebook anmelden
6 von 5 Sternen ;-)
Tarjei Vesaas, dieser vom Guggolz-Verlag wieder entdeckte norwegische Autor! Ich fand schon 'Die Vögel' gut, noch besser 'Das Eis-Schloss', aber nun dieses hier! Harter Tobak, nichts für Zartbesaitete, aber so ist das Leben und es ist gut, hinzugucken und sich Gedanken über Richtig und Falsch zu machen.
Nein, dies ist kein trockenes Geschichtsbuch, auch kein Roman. Eine Autobiografie? Eher ein autobiografischer Bericht, der die Nachforschungen einer jungen Frau über ihre ukrainische Familie beschreibt. Aufhänger ist die Suche nach einem verschwunden Großonkel, über dem ein Geheimnis zu schweben scheint, eine dunkle Wolke, denn niemand will darüber sprechen. Kein Wunder!
Ich wollte es aus zwei Gründen lesen: erstens sind die Mythen der Griechen auch heute noch von Bedeutung, als Vorlage in der Literatur oder auch in alltäglichen Redensarten: eine Herkulesaufgabe bewältigen, den Augiasstall ausmisten, spartanisch leben u.v.m.
Die ersten Sätze fand ich noch interessant: 'Ich begegnete Francesco Minelli zum ersten Mal am … 1941 in Rom' (9), aber dann kommt dieser Mann Hunderte von Seiten nicht mehr vor.
Es ist ein schwieriges Buch und ich fühle mich als Leser ebenso hin- und hergerissen wie die Hauptperson Stepan Radtschenko. Verstanden habe ich auch nicht alles, zu vielschichtig ist der Roman, mit philosophisch anmutenden Gedanken, Unterhaltungen über Kino und Theater und das alles in einer außergewöhnlich schönen, manchmal vielleicht etwas zu überbordenden Sprache.
Gerade als ich im Buch vom tik-tik-tik, einem Warnruf der Amsel lese, höre ich genau das. Zufall? Da weiß ich: Nachbars Katze schleicht wieder durch die Gärten. Ein wenig später noch mal ein Zufall: hu-hu-hu ruft es, die Türkentaube, gerade als ich im Buch von ihr lese. Nein, natür-lich war das alles KEIN Zufall, denn Vögel sind immer da, überall um uns herum.
Ein Büchlein nur, wenig Handlung, aber voll mit Gedanken und Beobachtungen in einer poetischen Sprache mit unverbrauchten Wortbildern. Ein Highlight und ein Buch, das mich nach dem Zuklappen noch eine Weile beschäftigt, eines, das noch einmal gelesen werden möchte.
'Es wäre zu wünschen, dass alle, die das Buch lesen, darin etwas für sie Wichtiges finden.' (226)
Da muss ich den Autor Arno Geiger leider enttäuschen. Es ist für mich eines der Bücher, bei dem ich froh bin, es zuklappen zu können. Ich will aber durchaus einräumen, dass jemand anders für sich darin vielleicht fündig wird.
Wisst ihr, was der Holodomor ist? Was Stalin in den Jahren vor Ausbruch des 2. Weltkrieges mit den Ukrainern gemacht hat? Erst neulich kam mir dieses merkwürdige Wort 'Holodomor' vor Augen und ich habe mich informiert. Lapidar wird in wenigen Sätzen geschrieben, was passiert ist. Das ist sehr abstrakt und weckt daher keine Emotionen.
Natürlich kenne ich die Namen Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Paul Celan und auch die von einigen ihrer Werke, aber mehr nicht, z.B. ihre Beziehungen untereinander. Und genau darüber erfährt man in diesem Buch eine Menge, spannend und tiefgründig erzählt, in gehobener, kreativer Sprache, mit klugen Sätzen, die natürlich teilweise von Bachmann oder Frisch selbst stammen.
Und noch ein Tagebuch über den Ukraine-Krieg, über die ersten Tage und die letztendliche Entscheidung zur Flucht nach Deutschland. Zuerst fand ich es ein wenig naiv vom Stil her (die Katze machte 'heia'), doch ich fand es zunehmend ergreifend und erschütternd. Da leben wir hier im Frieden, haben unsere Lieben um uns, haben alles, was wir brauchen und jammern doch auf hohem Niveau. Einige.
Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich schreiben: ein wunderbares Buch. Doch das passt nicht. Aber es ist ein persönlicher Tatsachenbericht, den ich rundherum nur loben kann. Dabei stapelt der Autor tief, er schreibt im Vorwort, es sei ein schnell, unter Bombenhagel geschriebenes Buch, daher ehrlicher, weil keine zweite Schicht von Korrektur darüber läge.
Gleich vorweg: es tut mir sehr leid, dass ich dieses Buch mit nur zwei Sternen bewerten kann, aber nach dem wundervoll melancholischen und warmherzigen Bienen-Buch von Kurkow war dieses hier eine große Enttäuschung, zudem noch eine langweilige dazu.
Kann ein Männerpärchen ein Kind aufziehen? Wenn man dieses warmherzige Buch gelesen hat, wird man es bejahen – einerseits. Aber problematisch ist es doch, denn wir befinden uns im schwulenfeindlichen Russland und da darf das nicht sein, schon gar nicht offiziell. Also – und darin liegt dann eine gewisse Problematik: es muss verschwiegen und gelogen werden.
Der Titel gebende JAB: ein harter, kurzer Boxschlag. Dem jungen Mann aus der ersten Geschichte gelingt es, damit seine Probleme zu überwinden und seinen Weg zu gehen. So weit, so gut.
Es gibt fiktive Personen, die man regelrecht 'lieb gewinnt'. So einer ist Sergej Sergejetsch. Er und Paschka, sein 'Feindfreund' seit Kindertagen, beide 49 Jahre alt, leben seit fast drei Jahren als einzige verbliebene Bewohner eines kleinen Dorfes in der Nähe von Donezk und der Frontlinie zwischen Ukrainern und prorussischen Separatisten, in der sog. Grauen Zone.
Filipenkos erstes Buch 'Rote Kreuze' hatte mir nicht sonderlich gefallen, aber jetzt wollte ich es aus Aktualitätsgründen noch einmal mit ihm versuchen. Und hochaktuell ist dieses Buch tatsächlich, hochpolitisch und brisant.
Dies ist mein erstes Buch von Vicki Baum, wenn ich von ihren romanhaften 'Erinnerungen' mal absehe. Aber schon in dieser Autobiografie war mir aufgefallen, wie genau Vicki Baum die Menschen beobachtet und beschrieben hat. Das ist auch in diesem Roman durchweg der Fall.
Der Beginn ist interessant: Franziska wird von ihrer älteren Schwester Monika gebeten, sich um den 84-jährigen Vater zu kümmern, der alleine nicht mehr zurecht kommt und dessen Haus für ihn umgebaut werden soll. Monika kann sich aus irgendeinem Grund, den wir später erfahren, nicht weiter darum kümmern.
Wenn man diese Autobiografie liest, sollte man um ihre Entstehung wissen. Vicki Baum schrieb sie im Alter von etwas über 70 und starb dann plötzlich ohne sie vollendet zu haben. So fehlen leider interessante Lebensabschnitte, z.B. ihre vielen Reisen nach der Übersiedlung in die USA.