Alle Rezensionen von Federfee

Der Keim -

Der Keim
von Tarjei Vesaas

Meisterhaft erzählt: Selbstjustiz, Mitläufertum, Schuld

6 von 5 Sternen ;-)

Tarjei Vesaas, dieser vom Guggolz-Verlag wieder entdeckte norwegische Autor! Ich fand schon 'Die Vögel' gut, noch besser 'Das Eis-Schloss', aber nun dieses hier! Harter Tobak, nichts für Zartbesaitete, aber so ist das Leben und es ist gut, hinzugucken und sich Gedanken über Richtig und Falsch zu machen.

Rote Sirenen -

Rote Sirenen
von Victoria Belim

Familienforschung auf dem Hintergrund der ukrainischen Geschichte

Nein, dies ist kein trockenes Geschichtsbuch, auch kein Roman. Eine Autobiografie? Eher ein autobiografischer Bericht, der die Nachforschungen einer jungen Frau über ihre ukrainische Familie beschreibt. Aufhänger ist die Suche nach einem verschwunden Großonkel, über dem ein Geheimnis zu schweben scheint, eine dunkle Wolke, denn niemand will darüber sprechen. Kein Wunder!

Mythen und Sagen der Griechen -

Mythen und Sagen der Griechen
von Sylvia Seelert

Genealogie-Übersicht gut gelungen, sprachlich für mich unerträglich

Ich wollte es aus zwei Gründen lesen: erstens sind die Mythen der Griechen auch heute noch von Bedeutung, als Vorlage in der Literatur oder auch in alltäglichen Redensarten: eine Herkulesaufgabe bewältigen, den Augiasstall ausmisten, spartanisch leben u.v.m.

Aus ihrer Sicht -

Aus ihrer Sicht
von Alba de Céspedes

Eine problematische Liebesgeschichte im faschistischen Italien

Die ersten Sätze fand ich noch interessant: 'Ich begegnete Francesco Minelli zum ersten Mal am … 1941 in Rom' (9), aber dann kommt dieser Mann Hunderte von Seiten nicht mehr vor.

Die Stadt -

Die Stadt
von Walerjan Pidmohylnyj

Ein fordernder Stadtroman mit schwieriger Hauptperson

Es ist ein schwieriges Buch und ich fühle mich als Leser ebenso hin- und hergerissen wie die Hauptperson Stepan Radtschenko. Verstanden habe ich auch nicht alles, zu vielschichtig ist der Roman, mit philosophisch anmutenden Gedanken, Unterhaltungen über Kino und Theater und das alles in einer außergewöhnlich schönen, manchmal vielleicht etwas zu überbordenden Sprache.

Vogel entdeckt - Herz verloren -

Vogel entdeckt - Herz verloren
von Antonia Coenen

Grandios bebildertes, sehr persönliches Vogelbuch

Gerade als ich im Buch vom tik-tik-tik, einem Warnruf der Amsel lese, höre ich genau das. Zufall? Da weiß ich: Nachbars Katze schleicht wieder durch die Gärten. Ein wenig später noch mal ein Zufall: hu-hu-hu ruft es, die Türkentaube, gerade als ich im Buch von ihr lese. Nein, natür-lich war das alles KEIN Zufall, denn Vögel sind immer da, überall um uns herum.

Der Inselmann -

Der Inselmann
von Dirk Gieselmann

Ein Leben in Einsamkeit - melancholisch, bildhaft-poetisch

Ein Büchlein nur, wenig Handlung, aber voll mit Gedanken und Beobachtungen in einer poetischen Sprache mit unverbrauchten Wortbildern. Ein Highlight und ein Buch, das mich nach dem Zuklappen noch eine Weile beschäftigt, eines, das noch einmal gelesen werden möchte.

Das glückliche Geheimnis -

Das glückliche Geheimnis
von Arno Geiger

Was Arno Geiger in seiner Entwicklung zum Schriftsteller geprägt hat

'Es wäre zu wünschen, dass alle, die das Buch lesen, darin etwas für sie Wichtiges finden.' (226)

Da muss ich den Autor Arno Geiger leider enttäuschen. Es ist für mich eines der Bücher, bei dem ich froh bin, es zuklappen zu können. Ich will aber durchaus einräumen, dass jemand anders für sich darin vielleicht fündig wird.

Denk ich an Kiew -

Denk ich an Kiew
von Erin Litteken

Der Hungerterror Stalins gegen die Ukrainer

Wisst ihr, was der Holodomor ist? Was Stalin in den Jahren vor Ausbruch des 2. Weltkrieges mit den Ukrainern gemacht hat? Erst neulich kam mir dieses merkwürdige Wort 'Holodomor' vor Augen und ich habe mich informiert. Lapidar wird in wenigen Sätzen geschrieben, was passiert ist. Das ist sehr abstrakt und weckt daher keine Emotionen.

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe -

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
von Bettina Storks

Die problematische Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch

Natürlich kenne ich die Namen Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Paul Celan und auch die von einigen ihrer Werke, aber mehr nicht, z.B. ihre Beziehungen untereinander. Und genau darüber erfährt man in diesem Buch eine Menge, spannend und tiefgründig erzählt, in gehobener, kreativer Sprache, mit klugen Sätzen, die natürlich teilweise von Bachmann oder Frisch selbst stammen.

Als ich im Krieg erwachte -

Als ich im Krieg erwachte
von Julia Solska

Lesenswertes Tagebuch einer schwierigen Entscheidung zur Flucht

Und noch ein Tagebuch über den Ukraine-Krieg, über die ersten Tage und die letztendliche Entscheidung zur Flucht nach Deutschland. Zuerst fand ich es ein wenig naiv vom Stil her (die Katze machte 'heia'), doch ich fand es zunehmend ergreifend und erschütternd. Da leben wir hier im Frieden, haben unsere Lieben um uns, haben alles, was wir brauchen und jammern doch auf hohem Niveau. Einige.

Feuerpanorama -

Feuerpanorama
von Sergej Gerassimow

Großartiges literarisches Kriegstagebuch aus Charkiw

Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich schreiben: ein wunderbares Buch. Doch das passt nicht. Aber es ist ein persönlicher Tatsachenbericht, den ich rundherum nur loben kann. Dabei stapelt der Autor tief, er schreibt im Vorwort, es sei ein schnell, unter Bombenhagel geschriebenes Buch, daher ehrlicher, weil keine zweite Schicht von Korrektur darüber läge.

Samson und Nadjeschda -

Samson und Nadjeschda
von Andrej Kurkow

Enttäuschend langweilig und verworren

Gleich vorweg: es tut mir sehr leid, dass ich dieses Buch mit nur zwei Sternen bewerten kann, aber nach dem wundervoll melancholischen und warmherzigen Bienen-Buch von Kurkow war dieses hier eine große Enttäuschung, zudem noch eine langweilige dazu.

Die Lüge -

Die Lüge
von Mikita Franko

Zwei Männer und ein Kind = Familie

Kann ein Männerpärchen ein Kind aufziehen? Wenn man dieses warmherzige Buch gelesen hat, wird man es bejahen – einerseits. Aber problematisch ist es doch, denn wir befinden uns im schwulenfeindlichen Russland und da darf das nicht sein, schon gar nicht offiziell. Also – und darin liegt dann eine gewisse Problematik: es muss verschwiegen und gelogen werden.

JAB -

JAB
von Un-Su Kim

Kurze Geschichten aus Südkorea über orientierungslose Menschen

Der Titel gebende JAB: ein harter, kurzer Boxschlag. Dem jungen Mann aus der ersten Geschichte gelingt es, damit seine Probleme zu überwinden und seinen Weg zu gehen. So weit, so gut.

Graue Bienen
von Andrej Kurkow

Leben in der Grauzone zwischen Krieg und Frieden

Es gibt fiktive Personen, die man regelrecht 'lieb gewinnt'. So einer ist Sergej Sergejetsch. Er und Paschka, sein 'Feindfreund' seit Kindertagen, beide 49 Jahre alt, leben seit fast drei Jahren als einzige verbliebene Bewohner eines kleinen Dorfes in der Nähe von Donezk und der Frontlinie zwischen Ukrainern und prorussischen Separatisten, in der sog. Grauen Zone.

Die Jagd -

Die Jagd
von Sasha Filipenko

Brisant, aktuell und politisch, zum Schluss zu sehr ins Private abgleitend

Filipenkos erstes Buch 'Rote Kreuze' hatte mir nicht sonderlich gefallen, aber jetzt wollte ich es aus Aktualitätsgründen noch einmal mit ihm versuchen. Und hochaktuell ist dieses Buch tatsächlich, hochpolitisch und brisant.

Vor Rehen wird gewarnt - Vicki Baum

Vor Rehen wird gewarnt
von Vicki Baum

Spannender Roman um eine manipulative, bösartige Frau

Dies ist mein erstes Buch von Vicki Baum, wenn ich von ihren romanhaften 'Erinnerungen' mal absehe. Aber schon in dieser Autobiografie war mir aufgefallen, wie genau Vicki Baum die Menschen beobachtet und beschrieben hat. Das ist auch in diesem Roman durchweg der Fall.

Für diesen Sommer -

Für diesen Sommer
von Gisa Klönne

Familienprobleme, langweilig und mit zu vielen Zeitsprüngen

Der Beginn ist interessant: Franziska wird von ihrer älteren Schwester Monika gebeten, sich um den 84-jährigen Vater zu kümmern, der alleine nicht mehr zurecht kommt und dessen Haus für ihn umgebaut werden soll. Monika kann sich aus irgendeinem Grund, den wir später erfahren, nicht weiter darum kümmern.

Es war alles ganz anders - Vicki Baum

Es war alles ganz anders
von Vicki Baum

Romanhaft ausgestaltete fragmentarische Autobiographie

Wenn man diese Autobiografie liest, sollte man um ihre Entstehung wissen. Vicki Baum schrieb sie im Alter von etwas über 70 und starb dann plötzlich ohne sie vollendet zu haben. So fehlen leider interessante Lebensabschnitte, z.B. ihre vielen Reisen nach der Übersiedlung in die USA.

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