Rezension

Alice schweres Schicksal

Im Nordwind -

Im Nordwind
von Miriam Georg

Bewertet mit 5 Sternen

Hörbuchrezension

Im Nordwind: Nordwind - Saga 1 von Miriam Georg ist im Juli 2014 als Hörbuch im Argon Verlag erschienen.

Hamburg 1913: Das Leben von Alice Bloom und ihrer Tochter Rosa ist bedroht von Armut und ihrem gewalttätigen Ehemann Henk. Er trinkt und verspielt fast das ganze Geld der Familie, auch Alice Lohn. Als einzigen Ausweg sieht sie die Scheidung. Damals ein Ding der Unmöglichkeit. Der Anwalt John Reeven, der ehrenamtlich für die Sozialberatung arbeitet, nimmt sich Alice und ihrer scheinbar aussichtslosen Aufgabe an.

Tania Fornaro macht den Text richtig lebendig. Ihre Stimme schafft eine vielstimmige, lebendige Atmosphäre, sodass die Zuhörer:innen direkt ins Geschehen eintauchen. Dabei wechselt ihre warme Stimme nuanciert, je nachdem, welche Figur sie gerade darstellt.
Die Handlung ist ziemlich komplex. Sie zeigt das Leben der Arbeiter und das der feinen Gesellschaft. Dabei werden die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen sehr deutlich. Die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt sehr realistisch rüber. Durch einige zeitliche Wechsel in die Vergangenheit, die die Kindheit von Alice beleuchten, wird richtig Spannung aufgebaut. Dadurch versteht man auch ihre Beweggründe viel besser.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und wirken lebendig und authentisch. Auch die Nebencharaktere sind mit vielen Facetten ausgestattet, sodass sich ein rundes Gesamtbild ergibt.
Der Schreibstil ist lebendig und abwechslungsreich und die bildhafte Sprache lässt Bilder im Kopf entstehen.

Fazit: Tanja Fornaro ist eine ausdrucksstarke Erzählerin, ihre Stimme hat die Geschichte für mich zum Leben erweckt. Der Einblick Anfang des 20. Jahrhunderts war für mich erschreckend und ernüchternd, Frauen hatten so gut wie keine Rechte! Armut und Geldnot waren ständige Begleiter der Arbeiterklasse. Die Autorin hat sicher viele Stunden in die historische Recherche gesteckt, die sich meiner Meinung nach sehr gelohnt haben. Die Geschichte ist abwechslungsreich, durch die zeitlichen Wechsel spannend, die einzelnen Fäden wurden zusammengeführt, bis auf ein paar lose Fäden, die sicherlich in der Fortsetzung zur Sprache kommen werden. Ich wurde sehr gut unterhalten und kann den Roman jedem empfehlen, der sich für historische Romane interessiert.