Rezension

Ishikli Caner, eigenwillig und famos!

Das falsche Blut -

Das falsche Blut
von Philipp Gravenbach

Bewertet mit 5 Sternen

Suspense auf höchster Ebene

Das Buch „Das falsche Blut“ von Philipp Gravenbach ist der zweite Band über Ishikli Caner, Türkin durch Geburt, Weltbürgerin aufgrund ihres Lebens. Zuvor, in Band 1, war sie noch Auftragskillerin wider Willen einer türkischen Mafia-Organisation. Nun wurde sie vom MAD als Agentin eingesetzt, doch ihr Identität musste streng geschützt bleiben. Denn a) der Mafia entkommt man nicht so leicht und b) sollen Agenten immer geheim bleiben. Doch genau dieses Geheimnis wird kolportiert, als ein völlig verängstigtes Mädchen, mit einer Fotografie in der Hand von Ishikli als junge Frau und ihrem Namen Polizisten in die Arme läuft.
Das ist der erste Strang im Krimi – Ishikli und das Mädchen. Was hat die Kleine mit ihr zu tun?

Der Krimi beginnt mit einer häßlichen 'crime scene', zu dem ein Polizistenpaar, Meissner und Yvonne Cassel, gerufen werden. Meissner zeigt sich als ein ziemlich Kauz, nicht sehr freundlich und autoritär, sehr eigen, aber wohl auch sachorientiert. Überall liegen Tote, ziemlich brutal hingemetzelt. Doch der schlimmsten Anblick ist der einer Frau (Augen ausgestochen, Fingerkuppen abgeschnitten – also der Versuch ihre Identifizierung zu erschweren). Der zweite Strang im Buch.

Die Pariser Polizei versucht herauszubekommen, wer die gemeuchelte Frau ist  und was in dieser Autowerkstatt mit dem seltsamen Mobiliar abging. Bald stellt sich heraus (der MAD), dass eine Agentin des Mossad unauffindbar ist. Wie stehen die beiden Stränge miteinander in Verbindung? Lassen sie sich verknnüpfen?

Das ist genau die Kunst des Autors Philipp Gravenbach innerhalb kurzer Zeit zwar viele Möglichkeiten aufzuzeigen und ein Sammelsurium unterschiedlicher Szenarien aufzuzeigen, doch dann ganz geschickt die Richtung so zu lenken, dass sich die Stränge verbinden. Ishikli Caner lernt Meissner und Yvonne Cassel kennen. Die Verbindung ist tatsächlich das kleine Mädchen. Das Polizistenpaar, das ebenfalls wie Ishikli Caner ein paar Geheimnisse mit sich herumtträgt, filtert aus einer Vielzahl von Möglichkeiten diejenigen heraus, die zu einem Ergebnis führen und zum Zusammentreffen der drei Hauptfiguren. Doch dazwischen entwickelt sich eine rasante Fahrt (wortwörtlich) zwischen Paris, Montpellier und Spanien... auf der rasanten Reise vom Norden in den Süden treffen alle Akteure auf einige (zwielichtige) Gestalten.

Es passieren Dinge, wo der lesende Mensch sich sagt, oh Gott, das ist echt zuviel … aber ach, es ist ja nur ein Thriller. Spannend und wie beim ersten Band Fingernägelkauend... überleben meine Lieblingsfiguren? Nicht alle, tut mir Leid, das sagen zu müssen, es gibt einige Verluste, auch unter bereits liebgewonnenen Mitspielenden... Doch genau recherchiert, vom Autor,  und nach etwas Überlegung sagt sich der lesende Mensch - passieren kann so etwas schon, vorkommen auch, nein und soweit aus der Luft gegriffen ist es wohl nicht... es passieren Dinge in diesem Universum.
Einfach sehr gute Unterhaltung und wer die vielen Details nicht überfliegen möchte im rasanten Taumel des Umblätterns, der macht es wie ich und liest mindestens ein zweites Mal das Buch. Und fühlt sich auch weiterhin gut unterhalten.

Philippe Gravenbach ist ein neuer Autor auf dem Thrillermarkt und er versteht es wirklich Suspense aufzubauen und einem stundenlang Gänsehaut zu besorgen.
Das Umschlagsbild des Buches ist schlicht – lediglich eine rote Schrift, aber passend  zum Titel 'Das falsche Blut' feinsinnig gewählt. Daneben die Kanüle voller Blut.
Wer einen höchst unterhaltsamen Krimi sucht, ist mit dem zweiten Band der Ishikli Caner Serie genauso gut beraten wie mit dem ersten Band.
Klug aufgebaut, Neuland betretend mit akribische Recherche des Autors, neue Ideen  und auch passend zur post-Corona Zeit ... also ein pures Lesevergnügen!