Rezension

Absolutes Jahreshighlight

Der Junge, der Träume schenkte - Luca Di Fulvio

Der Junge, der Träume schenkte
von Luca Di Fulvio

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung:
Ich muss sagen, dass ich wieder ein mal mit Skepsis an dieses Buch herangegangen bin. Zum einen war es ja doch sehr dick und zum anderen war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich zur Zielgruppe gehöre. Wobei das wohl auch egal ist, denn das Buch war fantastisch. Ich habe es geliebt und war direkt zu Beginn voller Interesse für die Geschichte. Es fing alles ganz interessant an, fand ich. Man lernt als erstes Cetta kennen, die Mutter von Natale. Sie hat keine ganz so leichte Kindheit und haut sogesehen von zu Hause ab, um in Amerika neu anzufangen. Allerdings wird das nicht so einfach, vor allem mit dem kleinen Natale, der von den amerikanischen Behörden in Christmas umbenannt wird. Doch irgendwie schafft Cetta es mit der Hilfe anderer, in Amerika Fuß zu fassen. Sie lebt zwar mit Christmas in einem ziemlichen Ghetto, aber für ihn ist das kein Hindernis. Er zieht sein Ding durch und lässt sich dabei nicht einschüchtern. Als er eines Tages auf Ruth trifft, verändert das jedoch seine ganze Welt. Die Beziehungen zwischen den Charakteren haben mir wirklich gut gefallen. Es war sehr authentisch. So hat man Cetta richtig angemerkt, wie sehr sie Christmas liebt. Ich muss sagen, dass mich dieses Buch sehr an die Videospielreihe "GTA" erinnert hat. Allerdings in diesem älteren Stil. Mit Gangstern und Ghettos und diesem Hass gegenüber Schwarzen oder Juden. Mir gefiel dieses Szenario wirklich sehr gut, ich konnte das Buch kaum weglegen und war so gespannt darauf, wie es weitergeht. Das Buch ist zeitlich eventuell etwas verwirrend gestaltet. Mal trifft man Cetta als kleines Mädchen, mal als ältere Mutter, mal als junge Mutter. Während es mit ihr anfängt und man viel über sie und ihre Beweggründe erfährt, kommt irgendwo der Übergang zu Christmas. Dieser spielt am Anfang eine eher nebensächliche Rolle, immerhin ist er noch ein Baby und man sieht in praktisch aufwachsen. Dann allerdings, mit ungefähr vierzehn Jahren, fängt die Geschichte an, sich um Christmas zu drehen. Fast zeitgleich lernt man die gleichaltrige Ruth kennen, ein Mädchen aus gutem Hause. Dazu kommt noch der Gärtner, Bill, auf den ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Ruth und Christmas lernen sich durch einen Schicksalsschlag kennen und so beginnt die Geschichte eigentlich. Mir gefiel die Geschichte richtig gut, es hat mich von Anfang an fasziniert und gefangen genommen. Die Atmosphäre und die Szenerie waren einfach großartig und haben mir sofort dieses bestimmte Gefühl gegeben. Wie als wäre ich hundert Jahre zurückgereist. Leider war das Buch teilweise sehr brutal und vulgär, allerdings weniger im Zusammenhang mit Christmas. Diese Passagen hatten etwas sehr ... flaues in meinem Magen ausgelöst und ich hatte dabei leichte Beklemmungen. Es war halt wirklich sehr brutal. Das waren allerdings auch die Passagen, in denen es um den Antagonisten ging. Und der war wirklich ein absoluter, sorry, Mistkerl. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass es von der Geschichte her einfach gepasst hat. Der Schreibstil des Autors war irgendwie Eigen. Er war passend zur damaligen Zeit und leicht zu lesen. Ich zumindest hatte keine Probleme mit ihm. Alles in allem war das Buch ein wirklich tolles Buch, das meine Erwartungen vollends übertroffen hat. Und der Titel "Der Junge, der Träume schenkte" hätte passender nicht sein können.

Charaktere:

Christmas: Ein unglaublicher Junge, der im Ghetto groß geworden ist und sich auf seine ganz eigene Weise etwas aufgebaut und sich durchgeschlagen hat. Christmas schien immer sehr zufrieden mit sich selbst und seiner Arbeit zu sein, zumindest meistens. Durch ein unglaublich tolles Charisma und die Fähigkeit, die Leute in seinen Bann zu schlagen, öffnen sich ihm ungeahnte Türen. Ich bin mir nicht sicher, aber Christmas ist wohl einer der besten männlichen Protagonisten, die ich innerhalb des letzten Jahres auf ihre Reise begleiten durfte. Er bleibt im Kopf, auch nach der letzten Seite noch. Denn Christmas ist einfach jemand, dem ich so noch nie begegnet bin. Und zwar nirgendwo, weder im Film noch im Buch. Christmas ist praktisch so ein Beweis dafür, dass man seine Träume niemals aufgeben darf. Dabei beweist er allen, dass er es kann und hilft dem ein oder anderen auch, seinem Traum nahe zu kommen. Christmas ist ein absoluter Wunschtyp, immer nett und freundlich und sofort bereit, für die die er liebt in die Bresche zu springen. Ich war absolut begeistert von ihm und kann kaum in Worte fassen, wie dieser Junge mein Herz berührt hat.

Ruth: Ein junges Mädchen, das aus einem reichen Hause kommt und von seinen Eltern nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie eigentlich verdient hätte. Als sie Christmas kennen lernt ist sie in einer schlechten Verfassung und trotzdem berührt er etwas in ihr, dass ihn unvergesslich macht. Ruth war etwas ... schwer zu verstehen. Als junges Mädchen hat sie bereits viel Schmerz spüren müssen und das lässt sie auch niemals wirklich los. Doch nach einer schwierigen Zeit schafft sie es wieder (fast) selbstständig auf die Beine zu kommen. Sie macht ebenfalls etwas aus ihrem Leben und fängt an, die Vergangenheit zumindest teilweise hinter sich zu lassen. Ich muss sagen, dass mir Ruth's Zustand während des Buches sehr nahe ging und ich von ihr wirklich gefesselt war und großes Mitleid hatte. So ganz verstanden habe ich ein paar ihrer Entscheidungen zwar nicht, trotzdem war sie ein tolles Mädchen, das mir sehr gut gefiel. Sie hat so ihre ganz eigene Art gehabt, manchmal auch ein bisschen arrogant, aber erträglich. Ruth nach der schwierigeren Zeit ihre ganz eigene Art mit bestimmten Sachen umzugehen. Sie war interessant, dadurch dass ich nie kalkulieren konnte, wie sie reagieren würde. Trotz allem war Ruth einfach eine tolle Person, die mehr Ecken und Kanten hatte, als erwartet.

Cetta: Christmas Mutter, die mit knapp fünfzehn aus ihrer Heimat flieht um sich ein neues Leben aufzubauen. Sie war eine sehr schöne junge Frau, die leider nicht unbedingt die besten finanziellen Mittel hatte. Statt mir Geld hat sie Christmas aber mit Liebe überschüttet. Ihre Geschichte war sehr interessant und auch tiefsinnig, fand ich. Mir gefiel es, dass man erst einmal Cetta kennen gelernt hat und sie praktisch mit Christmas zusammen älter werden sieht. Sie hat halt alles mögliche getan, um Christmas ein gutes Leben zu ermöglichen und ihm immer klar machen wollen, dass er sich nicht unterkriegen lassen soll. Und das er Frauen gut behandeln soll. Nach dem man den etwas älteren Christmas kennen gelernt hat, spielt Cetta keine wirklich große Rolle mehr, sie ist eher nebensächlich. Trotzdem ist Cetta eine sehr stolze und liebevolle Mutter, die ihren Christmas niemals vernachlässigt hat und sich gut um ihn kümmerte.Mir gefiel Cetta wirklich gut und sie war einfach eine sehr sympathische und schlagfertige Frau, die für Christmas alles in ihrer Macht stehende getan hat.

Zitate:

"Weißt du, was Liebe ist?", sagte sie. "Wenn du in der Lage bist, etwas zu sehen, was kein anderer sehen kann. Und wenn du bereit bist, etwas zu zeigen, was du keinem anderen zeigen würdest."
Cetta zu Christmas

Fazit:
Um ehrlich zu sein, bin ich niemals davon ausgegangen, dass mich dieses Buch so umhauen könnte. Christmas ist einfach ein großartiger Protagonist, der dieses ganze Buch über mein Herz in seinem Griff hatte. Selten hat mich ein Buchcharakter so beeindruckt. Mit seiner Emotionalität und Spannung war dieses Buch ein reines Lesevergnügen, wenn man vom passenden aber unangenehmen Antagonisten absieht. Aber Christmas hat einfach alles wieder wett gemacht. Dieses Buch könnte sogar eines meiner absoluten Jahreshighlights werden. Ich bin verliebt in Christmas, in dieses Buch, dass mich mit jeder Seite mehr mitgerissen hat.
5/5 Schmetterlingen für eines der berührensten Bücher des bisherigen Jahres.

Kommentare

lila Rose 1309 kommentierte am 11. Dezember 2014 um 22:21

Ich kann Dir nur beipflichten. Ich habe es auch nicht aus der Hand legen können. Einfach wunderbar zu lesen.  Tolle Rezension zu tollem Buch.