Rezension

2. Weltkrieg light

Sirius - Jonathan Crown

Sirius
von Jonathan Crown

Levi, ein Foxterrier, kann sich verstecken, als seine Geschwister alle erschossen werden, weil der Züchter ein Jude ist. Genauso banal ist die Verfügung der Nationalsozialisten, dass kein Hund jüdische Namen haben darf. So wird aus Levi Sirius – nach dem Sternbild „Großer Hund“. Er lebt ein normales Hundeleben bei der jüdischen Familie Liliencron. Als es für die Juden immer unerträglicher in Deutschland wird, flüchtet die Familie nach Amerika. In Hollywood macht Sirius auf sich aufmerksam, weil er in Deutschland gelernte Kunststücke, wie z.B. auf den Hinterpfoten stehen und die rechter Vorderpfote wie zum Hitlergruß ausstreckt, immer im rechten Augenblick  darbietet. Inzwischen heißt er Herkules und wird wegen seiner Genialität an den großen Zirkus Ringling Brothers and Barnum & Bailey ausgeliehen. Dort wird er leider vertauscht und landet wieder in Berlin. Über Hauptsturmführer Wünsche kommt Sirius dann als Hansi zu Hitler, der ihn als sein Hunderl in sein Herz schließt. Es geschieht einiges auf den 288 Seiten und manchmal überlegt man, ob das alles wirklich so passiert sein könnte. Die Familie Liliencron ändert in Amerika ihren Namen in Crown. Ist Jonathan Crown, der Schriftsteller bzw. das Medium von Sirius, ein Nachfahre? Einiges kann wirklich so passiert sein, aber es ist doch zu viel "Heile Welt", die damals wirklich nicht war. Ob nun wahr oder nicht, das Buch lässt sich zügig lesen, da es in kleinen Absätzen und verhältnismäßig kurzen Sätzen geschrieben ist. Sollte es einmal verfilmt werden, könnte ich es mir gut als "Fotofilm" vorstellen mit dem aus dem Buch gesprochenen Text. Zwischendurch dann einige schwarz-weiß Originalfilme einfügen.

Ich überlege, was ich von dem Buch halten soll. Kann man diesen dunklen Punkt in der deutschen Geschichte so locker angehen? Ja, man kann. Es gibt genug ernste Literatur über das Dritte Reich und der Judenverfolgung. Reizvoll finde ich, diese Zeit aus der Sicht eines Hundes zu sehen. Dass dieser allzu sehr vermenschlicht wird, nimmt man in Kauf. Dies trägt zur angenehmen Unterhaltung der Geschichte bei auch wenn die Hintergründe noch so ernst sind.  Trotz einiger alberner Passagen kommen aber auch viele leise, nachdenkliche Beschreibungen vor. Man wird auf sanfte Tour an die Grausamkeit des 2. Weltkrieges erinnert. Und nach fast 70 Jahren kann man das auch.