Rezension

Ein Glücksgriff

Sirius - Jonathan Crown

Sirius
von Jonathan Crown

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Reise durch Zeit und Geschichte

Dieses Buch ist wirklich ein Glücksgriff unter den zahlreichen Büchern, die auf Vorablesen vorgestellt werden. Jedenfalls für mich  ;)

Das Buch Sirius erzählt einige Jahre im Leben der jüdischen Familie Liliencron, die mit ihrem Foxterrier Levi recht wohlhabend im Berlin der 30er Jahre leben. Levi gerät durch puren Zufall in die Familie hinein und dennoch scheint es irgendwie Fügung des Schicksals zu sein. Er gehört einem ganz bestimmten Zucht-Stammbaum an, in dem die Hunde nach Intellekt selektiv weiter gezüchtet wurden. Dadurch ist er sozusagen hochbegabt und verfügt über Fähigkeiten, die normalen Hunden nicht zu eigen sind. Bspw. versteht er jedes Wort, das Menschen zu ihm sprechen und er versteht auch die Gespräche der Menschen untereinander. Für ihn unverständlicherweise bekommt er jedoch einen neuen Namen, als die Rassegesetze Hitlers vorschreiben, dass jeder Jude seinen Namen zu ändern hat. Um Levi nicht sofort als jüdischen Hund zu outen entschließt sich Prof. Liliencron, ihn in Sirius umzubenennen. 

Lt. Autor Jonathan Crown - übrigens der Name, den das Familienoberhaupt nach einiger Zeit als neuen Familiennamen in den USA wählt - wurde ihm die ganze Geschichte vom Nachfahren jenes Sirius übermittelt, sodass sie immer ein wenig aus der Sicht des Terriers geschildert scheint. Sozusagen ein Buch eines Hundes. Ich wüsste zu gerne, wie der richtige Name des Autors lautet.

Kurz nach der Reichskristallnacht gelingt der Familie die Flucht in die USA. Dort beginnt nun eine wahrhaft abenteuerliche und gleichzeitig auch extrem amüsante und phantasievolle Geschichte, die einen das Buch nur schwer wieder aus der Hand legen lässt. Sirius wird im Verlaufe zum Filmstar, dem ganz Hollywood zu Füßen liegt und sogar zur Zirkusattraktion bei Barnum & Bailey. Durch einen dummen Irrtum gelangt er wieder zurück nach Deutschland und natürlich wieder nach Berlin. Dort avanciert er zum Schoßhund Hitlers und wird zum Verbündeten des Widerstands - wenngleich leider nicht ganz vollkommen. 

Natürlich ist dieser Roman frei erfunden, jedoch ist der Ablauf so unterhaltsam und dennoch tlw. auch nachdenklich stimmend. Einerseits rührt er am schwärzesten Kapitel der deutschen Geschichte, was durchaus den Rahmen der ganzen Story ausmacht. Andererseits geht er dabei nicht melodramatisch, sondern relativ nüchtern zu Werke. Das Salz in der Suppe bilden m. E. jedoch die quasi nebenbei auftretenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Angefangen vom Retter des Sohnes Georg, der sich bereits auf dem Weg ins KZ befand - keinem Geringerem als Peter Lorre - über Filmschauspieler wie John Wayne, James Stewart, Humphrey Bogart, Marlene Dietrich - und Filmgrößen wie Billy Wilder, Fritz Lang und Jack Warner - bis hin zu den Mächtigen der Aera wie Conrad Hilton, Winston Churchill, Professor Sauerbruch oder Hermann Göring.

So entsteht ein Gesamtkunstwerk, das wirklich unglaublich fesseln und unterhalten kann. Nicht einmal das Ende ist konventionell sondern ausgesprochen pfiffig und beim Film wäre man sicher: Da folgt irgendwann eine Fortsetzung!

Der Schreibstil ist dem Genre Unterhaltungsliteratur entsprechend locker und unkompliziert. Eignet sich durchaus auch für Gelegenheitsleser und nicht nur für bücherfressende Leseratten. Dieses Buch wird definitiv mein Geheimtipp für viele Leute, die mal etwas anderes lesen wollen. Von mir gibt es die volle Punktzahl!