Rezension

Kleiner Hund ganz groß

Sirius - Jonathan Crown

Sirius
von Jonathan Crown

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Sirius wurde 1938 in Deutschland geboren. Die Tierpsychologie hatte einen großen Hype und so begann ein Deutscher intelligente Hunde zu züchten, die zur Kommunikation fähig waren mittels Schreibmaschine oder dem Bellen des Alphabets.
Ein deutscher Jude wollte in dem nichts nachstehen, er begann ebenfalls mit diesem Werk, mit dem Unterschied, dass seine Hunde Foxterrier waren und keinen Stammbaum hatten, dazu gab er ihnen jüdische Namen.
Doch der Mann wurde verhaftet, seine Hunde erschossen, einzig und allein der kleine Levi konnte überleben, da er sich in eine Ecke zusammengekauert hatte und für ein Kissen gehalten worden war.

Dieser intelligente Hund kommt nun in die Familie von Carl Liliencron, einem Wissenschaftler, der sich so gar nicht für Politik interessiert. Er ist der Meinung, dass man sie schon in Ruhe lassen würde, sie sind zwar Juden, aber sie haben schließlich niemandem etwas getan.
Aufgrund eines Gesetz kommt es zu Namensänderung bei Juden, Carl beschließt, dass auch Levi nun einen neuen Namen braucht, er nennt ihn Sirius, den großen Hund.

Doch dann kommt der Tag an dem sich alles ändert, sie müssen aus ihrem eigenen Heim fliehen und schaffen es schließlich mittels Hilfe nach Amerika zu emigrieren.
Carl einst ein angesehener Wissenschaftler wird nun zum „Schutzengel“ eines Hollywoodstars und als er Sirius mit an ein Filmset nimmt, doch bekannt ist er nun unter dem Namen Herkules.

Seine Beliebtheit bringt ihn einen neuen Job im Entertainment ein, er schließt sich dem berühmten Zoo der Ringling Brothers an.
Doch nach der Show wird er mit einem anderen Hund verwechselt, der für einen Zaubertrick benötigt wurde und landet so wieder in Deutschland, wo er nun den Namen Hansi trägt und Bekanntschaft mit Adolf Hitler und dem Widerstand macht.

Ein Hund, der sein ganzes Leben auf der Flucht war, steht nun dem Mann gegenüber, der dafür verantwortlich ist...

Meine Meinung

Die Geschichte hat einen allwissenden Erzähler, der uns tief in die Gedankenwelt der Menschen und Tiere hineinblicken lässt, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf Sirius sehr vermenschlichte Gedanken ruht.
Eigentlich bin ich kein Fan von Vermenschlichungen bei Tieren, hier jedoch hat der Autor es geschickt gemacht. Wir haben einen super intelligenten Hund, der zwar so ähnlich denkt wie die Menschen. Doch viele kleine Einzelheiten dabei lassen uns erkennen, dass es doch ein Tier ist, Unverständnis, Spieltrieb und natürlich das Unvermögen sprechen zu können geben dem tierischen Verstand Grenzen.

Die Geschichte selber ist einfach herrlich zu lesen. Sie beinhaltet einen absurden Humor, alles wird ein wenig surreal und doch bewegen wir uns hinter einem historischen Hintergrund.
Der Hund erlebt einige Dinge die wirklich passiert sind, wenn auch andere in ähnlicher Form geschehen sind und für die Geschichte etwas verändert wurden.

Sirius bezaubert uns mit seinem Charme, auch wenn er eigentlich kein sehr fröhlicher Hund ist. Es liegt eine Ernsthaftigkeit in ihm, die durch ein Trauma verursacht wurde, sowohl die Erschießung seiner Geschwister, so wie die Flucht aus Deutschland machen ihn eher melancholisch, auch wenn er es weiß die Menschen um ihn herum zu erfreuen.

Nazideutschland und den Krieg aus den Augen eines Hundes beschrieben zu bekommen ist irgendwie schon etwas sehr Neues. Es ist als würde man ein Kind durch das Elend begleiten, dass jedoch keine Fragen zum Verständnis stellen kann, da niemand es versteht.
Zwar bekommt Sirius nicht den ganzen Schrecken mit, doch genug um zu wissen, dass das alles falsch ist.

Eine ganze andere Seite der Zeit bekommen wir schließlich in Hollywood mit. Während in Deutschland Angst und Elend regieren, so tut dies in Hollywood der Glanz und Glämmer.
Die Filmszene boomt, die Menschen sind glücklich, die Sonne strahlt, die Party endet nie.
Dies ist ein sehr krasser Kontrast zu dem grauen Berlin mit seinen verdunkelten Fenstern und Trümmerhaufen.

Uns wird hier die Geschichte eines Filmstars erzählt, von seiner Glanzzeit, der Erschöpfung und schließlich dem Vergessen, so wie es nun einmal ist in einer schnelllebigen Gesellschaft. Dabei Kreuzen allseits bekannte Persönlichkeiten unseren Weh, Marlene Dietrich, Humphrey Bogart usw.
Dies ist übrigens ein Motiv das schon vorher auftaucht, so liest z.B in der Zeit in Deutschland auf einer Feier Hans Fallada der Partygesellschaft aus seinem neusten Buch vor.
Für die Geschichte selber ist es vielleicht nicht wichtig, dass der Hund auf so viele bekannte Persönlichkeiten seiner Zeit trifft, doch es gibt dem Ganzen doch eine sehr unterhaltende Note, frei nach dem Motto: Kleiner Hund ganz groß. Und in dem Sinne steht das Buch schließlich auch.

Der Schreibstil ist sehr kurzweilig und hält sich nicht mit langen Beschreibungen auf, nicht das drumherum zählt hier, sondern mehr das Gefühlsleben der Menschen und Tiere.
Anfangs kam ich etas ins Stocken, weil es mich irritierte so viel von dem Hund zu hören und noch mehr irriterte es mich einem Hund menschlich wirkende Gedanken zu zu schreiben. Doch schon schnell war ich in der Geschichte drin und genoß es sehr Sirius Weg und seine Art zu denken zu erleben.

Als ich dann jedoch begann diesen bericht zu schreiben und den "Über den Autoren" Text bei Amazon las, war ich wieder gänzlich irritiert. Bestimmt ist dies eine Verkaufstaktik, dachte ich mir dann und musste schmunzeln. Irgendwie passt das Ganze zu dem abstrusen Humor des Buches. In dem fast alles möglich zu sein scheint und nichts einfach normal ist.

Sehr interessant war übrigens auch die Wandlung, die Carl Liliencron durchmacht. Der Mann, der eigentlich seine Passion gefunden hat, daran verzweifelt alles verloren zu haben und sich dann aufmacht um etwas Neues zu finden, für das es sich lohnt zu leben.

Alles was ich erwartet habe ist enthalten. Wir haben eine Art surrealen Humor, Gesellschaftskritik, Tragödien, Liebe, Erfolg, Untergang, Verwechslungen und in gewissem Sinne auch Spannung.
Die Spannung selber hält sich zwar in Grenzen, da dies jedoch kein Thriller ist, ist das schon in Ordnung.
In jedem Fall wächst uns der kleine Hund ans Herz und das Ende ist offen, vielleicht hören wir noch mehr von ihm? Dies wäre schon erstrebenswert, da das Ende sonst einen ziemlich Bruch aufweisen würde und uns mit zu vielen Fragen zurücklassen würde.

Fazit

Ein historischer Unterhaltungsroman, der einem ans Herz geht. Wir sehen schöne und gute Zeiten, doch wir sehen auch das ganze Entsetzen, das zu dieser Zeit herrschte und das alles aus den Augen eines intelligenten und unschuldigen Geschöpfes, das dies alles nicht so recht versteht.
Man darf einige Gegebenheiten nicht zu ernst nehmen und dies nicht als lehrreiches Werk in Form historischer Fakten betrachten. Ein Lerneffekt ist dennoch da und zwar in Form von sozialkritischen Aspekten. Den Menschen wird in gewisser Weise ein Spiegel vorgehalten.Ich habe das Buch sehr genossen und würde mich über eine Fortsetzung freuen