Rezension

Führerwurst für einen jüdischen Hund - Irrwitz vom Feinsten! Unbedingt lesen!

Sirius - Jonathan Crown

Sirius
von Jonathan Crown

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

"Dies sind die Abenteuer des kleinen Foxterriers Sirius, geboren 1938 in Berlin, aufgewachsen im Haushalt der jüdischen Familie Liliencron. Er hat das düsterste Kapitel der deutschen Geschichte hautnah erlebt angefangen bei den November-Pogromen bis hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs sowie zwischenzeitlich die Flucht ins Exil nach Hollywood. Sirius nimmt sein Schicksal mit der melancholischen Heiterkeit, die nur dem klugen Foxterrier zu eigen ist. Das Leben eilt ihm dabei zu Hilfe: Es stürzt ihn in alle möglichen Katastrophen, aber es überrascht auch mit verblüffenden Wendungen ins Kuriose. Wie kommt es, dass aus dem kleinen Hund ein großer Held wird? Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder. Der Roman ist eine abenteuerliche Zeitreise. Unterwegs treibt sich Sirius in der Weltgeschichte herum und trifft jede Menge Leute: JohnWayne, Mies van der Rohe, Marlene Dietrich, Joseph Goebbels, Professor Sauerbruch, Winston Churchill, Hermann Göring, Billy Wilder, Cary Grant und viele, viele andere. So wird er, zum Beispiel, Adolf Hitlers Trauzeuge, kurz bevor dieser mit Eva Braun in den Freitod geht und das Dritte Reich zusammenbricht."

Das Cover:

Vorab muss ich anmerken, dass ich dieses Buch in einem kleinen Buchpaket beim Verlag Kiepenheuer & Witsch gewonnen habe. Als ich es in Händen hielt, war mein erster Gedanke "Ein Kinderbuch...? Und dann so ein altmodisches Cover..?". Was bin ich froh, dass dieses Buch so zu mir gekommen ist, denn im Buchhandel hätte ich es wahrscheinlich gar nicht in die Hand genommen! Wenn man es allerdings gelesen hat, macht das Cover durchaus Sinn, denn es paßt zu der Zeit, in der die Handlung spielt.

Meine Meinung:

Dem Autor ist es hervorragend gelungen, eine tragisch-komische Geschichte vor dem sehr ernsten Hintergrund des Zweiten Weltkriegs zu erzählen. Dies geschieht nicht aus der Perspektive des Hundes selber, sondern aus der des Erzählers, was ich auch sehr positiv empfinde, sonst würde es vielleicht zu kitschig wirken.

Die Ereignisse rund um die jüdische Familie Liliencron, inklusive des Terriers Levi (der des öfteren mal seinen Namen wechseln muss), sind einerseits dramatisch, da die Familie zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Berlin im letzten möglichen Moment verlassen muß und nach USA emigriert, andererseits aber auch wunderbar skurril. Im Grunde wird hier der ganze Irrsinn des Krieges, die unglaublichen Wirren und Geschehnisse des Krieges, die Grausamkeit der Nazis, das unfaßbare Verhalten der Menschen gegen die Juden extrem auf die Spitze getrieben und bloßgestellt. Man könnte sagen: Irrsinn erfordert Irrwitz! Und deshalb machen auch solche Stellen in dem Buch Sinn, die einem zunächst ein wenig überzogen vorkommen. 

So wird dann der Hund Levi noch in Berlin in Sirius umbenannt, damit er ja keinen jüdischen Namen mehr hat. In den USA wird er dann für den Film in Hollywood entdeckt und von der Öffentlichkeit nur noch mit seinem Titelhelden-Namen Hercules gerufen. Aufgrund seiner Berühmtheit darf er als Attratktion mit einem bekannten Zirkus auf Tournee gehen, wo er dann leider verloren geht und auf Umwegen wieder in Berlin landet! Und dort ausgerechnet von einem Adjutanten des Führers aufgenommen wird, der ihn gleich mal Hansi tauft und weshalb er schließlich Hitler persönlich begegnet, der ihn nur "das Hunderl" nennt. Dazu kommt es in dieser Szene (zur Erläuterung meines Rezensions-Titels):

Zitat, S. 214:

""Alle Achtung", sagt der Führer. "Bringen Sie den Hund doch mal mit, bei Gelegenheit".

Hat Wünsche richtig gehört? Adolf Hitler, der Führer des deutschen Volkes, der größte Feldherr aller Zeiten, hat ihn, Erwin Wünsche, privat angesprochen? Von Hundefreund zu Hundefreund, sozusagen? Seine Brust bebt vor Stolz. Dafür soll Hansi aber eine schöne Belohnung bekommen. Der Koch hat ein Einsehen und rückt ein großes Stück Wurst heraus.

Führerwurst."

Auch sehr schön, Zitat S. 270:

"Eines Abends im April, Herr und Hund sitzen wieder treulich beisammen, da sagt der Führer feierlich:

"Hansi, heute Nacht ist der Augenblick gekommen: Wir werden heiraten."

Der Hund erschrickt. Was? Jetzt will der Führer ihn auch noch heiraten? Das fehlt noch.

"Sei mein Trauzeuge", bittet der Führer gerührt.

Hansi nickt, erleichtert."

 

So, genug zitiert und geschwärmt, denn am besten lest ihr dieses Buch einfach selber! Von mir dieses mal keine Leseempfehlung, sondern ein LESEBEFEHL!

Und alle möglichen Sterne, die es gibt für dieses Buch, den Autor und natürlich für Levi, Hercules, Hansi, Sirius, den "Großen Hund".. :-)