Rezension

Absolute Leseempfehlung

Das Gerücht - Lesley Kara

Das Gerücht
von Lesley Kara

Inhalt

Die Ich-Protagonistin Joanna hört auf dem Schulhof, als sie ihren Sohn zum Unterricht bringt, ein Gerücht, dass eine Kindermörderin in ihrer kleinen ruhigen (fast idyllischen) Stadt unter einer neuen Identität leben soll. Als zehnjähriges Mädchen hat Sally McGowan einen fünfjährigen Jungen erstochen und soll nun viele Jahre später  in gefährlicher Nähe sein. Joanna nimmt die Worte erstmal nicht ernst. Nebenbei trägt sie sogar dazu bei, dass das Gerücht sich weiter ausbreitet und immer mehr Mütter in der Stadt von dem „Ungeheuer“ reden. Mit jedem Tag arbeitet es in Joanna aber immer intensiver. Der Gedanke, ihr Sohn könnte in Gefahr sein, verlässt sie nicht mehr. Eine nach der anderen rücken in ihr Verdächtigen-Feld immer mehr Frauen. Das Gerücht breitet sich aus und erreicht Ausmaße, mit denen Joanna nie gerechnet hätte. Bis ihr eigenes Leben vor Angst beinahe unerträglich wird und sie in jeder Nachbarin eine potenzielle Mörderin sieht.

 

Mein Eindruck

Der Klappentext und das Coverbild haben bei mir hohe Erwartungen geweckt. Ein düsteres Foto und das Versprechen, jede Seite würde „vor Spannung und einem Gefühl der Bedrohung vibrieren“, haben mich auf das Buch neugierig gemacht.

Nach dem ziemlich spannenden Einstieg gab es längere Passagen, bei denen ich das Gefühl hatte, die Autorin würde sich in dem Text verlieren und das Spannungspotential vergeuden. Sehr viele Beschreibungen aus dem Leben einer alleinerziehenden Mutter, ihrem Alltag, ihren Gedanken usw., die mich etwas gelangweilt haben. Doch etwa ab dem zweiten Drittel wird es tatsächlich wieder so spannend, wie es im Klappentext versprochen wird.

Durch die Ich-Perspektive und starke Beschreibungen der Gefühle und der Gedanken der Hauptfigur wird die Geschichte vom Leser aktiv miterlebt. Die Spannung wird schön aufgebaut, einzelne Handlungsschritte sind nachvollziehbar und realistisch, sodass ich der Autorin jedes Wort geglaubt habe. Das Gefühl der Bedrohung und der Angst, die die Hauptfigur bald in den Wahnsinn treiben, sind spürbar. Durch eine „normale“ Figur, eine Frau, von denen jeder aus seiner Nachbarschaft kennen könnte, werden die Authentizität und die Glaubwürdigkeit der Geschehnisse gesichert.

Genauso wie das Thema des Buches. Überzeugend und lebensnah – wie sich ein Gerücht ausbreiten kann, wie es wächst, sich modifiziert, von immer gefährlicheren Elementen ausgeschmückt wird, bis es über Knochen rollt – absolut glaubhaft.

Ich war von dem Buch insgesamt begeistert und habe es sehr gerne bis zum letzten Wort gelesen, wurde dabei von der Autorin unterhalten und ständig an der Geschichte gebannt gehalten. Eine absolute Leseempfehlung.