Rezension

Am achten Tag ging Gott in Therapie...

Und Gott sprach: Wir müssen reden! - Hans Rath

Und Gott sprach: Wir müssen reden!
von Hans Rath

Bewertet mit 4 Sternen

Gott in psychotherapeutischer Behandlung - heiteres Hörvergnügen mit kleinen Denkanstößen. Band eins der Trilogie macht Lust auf mehr!

Jakob Jakobi hat das Glück verlassen. Geschieden, pleite, beruflich gescheitert und mit einer blutigen Nase vom Neuen seiner Ex: So gebeutelt trifft Jakobi auf Abel Baumann, einen ebenfalls glücklosen Zirkusclown. Der leidet offenbar an einer kuriosen Persönlichkeitsstörung, denn er hält sich für Gott. Und sucht einen Therapeuten. Jakob ist fasziniert von den vielfältigen, aber seiner Meinung nach komplett irdischen Talenten des sympathischen Spinners. Doch bald ist der Psychologe nicht mehr so sicher, mit wem er es wirklich zu tun hat. Und wer hier eigentlich wem hilft… (Verlagsbeschreibung)

Schon lange war ich neugierig auf die Trilogie um den Psychologen Doktor Jakob Jakobi, da ich immer wieder auf sehr positive Rezensionen stieß. Nun habe ich endlich zum Hörbuch gegriffen - und Lust auf die nächsen beiden Folgen bekommen. So viel schon einmal vorweg.

Für Jakob Jakobi läuft es derzeit jedenfalls nicht gut. Seine psychotherapeutische Praxis dümpelt vor sich hin, seine Frau hat sich scheiden lassen, und er selbst hat Schulden und treibt doch recht ziellos durchs Leben. Da seine Ex ihm finanziell immer wieder unter die Arme greift, kann Jakob Jakobi sich ihren oft plötzlichen Einfällen nicht wirklich entziehen. Als es zu Problemen mit ihrem neuen Liebhaber kommt, soll der Psychologe eingreifen - doch bevor er noch den Mund aufmachen kann, landet die Faust des ehemaligen Boxers auf Jakobis Nase. 

Er kommt erst im Krankenwagen wieder zu sich, und die Begegnung mit dem Notarzt - der taucht auch später immer wieder mal auf und entwickelt sich so zum Running Gag - ist schon sehr unterhaltsam. Im Krankenhaus jedenfalls dauert es, bis sich jemand Jakobis Nase widmet. Während er wartet, macht er die Bekanntschaft mit einem als Zirkusclown verkleideten Mann, dem es ebenfalls nicht gut zu gehen scheint. Und so tritt Abel Baumann in Jakobis Leben, das ohne dass er es zu dem Zeitpunkt ahnt, künftig doch in etwas anderen Bahnen verlaufen wird.

Es dauert nicht lange, bis Jakobi begreift, dass Abel Baumann sich für Gott persönlich hält. Und tatsächlich bittet ihn der alte Mann um seine fachliche Hilfe. Von Ärzten sei ihm empfohlen worden, sich um Psychotherapie zu bemühen, da seine gesundheitlichen Probleme offenbar nicht organisch bedingt sind. Doktor Jakobi zögert zunächst, denn er selbst hält sich nicht für sonderlich erfolgreich, und eine Psychose wie die des traurigen Zirkusclowns ist kein leichtes Unterfangen. Und doch wird er neugierig darauf, was Abel Baumann ihm zu sagen hat. An schrägen Einfällen des personifizierten Gottes jedenfalls mangelt es nicht...

Tatsächlich entwickelt sich allmählich eine Freundschaft zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern. Und Jakobi erhält Einblicke, die ihn nach und nach zweifeln lassen. Ist Abel Baumann tatsächlich der gestörte Mann, für den er ihn anfangs hielt? Oder steckt doch mehr hinter dem, was dieser behauptet? Alle Ereignisse lassen sich jedenfalls nicht logisch oder als Zaubertrick erklären. Jakobi, definitiv kein gläubiger Mann, ist fasziniert. Und vielleicht noch ein wenig mehr? Warum sollte Gott eigentlich nicht mitten unter uns sein?

Ein heiteres Hörvergnügen mit kleinen Denkanstößen erwartet den Hörer hier - wer mehr Tiefgang erwartet, sollte zu einem anderen Buch greifen. Hier wird in erster Linie unterhalten. Johannes Steck liest die ungekürze Hörbuchversion (6 Stunden und 54 Minuten) unaufgeregt und souverän. Die Stimme passt zu dem eher spröde-lakonischen Jakob Jakobi, der hier einige Situationen zu meistern hat. Trotz der anfänglichen Distanz schleichen sich aber beide Hauptcharaktere ganz langsam ins Herz des Hörers. 

Das Ende stimmte mich etwas wehmütig, aber da dies der erste Band der Trilogie ist, geht es ja doch irgendwie weiter. Ich bin gespannt!

 

© Parden